III.
Garel besiegt Cilan.
Garel verfolgt seine Fahrt nach Kanadic. Er durchreitet einen schönen, von süssem Yogel-
sang durchschallten Wald und gelangt auf einen grünen Anger. Da sieht er gegenüber einen Ritter
in prächtigem Waffenschmuck kampfbereit herreiten. Ohne' ein Wort zu wechseln, rennen sie sofort
einander an. Jeder sticht den andern samt dem Rosse zu Boden. Der Schwertkampf beginnt; das
Feuer loht aus den Helmen, als ob sie angezündet wären; erst gegen Abend siegt Garel. Gilan
gelobt Unterthänigkeit und Hilfe und wird frei gelassen. Sie sitzen zusammen; spenden sich gegen-
seitig höflich Anerkennung, und Garel bietet 'Geselleschaft', die Gilan als Besiegter zuerst ablehnt,
aber als Garel ihm sein Unterthänigkeitsgelübde zurückgiebt, freudig gelobt.
Gilan fragt zuerst das Woher und Wohin. Garel teilt ihm die Lage des Artus mit sowie
den Zweck seiner eigenen Fahrt und bittet um Hilfe gegen Ekunaver. 2000 auserwählte Reiter,
2000 Schützen und 2000 Gewappnete zu Fuss sagt Gilan zu, wofür Garel hoch erfreut dankt.
Sie fangen ihre Pferde und reiten über die Haide, jeder des andern froh, Da beginnt Gilan
über tiefen Kummer zu klagen, den Garel zu teilen und mit Gut und Leben zu heben verspricht.
Einst habe ihn Tristran von einem Riesen erlöst, ervviedert Gilan, und er habe ihm dafür das
Zauberhündlein Petitcriur geschenkt; wer dessen Ton hörte, wurde frohen Mutes, wie sehr ihn auch
Kummer quälte: mehr als des Hündleins Ton erfreue ihn jetzt Gareis Trost. Und auf die wieder-
holten teilnehmenden Fragen Gareis erzählt er:
'Nicht ferne liegt Pergalt, das Schloss meines Schwagers, wo wir heute willkommen sein
werden. Von seinen zwei ritterlichen Söhnen ritt Alexander nach Abenteuer; er wurde von Eskilabon
besiegt und ist auf Belamunt gefangen gehalten. Floris, sein Bruder, zog aus ihn zu befreien, teilt
aber das Los seines Bruders. Ueber die braven Söhne herrscht in Pergalt grosser Jammer. Eskilabon
heisst 'der Wilde' und sein Land "Zur schönen Wilde". 400 Ritter, die er ebenfalls besiegt, hält er
bei sich gefangen. Zwar gönnt er den Gefangenen ganz nach Ritter Art zu leben und zn treiben,
was ihr Herz begehrt; doch mussten alle den Eid leisten, so lange nicht vom Lande zu fahren, bis
er von einem Ebenbürtigen besiegt werde. Mit ihm den Kampf zu versuchen und meine Neffen
mit den 400 zu lösen, kam ich her. Er ist allweg ein ritterlicher Held, und nur ein Zorn über er-
littene Unbill soll diese seine Handlungsweise veranlasst haben. Als ich dich heute sah, hielt ich
dich für Eskilabon. Wir beide finden bei ihm Kampf. Kommen hundert Ritter oder zwei, will man
in Scharen kämpfen oder allein, wie man Ritterschaft begehrt, die findet man dort. Ich kenne den
Weg und den Ort; denn nur dieser Wald trennt Pergalt und Belamunt.
Belamunt ist eine meisterhaft gebaute, vielthürmige, weite Bergfeste, von einem mächtigen,
schiffbaren Strome umflossen. Diesseits des Flusses liegt ein breiter, grüner Anger, worauf ritter-
liches Thun und Treiben täglich viel gepflegt wird. Dort steht auf blumigem Plan ein schöner
Lindenbaum, geformt zu weitem, schaltigem Dache; rings um ihn ist ein Blumengarten mit lichten
Blumen von allerlei Blüthen, mit edlem Marmor kunstreich geordnet; eine hohe marmelsteinerne
Mauer von Rot, Grün, Weiss und Gelb, wie ein Schachbrett klein gerautet, umschliesst den
Gartenrund.
Garel besiegt Cilan.
Garel verfolgt seine Fahrt nach Kanadic. Er durchreitet einen schönen, von süssem Yogel-
sang durchschallten Wald und gelangt auf einen grünen Anger. Da sieht er gegenüber einen Ritter
in prächtigem Waffenschmuck kampfbereit herreiten. Ohne' ein Wort zu wechseln, rennen sie sofort
einander an. Jeder sticht den andern samt dem Rosse zu Boden. Der Schwertkampf beginnt; das
Feuer loht aus den Helmen, als ob sie angezündet wären; erst gegen Abend siegt Garel. Gilan
gelobt Unterthänigkeit und Hilfe und wird frei gelassen. Sie sitzen zusammen; spenden sich gegen-
seitig höflich Anerkennung, und Garel bietet 'Geselleschaft', die Gilan als Besiegter zuerst ablehnt,
aber als Garel ihm sein Unterthänigkeitsgelübde zurückgiebt, freudig gelobt.
Gilan fragt zuerst das Woher und Wohin. Garel teilt ihm die Lage des Artus mit sowie
den Zweck seiner eigenen Fahrt und bittet um Hilfe gegen Ekunaver. 2000 auserwählte Reiter,
2000 Schützen und 2000 Gewappnete zu Fuss sagt Gilan zu, wofür Garel hoch erfreut dankt.
Sie fangen ihre Pferde und reiten über die Haide, jeder des andern froh, Da beginnt Gilan
über tiefen Kummer zu klagen, den Garel zu teilen und mit Gut und Leben zu heben verspricht.
Einst habe ihn Tristran von einem Riesen erlöst, ervviedert Gilan, und er habe ihm dafür das
Zauberhündlein Petitcriur geschenkt; wer dessen Ton hörte, wurde frohen Mutes, wie sehr ihn auch
Kummer quälte: mehr als des Hündleins Ton erfreue ihn jetzt Gareis Trost. Und auf die wieder-
holten teilnehmenden Fragen Gareis erzählt er:
'Nicht ferne liegt Pergalt, das Schloss meines Schwagers, wo wir heute willkommen sein
werden. Von seinen zwei ritterlichen Söhnen ritt Alexander nach Abenteuer; er wurde von Eskilabon
besiegt und ist auf Belamunt gefangen gehalten. Floris, sein Bruder, zog aus ihn zu befreien, teilt
aber das Los seines Bruders. Ueber die braven Söhne herrscht in Pergalt grosser Jammer. Eskilabon
heisst 'der Wilde' und sein Land "Zur schönen Wilde". 400 Ritter, die er ebenfalls besiegt, hält er
bei sich gefangen. Zwar gönnt er den Gefangenen ganz nach Ritter Art zu leben und zn treiben,
was ihr Herz begehrt; doch mussten alle den Eid leisten, so lange nicht vom Lande zu fahren, bis
er von einem Ebenbürtigen besiegt werde. Mit ihm den Kampf zu versuchen und meine Neffen
mit den 400 zu lösen, kam ich her. Er ist allweg ein ritterlicher Held, und nur ein Zorn über er-
littene Unbill soll diese seine Handlungsweise veranlasst haben. Als ich dich heute sah, hielt ich
dich für Eskilabon. Wir beide finden bei ihm Kampf. Kommen hundert Ritter oder zwei, will man
in Scharen kämpfen oder allein, wie man Ritterschaft begehrt, die findet man dort. Ich kenne den
Weg und den Ort; denn nur dieser Wald trennt Pergalt und Belamunt.
Belamunt ist eine meisterhaft gebaute, vielthürmige, weite Bergfeste, von einem mächtigen,
schiffbaren Strome umflossen. Diesseits des Flusses liegt ein breiter, grüner Anger, worauf ritter-
liches Thun und Treiben täglich viel gepflegt wird. Dort steht auf blumigem Plan ein schöner
Lindenbaum, geformt zu weitem, schaltigem Dache; rings um ihn ist ein Blumengarten mit lichten
Blumen von allerlei Blüthen, mit edlem Marmor kunstreich geordnet; eine hohe marmelsteinerne
Mauer von Rot, Grün, Weiss und Gelb, wie ein Schachbrett klein gerautet, umschliesst den
Gartenrund.