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am obern Rande einen halbkreisförmigen Lorbeerkranz mit irdse und Tragring trägt/
eingelötet ist. Das Geivicht der Münze (samt Zierat) beträgt 22 ^/ ihr Durch-
messer (ohne Zierat) 3b mm.
Von dieser Münze sind mir mehrere Exemplare bekannt. Das jetzt im
Speyerer Museum befindliche Exemplar ist von Herrn Stutzmaun, dessen Mutter,
eme geborene von Jngemaun, sie ans dem Nachlasse des Geheinirats May in
Heidelberg erhalten hatte. Geheimrat Franz May, der bekannte Philanthrop und
Geburtshelfer, war durch seine Frau Sylvia eiu Schwiegersohn Verschaffelts*). —
Eni zweites, nameutlich durch die feinere Ziselierung des Lorbeerkranzes und der
Aufhängeöse ausgezeichnetes Exemplar befinöet sich im Besitz des Herrn Rittmeisters
Nägele in Darmstadt, der sie durch seinen Großvater Mai in direkter Linie ans
dem Nachlaß Berfchaffelts hat. Daraus und aus der feineren Arbeit der Zieraten
kann geschlossen werden, daß dieses Exemplar Verschaffelts persönliches Eigentum
war. — Ein weiteres Exemplar, ohne Zierat, befindet sich im Mannheimer Alter-
tnmsverein. Ein viertes Exemplar wurde vor 2 Jahren auf einer Münzauktion
zilin Verkauf ausgeboten und kam, wenn ich mich recht erinnere, nach Belgien.
Über diese Medaille wurde schon berichtet von: I. P. Bet er lein in
„Medaillen ans ausgezeichnete Baieru", 4. Lieferung, München 1854 — M.
Seubert im „Katalog von Münzen und Medaillen", Mannheim 1900 —
O r. Beringer in „Peter A. von Verschaffelt", Straßburg 1902 — uud
E. H e u s e r iu „Antiguüüteu-Zeituug", Nr. 44/ Stuttgart 1904.
Mauuheim. Or. Seriuger.
Girre Speyerev Glocke
ans dev Zeit des dveiMsfätsvigen Krieges.
Von Emil Heuse r.
(Mit Abbildung.)
Die protestantische Kirchengemeiude von Edenkoben ist im Begriff sich ein
vollständiges Geläute neu zu beschaffen, weshalb zunächst die bisherigen Kirchen-
glocken in die Schmelze wandern mußten. Nur eine davon, die auch schon unter-
wegs zur Gießerwcrkstatt war, wurde durch den glücklichen Umstand, daß das Auge
eines kunst- und altertumsverstäudigen Mannes auf sie fiel, vor dem Einschmelzen
bewahrt. Es ist dies eine un Jahre 1624 m Speyer gegossene Glocke, die einen
kunstbeflissenen Meister bezeugt. Die Angaben über Zeit und Ort ihrer Entstehung
liefert uns die Glocke selbst, zum Teil durch eine gereimte deutsche Inschrift/ ferner
deutet eine darauf befindliche lateinische Inschrift an, daß die Glocke des Jahres 1624
aus den Trümmern einer Vorgängerin hergestellt wurde, und zwar im Monat
Anglist, ferner daß jene ältere Glocke samt dem Läutturm ebenfalls im Monat August
(1622) durch Polen uub Kroaten (wahrscheinlich Truppen des Erzherzogs Leopold)
zerstört worden ist.
Wir haben so die Entstehungsgeschichte einer alten, kunstgeschmückten Glocke
aus der Reichsstadt Speyer, erzählt von der Glocke selbst, in eherner Schrift vor
»ns. Daneben liefern die Akten noch Nachrichten darüber, wie diese Glocke schon
vor mehr als hundert Jahren — ähnlich wie in unseren Tagen — dem Untergang
geweiht war und wie sie dadurch, daß um ihretwillen opferbereit eiugegriffen wurde
— also auch wie im jetzigen Falle — öer Vernichtung entging: Die Ausleerungs-
kvmmifsion der französischen Nepublick nahm im Januar 1794 sämtliche Glocken vom
Turm der Edenkobeuer Kirche und hatte auch schon Anstalt getroffen um unsere
Glocke herabzuseileu uud fortzuführen. Da gaben Edenkobener Bürger ihre Spar-
groschen her und lösten damit diese eine ihnen besonders teure Glocke wieder aus,
*) Siehe Beringer: P. A. von Verschaffen, sein Leben und seine Werke. I. H. Ed. Heitz
(Heitz und Mündel), Straßbnrg 1902.
am obern Rande einen halbkreisförmigen Lorbeerkranz mit irdse und Tragring trägt/
eingelötet ist. Das Geivicht der Münze (samt Zierat) beträgt 22 ^/ ihr Durch-
messer (ohne Zierat) 3b mm.
Von dieser Münze sind mir mehrere Exemplare bekannt. Das jetzt im
Speyerer Museum befindliche Exemplar ist von Herrn Stutzmaun, dessen Mutter,
eme geborene von Jngemaun, sie ans dem Nachlasse des Geheinirats May in
Heidelberg erhalten hatte. Geheimrat Franz May, der bekannte Philanthrop und
Geburtshelfer, war durch seine Frau Sylvia eiu Schwiegersohn Verschaffelts*). —
Eni zweites, nameutlich durch die feinere Ziselierung des Lorbeerkranzes und der
Aufhängeöse ausgezeichnetes Exemplar befinöet sich im Besitz des Herrn Rittmeisters
Nägele in Darmstadt, der sie durch seinen Großvater Mai in direkter Linie ans
dem Nachlaß Berfchaffelts hat. Daraus und aus der feineren Arbeit der Zieraten
kann geschlossen werden, daß dieses Exemplar Verschaffelts persönliches Eigentum
war. — Ein weiteres Exemplar, ohne Zierat, befindet sich im Mannheimer Alter-
tnmsverein. Ein viertes Exemplar wurde vor 2 Jahren auf einer Münzauktion
zilin Verkauf ausgeboten und kam, wenn ich mich recht erinnere, nach Belgien.
Über diese Medaille wurde schon berichtet von: I. P. Bet er lein in
„Medaillen ans ausgezeichnete Baieru", 4. Lieferung, München 1854 — M.
Seubert im „Katalog von Münzen und Medaillen", Mannheim 1900 —
O r. Beringer in „Peter A. von Verschaffelt", Straßburg 1902 — uud
E. H e u s e r iu „Antiguüüteu-Zeituug", Nr. 44/ Stuttgart 1904.
Mauuheim. Or. Seriuger.
Girre Speyerev Glocke
ans dev Zeit des dveiMsfätsvigen Krieges.
Von Emil Heuse r.
(Mit Abbildung.)
Die protestantische Kirchengemeiude von Edenkoben ist im Begriff sich ein
vollständiges Geläute neu zu beschaffen, weshalb zunächst die bisherigen Kirchen-
glocken in die Schmelze wandern mußten. Nur eine davon, die auch schon unter-
wegs zur Gießerwcrkstatt war, wurde durch den glücklichen Umstand, daß das Auge
eines kunst- und altertumsverstäudigen Mannes auf sie fiel, vor dem Einschmelzen
bewahrt. Es ist dies eine un Jahre 1624 m Speyer gegossene Glocke, die einen
kunstbeflissenen Meister bezeugt. Die Angaben über Zeit und Ort ihrer Entstehung
liefert uns die Glocke selbst, zum Teil durch eine gereimte deutsche Inschrift/ ferner
deutet eine darauf befindliche lateinische Inschrift an, daß die Glocke des Jahres 1624
aus den Trümmern einer Vorgängerin hergestellt wurde, und zwar im Monat
Anglist, ferner daß jene ältere Glocke samt dem Läutturm ebenfalls im Monat August
(1622) durch Polen uub Kroaten (wahrscheinlich Truppen des Erzherzogs Leopold)
zerstört worden ist.
Wir haben so die Entstehungsgeschichte einer alten, kunstgeschmückten Glocke
aus der Reichsstadt Speyer, erzählt von der Glocke selbst, in eherner Schrift vor
»ns. Daneben liefern die Akten noch Nachrichten darüber, wie diese Glocke schon
vor mehr als hundert Jahren — ähnlich wie in unseren Tagen — dem Untergang
geweiht war und wie sie dadurch, daß um ihretwillen opferbereit eiugegriffen wurde
— also auch wie im jetzigen Falle — öer Vernichtung entging: Die Ausleerungs-
kvmmifsion der französischen Nepublick nahm im Januar 1794 sämtliche Glocken vom
Turm der Edenkobeuer Kirche und hatte auch schon Anstalt getroffen um unsere
Glocke herabzuseileu uud fortzuführen. Da gaben Edenkobener Bürger ihre Spar-
groschen her und lösten damit diese eine ihnen besonders teure Glocke wieder aus,
*) Siehe Beringer: P. A. von Verschaffen, sein Leben und seine Werke. I. H. Ed. Heitz
(Heitz und Mündel), Straßbnrg 1902.