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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 7 (Juli 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0117
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98

b. 1, 9, 18/ 3, 10), Liebe für Gesellschaft und daraus entspringender Gast-
freundschaft beruhen.

Doch soll ja, wie die Aufschrift dieses Artikels sagt, nicht über kulturhistorische
Unterschiede der Pfälzischen Bevölkerung, sondern über einen Mann aus der Nord-
pfalz, über den Dichter Richard Müller gesprochen werden.

Insoweit ist jedoch die Abschweifung vow eigentlichen Thema gerechtfertigt,
als sie den Unterschied der nordpfälzischen Dichtungen Müllers von denen der
Vorder- und der Badischen Pfälzer zu erklären sucht.

Das was Müller besonders auszeichnet, ist das tiefgehende Jnsichaufuehmeu
heimischer Empfindungen und Gebräuche und das Versenken in die Denkweise heimischer
Gestalten, die seine Dichterseele in Versen schildert. Es ist bei ihm keine verklärende
Idealisierung der bestehenden Verhältnisse, auch kein excentrisches Witzeln über

Fehler und Schwächen seiner Landslente, son-
dern eine Wiedergabe der Wirklichkeit in poe-
tischen Worten. Darin besteht Müllers Größe
und Müllers Wahrheit. Mag er sich im tiefsten
Ernst oder in schelmischem Humor bewegen, mag
er seine „Buwegschichte", „Unser Katherin",
Kapitel aus dem „Schneiderche vun Mackebach"
bringen: immer sehen wir die Gestalten leilu
hastig vor uns/ und sein Gedicht: „Er schläft"
ist zweifellos zu den besten Erzeugnissen deutscher
Lyrik zu zählen.

Dabei ist Müller auch ein sehr guter
Rezitator seiner Gedichte und weiß jede Färbung
derselben dem Hörer zum Bewußtsein zu bringen.

Der zu Anfang dieser Schilderung etwas
breit behandelte Unterschied zwischen den einzelnen
Pfälzischen Gauen soll zugleich uachwirkend und
erklärend für die später erscheinenden weiteren
Besprechungen der Pfälzischen Dichter sein. Von
Müller wollen wir noch biographisch erwähnen,
daß er ihm Jahre 1861 zn Obermoschel geboren
'wurde und 1878 die Realschule in Alzey ab-
solvierte. Zur Zeit führr er eine vom Vater
ererbte Gerberei, deren holde Düfte, wie er selbst
sagt, seine poetischen Leistungen lebhaft fördern. An literarischen Erzeugnissen
stammen von ihm verschiedene Novellen und Festspiele sowie drei Dialektsammluugen:
„Hstuuerm Duuuerschberg", „Pälzer Luscht un Lewe" und die Erzählung in Versen:
„Das Schneiderche von Mackebach". Nachstehende, aus der iLammluug „Pülzer
Luscht nn Lewe" entnommenen Gedichte mögen als Beweis unseres Urteils über
Müllers Muse dienen.


Richard Müller.

Mei(n)

Im Käwwig vor sei'm Trögelche
Sitzt meiin) .v'anarievögelche
Un wäscht nn puddelt sich.

Dann dänzelt's an sei(n) Häwwelche,

Un frißt nn wetzt sei(n) Schnäwwelche,

Gar fei(n) un snuwerlich.

Jetzt fladdcrt's uff sei(n) Stüngelche
Un peift als wie e Engelche,

Das schallt durch Hof nn Hans-

WögekcHe.

Un dozu braucht das Viechelche
Noch net emol e Büchelche
Es singt's ganz frei erans.

Wie hibsch hott.s blos das Diugelche,
Es schauckelt in seiin Ringelche,

Un singt un springt wie's will,-
Ich dauz blos noch eem Stickelche,

Das peift mei(n) Fraa, mci(n) Rickelche,
Un selte schweit se still.
 
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