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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 4 (April 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0078
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liegt. Aber er stand mit diesem gemütlichen Manne, der damals noch im Städt-
chen wohnte^) und erst späterhin jenes ländliche Haus (gen Frankenthal) an seinem
Garten erbaute, in sehr sreundlichem Verhältnis" Die Angaben K. Geibs sind
für uns uni so wertvoller, als dessen „verewigter Vater ein Freund Derheins
war." Dr. M. I. Mörschell in seiner „Geschichte Oggersheims" (im Verlag
des Verfassers !844) macht sich bereits Geibs Korrektur der Lokaltradition zu
eigen (S. Ulf.), wenn er auch den Aufenthalt Schillers in das Jahr 1802 (!)
verlegt. Daß jedoch trotz Geib und Mörschell sich noch auf Jahre hinaus die alte
Überlieferung erhielt, das beweist Josef Nanks Büchlein „Schillerhäuser" (Leipzig,
F. A. Brockhaus, 1856). Die Schilderung, die er von dem Oggersheimer „Schiller-
haus" entwirft, paßt wieder ans das spätere heute noch erhaltene Derainsche Haus* *)
an der Straße nach Frankenthal. „Wer von Mannheim her," schreibt er S. 10,
die 'Hauptstraße durch den rheinpfälzischen Ort Oggersheim verfolgt, der trifft
gegen Ende desselben, rechter Hand, ans ein ziemlich kleines Haus, das durch einen

Ehemaliges Gasthaus zum Viehhof.

Garten, von der Straße getrennt ist. Der Eingang in das Haus führt durch den
Garten, zur Hausthüre selbst gelangt man aus einer steinernen Doppeltreppe.
Dieses bescheidene Haus, mit vier Fenstern in der Fronte und einigen Dachstübchen
über dem einen Stockwerke, wird als dasjenige genannt, wo Schiller im Jahre
1782 sieben Wochen lang (Oktober—November) als Flüchtling gelebt hat, weil er
sich in Mannheini nicht sicher glaubte."

bürg) vermutlich holländischen Ursprungs: Rijn ^ Rhein, mit Vorgesetztem de, vgl-
De-Jong — Dejoug Jung), De Wette - Dewette u. a. Holländische Familien kamen schon in
kurpfälzischer Zeit zahlreich nach Mannheini, z. B. die Familie Thorbecke. Die Schreibung Derain
beruht dann aus einem Mißverständnis, wir behalten sie jedoch als die übliche bei.

0 Das ursprüngliche Haus Derains im Orte, in dem Schiller also verkehrte, konnten wir
nicht ermitteln.

*) S. unser Bild „Das Derainsche Haus" in Oggersheim, nach Photograph. Aufnahme
von Realschüler Otto Hach in Oggersheim.
 
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