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IV. GAREL BESIEGT ESKILABON.

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seine Schläge das Haupt des Gegners, bis dieser der Wehr vergisst. Garel schwingt ihn nieder.
Er bricht das Schwert ihm aus der Hand und den Helm vom Haupte. Eskilabon ist besiegt. Er bittet
um sein Leben, giebt das Versprechen, die Gefangenen ledig zu lassen und dem Garel zu dienen,
wie er gebiete, und wird freigelassen.

Auch Garel legt Helm und Schwert und Hersenier ab; beide setzen sich zusammen und
nach wenigen den Gegner belobenden Worten fragt Garel sogleich um den Grund der Gefangen-
haltung der Ritter, worauf Eskilabon (in 320 Versen) die Veranlassung und den Verlauf des Blumen-
abenteuers erzählt.

'Ich liebte und liebe noch Klaretschanze, Königin von Portigal. Sie gebot als Minnedienst
diese Blumen zu pflegen. Ich freute mich dieses Dienstes, baute für sie diesen Garten, setzte Wärter
und Wächter und that weithin bekannt, dass ich diese Blumen schütze; wer eine breche, müsse mit
mir kämpfen; wer mich besiege, dem gäbe ich meine Schwester. Viele kamen; alle besiegte ich,
und jeder Besiegte musste meiner Geliebten einen Kranz von diesen Blumen bringen. Fünf Jahre
lang dient ich ihr so und sandte so viele, dass sie mir sagen liess, es sei genug; nur noch einen
Streit solle ich streiten mit einem Ritter, der kommen würde, der Fürst wäre und eigen Land hätte;
den sollte ich ihr noch fenden, dann wolle sie mir lohnen.

Der Ritter kam ; es war Frians, der Fürst von Ponterteis. Ich besiegte ihn, und er gelobte,
meiner. Herrin den Kranz zu bringen. Allein Frians war treulos; er brach sein Gelübde. Er gieng
nicht nach Portigal. Und als ich dann zu meiner Geliebten kam und meinte, ihren Willen völlig
erfüllt zu haben, zeihte sie mich der Unwahrheit, nannte mich einen Prahler, und wir schieden ent-
zweit von einander. Da schwor ich, meine Blumen fortan ebenso wie bisher zu pflegen; doch jeder
Besiegte müsse bei mir gefangen bleiben, bis ein edler Ritter mich besiege. Jetzt bin ich besiegt.
Und nun lass auch du mich wissen, woher und wer du seist.'

Garel erzählt nun ausführlich (in 00 Versen) von seinem Geschlechte, das er auf Mazedan
zurückführt. Sein Ahne ist König Gandhi von Anschou; Gahmuret und Galwes sind seine Oheime;
Artus und Gawan gehören zu seiner Magschaft, und Parcifal, der Gralkönig, ist sein Vetter; er ist
von Steier, wo Gandhi seine Mutter als Herrin einsetzte; sein Vater ist Meieranz. Mit 12 Jahren
wurde er zu Artus gesandt, der ihn liebevoll erzog und höfische Zucht und Sitte lehrte. Zum Manne
erwachsen, erhielt er von ihm Rittersnanien und Schildesamt, wertvolle Ausrüstung und als Lehen
die Meeresinsel und Burg 'Zu dem Blumental', das jährlich mehr als tausend Mark zinst. Von
Britannien kommt er eben her, um Hilfe für Artus zu suchen, dessen Lage er schildert. 'Ich will
dich zu nichts zwingen; sei ledig deines Gelübdes gegen mich; doch hilf uns, so viel du selber
willst.' Ritterlich verspricht Eskilabon 1000 tapfere Reiter, 2000 wolgewehrte Sarjande und 1000
berittene Schützen.

Nun bittet er Garel zu Gast auf seine Burg, was dieser gerne annimmt. Beide suchen Gilan
auf und sehen jetzt erst seinen dreifachen Sieg. Eskilabon selbst ist froh, dass sein Abenteuer durch
Männer so hoher Art geendet ist.

Er sendet den Gartenwärter auf die Burg und fordert Ritter und Frauen zu feierlichem Em-
pfang der Gäste auf. Schnell ist der Saal geschmückt und die Frauen festlich gekleidet; die Ritter
glauben an ihre Erlösung, rüsten ihre Rosse, und unter Posaunenschall reiten die 400 unter 4 Panieren
alle mit gleichem Fesselschild ins Thal hinab; ihnen folgen 400 aus der Schar Eskilabons, alle mit
dem Adlerschilde ihres Herren. Am Ufer behurdieren beide Scharen gegen einander, während
Eskilabon mit seinen Gästen übersetzt. Dann reiten sie gemeinsam gegen die Burg und wiederholen
dasselbe Ritterspiel, womit man die Gäste begrüsst.

Die Helden werden entwappnet und gesellschaftlich fein gekleidet, ebenso der Wirt, welcher
jetzt Gareis Gestalt bewundert und das schöne Antlitz, in dem die Abkunft von der Fee sich kund-
giebt. Er führt die Gäste zu den Rittern auf den Palas, wobei er beide höflich ihm voran eintreten
lässt. Mit 50 Jungfrauen, reich gekleidet, kommt des Wirtes schöne Schwester Flordiane. Dem
Gebot ihres Bruders folgend empfängt sie mit Kusse Garel und Gilan, und grüssend verneigen sich
ihnen alle die Jungfrauen. Eskilabon empfiehlt den Garel seiner Schwester, die ihn zu sich sitzen
lieisst; er selbst setzt sich mit Gilan an eine andere Wand des Saales.
 
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