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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

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Nr. 11 (1. November 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0172
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168

Die Pfälzischen Tonlrunhlev vev Oegenrncri?t
von Wilhelm Rciu.
(Fortsetzung.)
ine sehr schwere Partie, die man mit vollkommenem Kunstgenüsse nur selten
zu hören bekommt, ist die Rolle des Faust in den Schumann'schen „Faust-
Szenen". Die Läuterungsstufen im zweiten Faustteile sind bekanntlich sym-
bolisierte Ideen aus der, innersten Geistcsentwickelung und Lebenserfahrung
des Dichters selber. Äußeren, dramatisierburen Vorgängen läßt sich wirk-
samer beikommen; das innere Werden eines Menschen geht in keiner Form
einer äußern Handlung auf, und wie die Symbolik, die einzig mögliche
Form für diesen Inhalt, zum Teil über die eminenten Kräfte Schumanns hinaus-
ging, so stellt sie auch an das geistige Fassungs- und Ausdrucksvermögen des Sängers
ganz außerordentliche Anforderungen. In welchem Maße Gg. Keller den hohen An-
sprüchen dieser Rolle an das künstlerische Können bei der Ausführung in Nürnberg
zu entsprechen vermochte, möge folgender Abdruck bekunden: „Herr Keller, im Be-
sitze einer wundervollen Baritonstimme, hat in der Auffassung und im Vortrage als
Faust, pater 8erapbwu8 und Or. Narianus keinen Wunsch unberücksichtigt gelassen.
Auch da, wo die Dichtung selbst dem Komponisten augenscheinlich zur Fessel ge-
worden, hat er das Interesse festzuhalten vermocht. Höchstes Verständnis, warme
poetische Empfindung und durchaus edler Vortrag sind die Lichtquellen seiner vor-
züglichen Gesangsleistung gewesen". (Fränk. Kurier Nr. 157 1897.)
Sein „Elias" und sein „Paulus" — das sind über allen Buchcharaktcr hinaus-
gehobene'markige Feuergestaltcn, wie sie sich im religiösen Gcmüte gestalten, sind
Prophetenton und Apostelwort! „Als ein sehr tüchtiger Oratoriensänger erwies sich
in der sehr umfangreichen Partie des Elias Herr Keller aus Ludwigshafen, dessen
durchaus stilgemäßen Vortrag durch eine kraftvolle und warme Stimme wirkungs-
voll unterstützt wurde". (Augsb. Abd.-Ztg., Sammler 148). „Von den Solisten
ist an erster Stelle Herr Gg Keller zu neunen, ein mit den Forderungen des
Oratorienstils vertrauter und künstlerisch sicher gestaltender Sänger, der über aus-
giebige Mittel verfügt, die Rezitative durch gut gegliederte kraftvolle Deklamation ein-
drucksvoll gestaltete und sich als vortrefflicher Aricnsänger erwies". (Münchener
Gen.-Anz.) Wer ihn als „Ludwig" in Lißt's „Elisabeth" gehört hat, wie er durch
das fesselnde Licht der fröhlichen Jagdszene im tiefen Hintergründe bereits das
Mene Tekel einer erschütternden Familientragik ahnen läßt; den dramatischen Höhe-
punkt in der Fluchszene als Esra >es Hegar'schen „Manasfe"; die Donnerworte im
„Odysseus", mit denen er den Feinden seines Hauses schwört, daß seine Rache sie
ereilen soll wie Jovis Blitz; den Alarich vor und nach seiner Verwandlung; den
Zwiespalt Konstantin's zwischen dem äußern und inueru Menschen; wer wollte seine
hohe dramatische Befähigung in Abrede stellen?
Wie man in der Schweiz über ihn urteilt, möge folgender Auszug bekräf-
tigen: „Die schwere Aufgabe, die Rolle des „Meisters" (in der Bruch'schen Glocke)
stimmlich auf's beste auszustatteu und besonders sie schlicht und edel durchzuführen,
wie Schiller den frommen, gottvertrauendcn Meister geschaffen hat, hat Keller in
hervorragender Weise gelöst" (St Gallener Tageblatt). „Dichter und Komponist",
fügt der St. Gallener Anzeiger bei, „hätten ihn umarmt, wenn sie zugegen gewesen
wären!" Von ähnlichen Voraussetzungen geleitet, nennt der vorzügliche Fachreferent
der „N. Bad. Ldsztg." bei der Besprechung Kellers in der Rolle des Zöllner'schen
„Kolumbus" Keller „einen der hervorragendsten Konzertsänger der Gegenwart". Als
„Kolumbus" habe ich Keller s. Z. hier (in Landau) selber gehört. Mag man nun
von dem Werkss halten, was man will; mich hat der Name „Zöllner" nicht ge-
blendet. Der kompositorische Kolumbus steht hinter dem historischen weit zurück,
und was ich damals sagte, ist auch jetzt noch meine Ucherzeugung: Heller hat den
 
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