II.
Garel besiegt Rialt und Gerhart.
Garel reitet durch den Wald Priziljan dem Riesen nach und kommt in ein verwüstet Land.
Auf hohem Berge sieht er eine Burg, zu der ihn die Strasse führt. Unter der Linde vor dem Thore
ruht der alte Fürst des Landes ; ein Sperberweibchen sitzt auf seinem Finger, und zwei Junker warten
seines Dienstes. Diese eilen auf den Ritter zu und nehmen die Zügel des Rosses. Mit dem Helm
in der Hand steigt Garel ab und der Burgherr führt den Gewappneten über den Hof, wo viele Mannen
ihn freundlich empfangen, auf den Palas zu den Frauen. Auf den Wink des Vaters entwappnet ihn
seine Tochter Sabine. Der Harnisch wird aufbewahrt; Waschwasser und Handtuch wird gebracht und
Kleider lang und weit, scharlachrot, mit flaumigem Pelzwerk, von Zobel breit verbrämt. Den reich
gekleideten, herrlichen Mann empfängt Sabine auf des Vaters Gebot mit Kusse, ebenso die Hausfrau,
und ehrerbietig verneigen sich ihm die übrigen Frauen. Der Vater heisst den Gast zur Tochter sitzen,
die ihn über den Saal zu einer weichgepolsterten Bank führt. Während der Wirt bei Rittern und die
Wirtin bei Frauen weilt, unterhält sich Garel aufs beste mit Sabine; denn sie ist schön und wolgezogen,
verständig und bescheiden und weiss in rechten Massen zu reden und Reden zu lassen.
Das Essen beginnt. Der Wirt heisst Garel mit seiner Tochter ebenda essen, wo sie sassen.
Man bringt Waschwasser, Tischtuch und Brot, und mit ihrer blanken Hand schneidet Sabine dem
Gaste seine Speise. Bald nach dem Essen heisst der Wirt die Frauen zur Ruhe gehen und setzt
sich zu traulicher Unterredung in ein Fenster mit Garel. Dieser erzählt Anlass und Zweck seiner
Fahrt und die Ereignisse bei Artus. 'Mir geht zu Herzen seine Klage, erwiedert der Wirt, wiewol
ich selber Kummer trage. Gott wollt uns beiden Kummer senden.'
Auf Gareis Bitte erzählt nun der Wirt: 'Weil ich Gerhart von Riviers die Hand meiner
Tochter versagte, überzog er mit Heer mein Land. In offener Feldschlacht schlug ihn mein .Sohn
Gilbert; doch des Sieges allzu sicher fiel er in einen Hinterhalt; Gerhart erschlug ihn, und mein Heer
gieng verloren. Seit 10 Jahren zieht er jeden Sommer her, mein Kind mit Gewalt Zu erringen.
Morgen schon bin ich wieder belagert, und alt und machtlos kann ich mich nicht erwehren.' Garel
verspricht zu kämpfen mit dem Tröste: 'Gott, der kein Unrecht duldet, wird helfen.' Vor Freude
gelobt ihm der Wirt sein Land, sein Gut und alle seine Habe. Es wird nun getrunken ; der Wirt
geht zur Ruhe und empfiehlt den Rittern seinen Gast. Bald zieht sich auch Garel von Rittern ge-
leitet in seine Kemenate zurück, wo das Schlaftrinken gereicht wird. Junker entkleiden ihn, und auf
weichem Lager ruht er bis zum Morgengrauen.
Er steht auf, kleidet sich an, hört eine Messe, geht auf den Palas und wird von Sabine ge-
wappnet. Unter Segenssprüchen Sabinens und der Eltern geht er in den Flof, springt auf sein Ross,
empfängt Schild und Speer und eilt auf den Plan, wo 500 Reiter vor einer Schanze seiner harren und
ihm Folge geloben. Er befiehlt ihnen zu warten und reitet allein auf Kundschaft. Von einem
Hügel sieht er einen Ritter herankommen. Sofort rennen sich beide an, und Graf Rialt, ein Mage
Gerharts, fliegt speereslang hinter's Ross; er muss sich ergeben und als Gefangener Sabinen stellen.
Rialt reitet zur Burg ; Garel bleibt. Da kommt Gerhart selbst tjostebereit seinem Heere weit voraus.
Auch er wird ebenso auf die Erde gesetzt und, da er wieder aufspringt, mit dem Rosse niedergestossen;
er muss sich ergeben, gelobt Friede mit Merkanie und 1000 Reiter und 'Schützen vil' für Artus und
zieht mit seinem Heere ab. Unterdessen kommt Rialt zur Schanze; er meldet das Geschehene und
meint, Garel werde von Gerhart bestanden; worauf die 500 zu Hilfe jagen.
Garel besiegt Rialt und Gerhart.
Garel reitet durch den Wald Priziljan dem Riesen nach und kommt in ein verwüstet Land.
Auf hohem Berge sieht er eine Burg, zu der ihn die Strasse führt. Unter der Linde vor dem Thore
ruht der alte Fürst des Landes ; ein Sperberweibchen sitzt auf seinem Finger, und zwei Junker warten
seines Dienstes. Diese eilen auf den Ritter zu und nehmen die Zügel des Rosses. Mit dem Helm
in der Hand steigt Garel ab und der Burgherr führt den Gewappneten über den Hof, wo viele Mannen
ihn freundlich empfangen, auf den Palas zu den Frauen. Auf den Wink des Vaters entwappnet ihn
seine Tochter Sabine. Der Harnisch wird aufbewahrt; Waschwasser und Handtuch wird gebracht und
Kleider lang und weit, scharlachrot, mit flaumigem Pelzwerk, von Zobel breit verbrämt. Den reich
gekleideten, herrlichen Mann empfängt Sabine auf des Vaters Gebot mit Kusse, ebenso die Hausfrau,
und ehrerbietig verneigen sich ihm die übrigen Frauen. Der Vater heisst den Gast zur Tochter sitzen,
die ihn über den Saal zu einer weichgepolsterten Bank führt. Während der Wirt bei Rittern und die
Wirtin bei Frauen weilt, unterhält sich Garel aufs beste mit Sabine; denn sie ist schön und wolgezogen,
verständig und bescheiden und weiss in rechten Massen zu reden und Reden zu lassen.
Das Essen beginnt. Der Wirt heisst Garel mit seiner Tochter ebenda essen, wo sie sassen.
Man bringt Waschwasser, Tischtuch und Brot, und mit ihrer blanken Hand schneidet Sabine dem
Gaste seine Speise. Bald nach dem Essen heisst der Wirt die Frauen zur Ruhe gehen und setzt
sich zu traulicher Unterredung in ein Fenster mit Garel. Dieser erzählt Anlass und Zweck seiner
Fahrt und die Ereignisse bei Artus. 'Mir geht zu Herzen seine Klage, erwiedert der Wirt, wiewol
ich selber Kummer trage. Gott wollt uns beiden Kummer senden.'
Auf Gareis Bitte erzählt nun der Wirt: 'Weil ich Gerhart von Riviers die Hand meiner
Tochter versagte, überzog er mit Heer mein Land. In offener Feldschlacht schlug ihn mein .Sohn
Gilbert; doch des Sieges allzu sicher fiel er in einen Hinterhalt; Gerhart erschlug ihn, und mein Heer
gieng verloren. Seit 10 Jahren zieht er jeden Sommer her, mein Kind mit Gewalt Zu erringen.
Morgen schon bin ich wieder belagert, und alt und machtlos kann ich mich nicht erwehren.' Garel
verspricht zu kämpfen mit dem Tröste: 'Gott, der kein Unrecht duldet, wird helfen.' Vor Freude
gelobt ihm der Wirt sein Land, sein Gut und alle seine Habe. Es wird nun getrunken ; der Wirt
geht zur Ruhe und empfiehlt den Rittern seinen Gast. Bald zieht sich auch Garel von Rittern ge-
leitet in seine Kemenate zurück, wo das Schlaftrinken gereicht wird. Junker entkleiden ihn, und auf
weichem Lager ruht er bis zum Morgengrauen.
Er steht auf, kleidet sich an, hört eine Messe, geht auf den Palas und wird von Sabine ge-
wappnet. Unter Segenssprüchen Sabinens und der Eltern geht er in den Flof, springt auf sein Ross,
empfängt Schild und Speer und eilt auf den Plan, wo 500 Reiter vor einer Schanze seiner harren und
ihm Folge geloben. Er befiehlt ihnen zu warten und reitet allein auf Kundschaft. Von einem
Hügel sieht er einen Ritter herankommen. Sofort rennen sich beide an, und Graf Rialt, ein Mage
Gerharts, fliegt speereslang hinter's Ross; er muss sich ergeben und als Gefangener Sabinen stellen.
Rialt reitet zur Burg ; Garel bleibt. Da kommt Gerhart selbst tjostebereit seinem Heere weit voraus.
Auch er wird ebenso auf die Erde gesetzt und, da er wieder aufspringt, mit dem Rosse niedergestossen;
er muss sich ergeben, gelobt Friede mit Merkanie und 1000 Reiter und 'Schützen vil' für Artus und
zieht mit seinem Heere ab. Unterdessen kommt Rialt zur Schanze; er meldet das Geschehene und
meint, Garel werde von Gerhart bestanden; worauf die 500 zu Hilfe jagen.