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Brandt, Annalena [Hrsg.]; Hefele, Franz [Hrsg.]; Lehner, Hanna [Hrsg.]; Pfisterer, Ulrich [Hrsg.]
Pantheon und Boulevard: Künstler in Porträtserien des 19. Jahrhunderts, Druckgrafik und Fotografie — Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2021

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[Katalog] 19. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70035#0507
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1871-1880

Kat. 170
Liebigs Sammelbilder
Diverse Druckorte
1873-1940
Ca. 110 x 70 mm (Quer- und Hochformat); 1.138 Serien mit ca. 7.000 Bildern (Chromolith.),
davon 7 Serien zu Künstlern (jeweils 6 Kärtchen, z. T. mit Doppelporträts) und 4 weitere Serien
mit 6 einzelnen Künstlerporträts, insgesamt 60 Künstlerporträts
Privatbesitz (Einzelexemplare)
Erstmals wurden gegen 1875 als Beigabe zu Liebigs Fleischextrakt1 sogenannte Liebig
Sammelbilder herausgegeben.2 Eine erste Serie wird zwar schon auf 1873 datiert,
zeigt aber - untypisch für spätere Folgen - die Fleischfabrik in Fray-Bentos, Uruguay,
und diente vermutlich noch nicht als Kaufanreiz. Bis 1878 folgten Serien „Rund um
den Liebigtopf", erst danach kamen neue Themen - etwa zu „den Asiaten", mit der
Zeit wurde es immer enzyklopädischer und ,,[m]an kann sagen: eine Liebigbilder-
Sammlung ist ein Konversationslexikon in Bildern."3
Zu Beginn wurde in Paris gedruckt, über die Jahre wurde es immer internationaler,
wie auch die Länder, in denen eine Ausgabe erfolgte - zunächst Deutschland und
Frankreich, dann Spanien, Belgien, Italien, Holland, Dänemark, Schweden, Böhmen
und Ungarn. Die Karten waren zwar als Serien zu jeweils sechs konzipiert, wurden
aber von den Händlern einzeln abgegeben, je nachdem wie viele Dosen von Liebigs
Fleischextrakt gekauft wurden. Dadurch sollten Kunden motiviert werden, dem Mar-
kenprodukt - einem der Ersten überhaupt - treu zu bleiben, um ihre Serie zu ver-
vollständigen. Die geringe Größe der Serien führte zu schnellen Erfolgserlebnissen;
das Sammeln, Tauschen und Einkleben in Alben sorgte für „besondere Beteiligung-
und Aneignungsprozesse" und für ein Selbstverständnis einer bürgerlichen Schicht
(Blume 2019, S. 9 u. 94). Es gab eigens dafür produzierte Sammelalben, die aber - an-
ders als von vergleichbaren Firmen mit Sammelkarten - nicht von der Firma Liebig
selber herausgegeben wurden, sondern von engagierten Liebhabern (vgL Blume 2019,
S. 105). Die für den Entwurf der Karten verantwortlichen Künstler sind unbekannt,
was von der Firma auch so beabsichtigt war - alle Karten sollten den gleichen Status
haben (vgL Mielke 1982, S. 46), zudem führte das chromolithografische Verfahren
dazu, dass es fast unmöglich ist, einzelne Handschriften zu erkennen.
Nachdem es bereits 1883/84 eine Serie über die Gefahren und Tücken der Frei-
luftmalerei mit zwei nicht individualisierten Malern und 1889 zwei Serien über die
Künste (mit Malerei und Skulptur) und die verschiedenen Genres der Malerei (Por-
trät-, Tier-, Schlachtenmalerei etc.) gegeben hatte, wird 1894 als erster individueller
Künstler Raffael gezeigt, allerdings nur für die ganz Schlauen, die es schafften, ein
Rätsel um seinen Namen in einer Serie (Nr. 2754) mit Anagrammen zu knacken (Taf.
170a). 1896 folgte erstmals eine ganze Serie (Nr. 322) mit Berühmten Malern, auf je-
dem Kärtchen sind jeweils zwei Künstler aus einem Land zu sehen: Hans Holbein/Al-
brecht Dürer, Anthonis van Dyck/Peter Paul Rubens, Antoine Watteau/Eugene Dela-
croix, Rembrandt van Rijn/Frans Hals (Taf. 170b), Raffael Sanzio/Tizian Vecellio

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