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IV.

Gare! besiegt Eskilabon.

Frohgesellt und kampfesmutig durchziehen Garel und Gilan wieder den Wald von Belsalvasch
und gelangen auf eine Heide, die in reichem Frühlingschmuck vor ihnen liegt und lichte Augenweide
bietet, eilendes Wild, grünes Gras und bunte Maienblumen. Sie reiten die rechte Strasse gegen
Belamunt, erschauen gegen Mitte des Morgens die herrliche Veste und halten vor dem abenteuer-
lichen Garten, den ein edler Junker hütet und pflegt.

Nach freundlicher Begrüssung fragt Garel, als ob er von allem nichts wüsste, nach der Be-
deutung des Gartens und dem Zwecke der Speere, deren wol f)0 rings herum auf dem Plane stecken.
Der Knappe sagt ihm bereitwillig den Namen der Burg und des Besitzers sowie die Art des
Abenteuers, welches dieser mit dem Garten geschaffen, und warnt dringend, dasselbe zu bestehen.
Seit Jahresfrist habe es keiner mehr gewagt; wol 400 seien gefangen. 'Verflucht seien diese Blumen,
denn sie haben schon vielen Kummer gebracht.' Garel bemerkt, er sei mit seinem Gesellen zufällig
hergekommen und habe zu streiten keine Lust; doch sei es sonderbar, dass so viele werte Ritter
diese Blumen derart zahlen; es sei nicht löblich, die Edlen so in Gefangenschaft zu halten; deshalb
sei er bereit zu kämpfen; das Abenteuer sei ihnen willkommen.

Garel und Gilan übergeben ihre Rosse dem Knappen, gehen in den Garten, brechen die
schönsten Blumen, schmücken damit ihre Helme und binden den Sperber los, der sofort aufs Schloss
die Kunde bringt. Dann besteigen sie wieder ihre Pferde und halten sich zum Kampfe bereit; sie
nehmen Abschied von dem dienstfertigen Knappen, der ihnen vollen Sieg, doch seinem Herrn Er-
haltung des Lebens wünscht, damit endlich das unselige Abenteuer ein Ende habe. Beide reiten
gegen das Ufer.

Auf dem Palas wappnet indes den Eskilabon seine Schwester Flordiane. In hellem Waffen-
schmuck besteigt er ein wolgewappnetes Kastelan und sprengt zum Ufer, wo ihn der Ferge sofort
übersetzt, ebenso sein Marschall, der Gilan bestehen soll. Beide sind fertig zur Tjoste, wie ihnen
gegenüber Garel und Gilan. Vom Palas überschauen die Ritter und die Frauen den Plan. Der
gefangene Alexander erkennt das Wappenschild seines Oheims; den Träger des Pantel kennt keiner;
doch sagen alle, dass sie nie zwei schönere Männer zu Felde gesehen.

Eskilabon und Garel sprengen voraus gegen einander. Ihnen nach rennt Gilan gegen den
Marschall, sticht diesen hindere Ross und "erhält da; Gelöbnis seiner Unterwerfung; dasselbe geschieht
einem Zweiten, der vom Schlosse kommt und statt des Marschalls kämpft, und auch einem Dritten.

Eskilabon und Garel verstechen einen Speer um den andern ; immer wieder eilen sie dahin,
wo die 50 Speere stecken, bis alle zersplittert sind. Dann greifen sie zu den Schwertern; sie
kämpfen zu Rosse, bis diese vor Ermüdung nicht weiter können, und nun erst erhebt sich zu Fuss
der allerhärteste Streit.

Späne fliegen von den Schilden, Feuer bricht aus den Helmen ; der Helmschmuck Eskilabons
liegt im Staube. Hin und her treiben sie sich kämpfend über den Anger, und den Zuschauern ist
es gewiss, dass schwerlich einer das Leben behalte. Der Gedanke an die Gefangenen durchzuckt
Gare]; er spannt seine Kräfte zum äussersten Einsatz, und wie von einer Wurfmaschine umtosen
 
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