Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brandt, Annalena [Hrsg.]; Hefele, Franz [Hrsg.]; Lehner, Hanna [Hrsg.]; Pfisterer, Ulrich [Hrsg.]
Pantheon und Boulevard: Künstler in Porträtserien des 19. Jahrhunderts, Druckgrafik und Fotografie — Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2021

DOI Kapitel:
Essays
DOI Kapitel:
Ruchatz, Jens: Künstler von der Kamera interviewt. Serielle Konstellationen in der Zeitschrift und das fotografische Porträt im Zeitalter der Celebrity
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70035#0168
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Künstler von der Kamera interviewt

Technically, as he soon found, it was not then practical. He modified his plan to allow for a
picture at every opening of the magazine, which was novelty enough." Die Formel „a picture
on every page" wird quasi in allen Publikationen zu The Strand aufgerufen, findet sich
allerdings stets nur indirekt zitiert, so bereits im Jahr 1899 eingangs zu einem Interview:
„Sir George’s long cherished notion of a magazine with a picture on every page" (Albert
Dawson: An Interview with Sir George Newnes, BART., in: The Bookman 16 [Mai 1899],
Nr. 92, S. 38-40, hier S. 39). Beim Durchsehen von The Strand zeigt sich ein Layout-Konzept,
das diesem Ideal sehr nahekommt, fast immer mindestens ein Bild pro Seite bringt und
sich eher selten auf immerhin eines pro Doppelseite beschränkt. David Reed: The Popular
Magazine in Britain and the United States, 1880-1960, London u.a. 1997, S. 96, hat exem-
plarisch ausgewertet, dass in der ersten Jahreshälfte 1895 (Bd. 9 des Strand) 842 Bilder
auf 712 Seiten kommen, im Schnitt also 1,18 Bilder pro Seite zu veranschlagen sind.
16 Diese Neukonzeption der mise en page von Bild-Text-Beziehungen basiert auf der Durch-
setzung fotomechanischer Reproduktionsverfahren in der Zeitschriften-Illustration. Die
grundsätzliche Durchmischung von Text und Bild im Seitenlayout setzt voraus, dass die
Größe der Bildelemente ebenso frei veränderbar ist wie der Schriftsatz. Eben dies wird
durch die Autotypie ermöglicht - und zwar für alle fotografisch reproduzierbaren Elemente:
Gemälde, Zeichnungen und Fotografien. Hilfreich für eine historische Kontextualisierung
des Bild-Schrift-Layouts des Strand ist der allerdings auf ein anderes Zeitschriften-Genre
bezogene Beitrag von Tom Gretton: The Pragmatics of Page Design in Nineteenth-Century
General-Interest Weekly Illustrated News Magazines in London and Paris, in: Art History
33 (September 2010), Nr. 4, S. 680-709.
17 Vgl. Dawson 1899 (wie Anm. 15), S. 40. Zur Verbreitung siehe auch Pound 1966 (wie Anm.
15), S. 32 u. 53; Jackson 2018 (wie Anm. 14), S. 94 f. Für einen Vergleich zu den Konkur-
renzblättern siehe Reed 1997 (wie Anm. 15), S. 96-98.
18 Vgl. Jens Ruchatz: Die Individualität der Celebrity. Eine Mediengeschichte des Interviews,
Konstanz 2014, S. 52.
19 How 1892 (wie Anm. 1), S. 127. Für die Frühzeit des Schriftsteller-Interviews lässt sich ein
Skript ausmachen, das eine konventionalisierte Abfolge bestimmter Stationen vorsieht;
vgl. Elizabeth Emery: Photojournalism and the Origins of the French Writer House Museum.
Privacy, Publicity, and Personality, Farnham/Burlington 2012, S. 135. Vor diesem Hinter-
grund ginge man fehl, einen Interview-Text als Protokoll einer tatsächlichen Begegnung zu
lesen. Selbst interviewt, schildert Harry How, dass er mit einigen seiner Interviewpartner
mehrere Treffen hatte, sodass man davon ausgehen darf, dass der finale Text aus diesen
kreativ ein dargestelltes Gespräch synthetisiert; vgl. Anonym: An Interviewer at Home.
A Chat with Mr. Harry How, in: The Sketch 3 (25. Oktober 1893), Nr. 39, S. 668-670.
20 Vgl. Ruchatz 2014 (wie Anm. 18), S. 39-69; Matthew Rubery: Wishing to be Interviewed in
Henry James’s The Reverberator, in: The Henry James Review 28 (2007), Nr. 1, S. 57-72.
21 Rebecca Roach: Literature and the Rise of the Interview, Oxford 2018, S. 13.
22 Zu dieser Formel als Motiv des gesamten Celebrity-Journalismus siehe Charles L. Ponce de
Leon: Self-Exposure. Human-Interest Journalism and the Emergence of Celebrity in America,
1890-1940, Chapel Hill, NC/London 2002, S. 5, 28-30 u. 56 f.
23 Vgl. Hans-Peter Ecker u.a.: Textform Interview. Darstellung und Analyse eines Kommuni-
kationsmodells, Düsseldorf 1977, S. 18 u. 36; Ruchatz 2014 (wie Anm. 18), S. 116f.
24 Die frühesten Experimente zu Foto-Interviews folgten einem anderen Primat: Sie doku-
mentierten nicht einen Spaziergang durch Privaträume, sondern verorteten im Gesprächs-
verlauf gemachte Aussagen in einer fotografisch fixierten Gesprächssituation, um Gestik
und Mimik der Person als zusätzliche Bedeutungsebene einzuspielen. Als erster hatte der
Fotograf Nadar im Jahr 1886 ein Interview zum hundertjährigen Geburtstag des Chemikers
Eugene Chevreul fotografisch ergänzt. In einem gewissen Sinn werden damit die Authen-

161
 
Annotationen