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Brandt, Annalena [Hrsg.]; Hefele, Franz [Hrsg.]; Lehner, Hanna [Hrsg.]; Pfisterer, Ulrich [Hrsg.]
Pantheon und Boulevard: Künstler in Porträtserien des 19. Jahrhunderts, Druckgrafik und Fotografie — Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2021

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[Katalog] 19. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70035#0506
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1871-1880

gewesen war: „de former une collection aussi complete que possible des celebrites
artistiques, litteraires et politiques de notre epoque" (Ä nos lecteurs, Paris-Portrait,
Bd. 7, Nr. 364,1880, S. 3). Die Präzisierung, dass sich die Vollständigkeit auf Paris be-
schränkt, müssen sich die Leser hinzudenken.
Während diese Schlussformel nahelegt, dass das Vorhaben von Paris-Portrait zu
einem erfolgreichen Ende gebracht worden sei, verlor Redakteur Jahyer, der die
Texte zu den Porträts verfasst hatte, keine Zeit und tauchte schon eine Woche später
als Chefredakteur einer neuen Publikation auf, die den Titel seiner biografischen
Texte, „Camees artistiques", als Namen führte.4 Deren Rezept war dem von Paris-
Portrait zum Verwechseln ähnlich. Auf dem Titel war ein Porträt zu finden, das von
einer Biografie Jahyers begleitet wurde. Verändert wird das Layout der Titelseite, in-
dem die Rahmung des Porträts reduziert wird, sodass der biografische Text das
Porträt umfließen kann (Taf. 169b). Bild und Text werden somit stärker als Einheit,
nicht als zwei verschiedene Seiten präsentiert. Die aktuellen Nachrichten und litera-
rische Beiträge sind weiter marginalisiert worden.
Auch die Auswahl der porträtierten Personen entspricht der von Paris-Portrait.
Es gibt einen eindeutigen Schwerpunkt auf Bühnenpersönlichkeiten, ergänzt um die
Spitzen anderer Künste: Komponisten, Literaten und eben bildende Künstler. Perso-
nelle Überschneidungen sind unvermeidlich. Neben zahlreichen Bühnenstars treten
in den Camees artistiques auch erneut der Architekt der Pariser Oper Charles Garnier
und die Maler Leon Bonnat und Carolus Duran auf, allerdings nicht mit demselben
Bild und demselben Text. Die Fotos sind mit derselben Technik angefertigt, haben
dasselbe Format und stammen größtenteils aus demselben Kreis von Porträtateliers.
Für die Woodburytypien zeichnet nun Lemerciers Konkurrent Goupil verantwortlich.
Es kommt zu 152 Nummern, bis die Camees artistiques ihr Erscheinen am 28. März
1883, kurz vor Vollendung des dritten Bandes, einstellen. Nach ungefähr zehn Jahren
Laufzeit enden die von Jahyer organisierten Celebrity-Galerien in Zeitschriftenform.

Jens Ruch atz

1 Vgl. Jules Pinsard: L’Illustration du Livre moderne et la Photographie, Paris 1897, S. 189.
2 So war es darüber hinaus nötig, an den Rändern des dünnen Bildchens die überschüssigen
Gelatinereste abzuschneiden und das Bild dann sorgfältig auf einen Träger zu montieren.
Siehe dazu Bertrand Lavedrine: (re)Connaitre et conserver les photographies anciennes,
Paris 22013, S. 186; Josef Maria Eder: Geschichte der Photographie [^Ausführliches Hand-
buch der Photographie, Bd. 1,1. Teil], Bd. 2, Halle a. S. 41932, S. 835 f., 839 u. 895.
3 Vgl. Josef Maria Eder: Heliogravüre und Rotationstiefdruck ferner Photogalavanographie,
Photoglyptie, Asphaltverfahren und photographische Ätzkunst, Halle a. S. 31922, S. 291.
4 Der Anschluss erfolgt mehr als nahtlos. Nachdem am 6. Mai 1880 die letzte Nummer von
Paris-Portrait erschien, kam die erste Nummer der Camees artistiques schon am 8. Mai
1880, am Samstag derselben Woche, heraus.

Literatur
Unbearbeitet

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