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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 5 u. 6 (Mai u. Juni 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0089
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Kurfürsten von Trier, Klemens Wenzeslaus, znm Geheimen Rat ernannt
morden/ lebte sie m Thal-Ehrenbreitstein bei Koblenz und öffnete ihr Haus
allem, was in der literarischen Welt sine Rolle spielte. Dort gingen die Brüder
I. G. und Fritz Jncoln, Herder, Wieland, Goethe, Merck, der uns
schon bekannte Franz Michael Leuch senring und viele andere^) ein und
aus. Zu den intimsten Gliedern des La Rocheschen Kreises gehörte schon damals
auch der kurtrierische Geistliche Rat und spätere Konferenzminister Christoph
Philipp Wilibald Frh. v. Hohenfeld, zugleich Domkapitular zu Worms,
Speyer und Bamberg und Kapitular des Stiftes Wimpfen. Er entstammte
der älteren, rheinischen Linie seines Geschlechtes besaß eine gute wissenschaftliche,
namentlich naturwissenschaftliche, und literarische Bildung, hatte Reisen nach Italien,
Frankreich und England gemacht und war ein ungemein liebenswürdiger Gesell-
schafter. „Mit philosophischem Geiste durchdachte er Menschen und Staaten und

schätzte und liebte nur Wahrheit und Natur,'
er achtete an sich selbst nicht das Zufällige
seiner adeligen Geburt und seine Ehrenstellen
am meisten, sondern das, was er sich durch
unermüdlichen Fleiß an Kenntnissen erwarb,
und seinen von allen aufgeklärten und edel
gesinnten Menschen verehrten Charakter- er-
suchte mit sanftem Eifer und stiller Größe
Gutes zu wirken und vereinigte in seiner-
edlen Gestalt Ernst, Würde und Bescheiden-
heit. Mit diesem vielseitigen Manne ver-
banden Sophie La Roches Gatten seine gleich-
gearteten Neigungen für Kunst und Natur-
wissenschaft, die er durch Beschäftigung von
Malern und Anlegung einer schönen Na-
tura liensammlung betätigte."

Als Sophie La Roches Gatte wegen
eines freimütigen Buches, das er ge-
schrieben, bei seinem Herrn in Ungnade ge-
fallen und aus seinen Diensten getreten
war, siedelte die ganze Familie von Cob-
lenz nach Speyer zu Baron von Hohen-
Sophie von La Rvche selb über, der gleichzeitig mit seinem

Freunde La Roche seine Stellung als Kon-
serenzmiuister ausgab, aus seinen Ruhegehalt zu Gunsten des Freundes verzichtete
und sein geräumiges Haus, die heutige Dompropst er und Domdechanei, bis
auf ein Zimmer und eine Kammer, welche er selbst bewohnte, der Familie seines
Freundes zur Verfügung stellte.

Psidln diesem ihrem neuen Heini klopfte an einem der ersten Oktobertage des
Jahres 1783 Schiller zum ersten Male an. Er war nicht ungerufen ge-
kommen,- auf „Mama" Ln Roches wiederholte Bitte führte ihn sein Mannheimer-
Gönner, der geistvolle, für das literarische Leben der Pfalz tonangebende Buch-
händler Schwan, in Gesellschaft seiner Tochter Margarete und der des Hosrats
und Sekretärs der Pfälzer Akademie der Wissenschaften LameyZ bei ihr ein.
Sophie ehrte ihre Gäste nach Gebühr.

2-v In Speyer besuchte sie so auch der Dichter Pfeffel und Herzog Karl August
von Weimar.

0 Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquar ins ec. Mittelrhein II 2.
Coblenz 1851. S. 772ff.

st Vgl. jetzt A(rmand) B(aumann), Schillers Beziehungen zur Familie Lamey (Mann-
heimer Geschichtsblätter VI (1905) Schillernummer S. 146).
 
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