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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

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Nr. 5 (1. Mai 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0070
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fassen. Vgl. gotisch taubem „machen", laui, neutr., Genit. töjis, „Werk", altsächsisch
tu>viun, tou-cvon, althochd. 2uvrjun, ^ouvvjun „wirken, verfertigen, zurichten, bewegen,
sich eilen." Ebenso bedeutet das niederländische Brabant, im 8. Jahrhundert
LrLkkunt, ein ungebrochenes Land oder Brachfeld. Die Germanen trieben ja nicht
blos ausschließliche Waidewirtschaft, sondern gingen daneben schon frühzeitig zu
stetigem Ackerbau über.
Die Bukinobanten werden daher die Bewohner der Waldlandschaft Bakenis
oder des Gebirges Melibokus im Chattenland sein, d. h. des im 6. Jahrhundert
vom Frankenkönig Sigibert von Köln aus durchzogenen Waldes Lemonia oder
Loeonia, auch Loeekonia, Luokom'a, der nicht nur die Buchenwälder im Fnlderland,
auf Rhöu und Vogelsberg begriff (vgl. Gregor von Tours II, 40). Die urger-
mauische Form des Wortes Buche lautete übrigens Koka, was erst um 900 in
buokka überging, wovon das mittelhochd. Adjektiv bnookin „büchen, aus Bucheu-
holz", während Luckonia, Luoekunnu vielmehr latinisirt sein würde aus dem
Dativ Plur. Luokkon, Luokkun „zu den Buchen." Da aber auch in Südfrankreich
nach Holders altkeltischem Sprachschatz im Mittelalter der Waldnamen Lnceonis
vorkommt und keltisch bueeog - altgermanisch bukkcw „Bock" ist (ohne wahr-
zunehmende Lautverschiebung), so läge eine davon abgeleitete Form näher.
Mag aber auch in Luekonia Anlehnung an das deutsche Wort Buche statt-
gefunden haben, so steht das entsprechende iKvFPoxov (opoZ des Ptolemäus bei der
Kürze des o doch kaum für eineu gotischen Nominativ Plural LMikokö8 „die Mal-,
Grenzbuchen" oder für ein Neutrum kok ini Sinn von Buchenwald, wie „das Buch"
in vielen Ortsnamen, z. B. im Walddistrikt Schönbuch bei Tübingen. Ebenso-
wenig darf man in der Form Lacenis bei Cäsar das a für lang nehmen wegen
des mit Buche verwandten lateinischen lÜFus, da sich in keiner germanischen Sprache
überhaupt ein u in der Stammsilbe desselben findet.
Will man aber den Waldnamen L-llronis unsachgemäß trennen von dem des
Melibokus, so würde jener vielmehr eine Ableitung im Sinn von Wasserland sein,
von einem germanischen Stamm kakja. oberdeutsch ,der" Bach, rheinisch-fränkisch
aber ,die^ Bach, wie niederdeutsch Beke, auch Beck in Ortsnamen. Die eigentliche
Bedeutung ,Wasserlaufi folgt aus deu indogermanischen Wurzeln bka^ und kknF,
sich bewegen, wohin wenden, eilen, laufen, fliehen, nmbiegen, regelrecht verschoben
in den altgermamschen Nominalstämmen Kak, kok, kuk, „Rücken, Biegung".
Daneben bestand aber eine Form kuk, gleichfalls mit kurzem Vokal, oder erweitert
zum Stamm Kukina, woraus wohl altdeutsch kukil, später Bühel oder wie in
vielen Ortsnamen, Büchel, Bühl hervorging nnd womit wahrscheinlich der Namen
der Bukinobanten (das o darin ist latinisierter Bindevokal) zusammengesetzt ist,
dessen k also Romanisierung für altes, wie ek auszusprechendes k wäre, verschoben
aus vorgermanischen k im gleichbedeutenden keltischen Stamm kok, der, wieder auf
einer andern Form derselben indogermanischen Wurzel, nämlich kkuk beruht. Aus
langen Stammvokal weist dagegen der keltische Name» von Oppenheim am linken
Rheinufer oberhalb Mainz, Louoouiea, Laueoniea (wohl - Stadt des Loueonius),
sowie das im Vergleich zu gräko-italisch kuZ --- „fliehen" auf demselben lautlichen
Standpunkt stehen gebliebene germanische Zeitwort kiuZan „biegen" und
bauMn „beugen".
Im zweiten Teil von Lueinokantes könnte nun zwar das k auch für den
Laut rv oder k stehen, wie bei den britanischen Irinokuntos für Triuovantss, allein
Worte wie althochd. oli—konro, mhd. alovanr (aus anuvenrön „spotten" entstellt),
Fant (Kerl, junger Bursche, Schalk, Schelm), Firlefanz (urspr. mit Possen-
treiben verbundener französischer Reihentanz, aber auch das Spiegelfechten durch
Blenden des Gegners mittelst Spiegel im eigentlichen und dann übertragenen Sinn)
schließen sich wohl znm Teil als spätere Weiterbildungen mit Suffix t, hochdeutsch
2, an gotisch tlntkan „erfinden, erfahren, erforschen, dichten", oder sind auch solche
 
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