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Fixirung der Strecken AB und BC. 15

Von den beiden einzig in diesem Mauertheile vorkommenden 'Nischenfür
Weihgeschenke' war nur die obere sichtbar. Sie ist ziemlich flach eingehauen, die
senkrechten Canäle sind 8 —4 cm tief. Zweck und Gestaltung beider bleiben vor-
läufig unklar.

Das längs B—C (genau 31 m) liegende Grundstück besass mehrere Deoennien
hindurch Capitain Franko, dessen Charaeteristik man bei Foucart (Mein. p. 83) nach-
lesen mag. Er annectirte auch die Mauer selbst, die eigentlich der Gemeinde gehörte,
Hess sie Ende der fünfziger Jahre etwa 30 m weit bloss legen und baute an einen
Theil derselben einen fensterlosen Stall, dessen Westgrenze bei c lag. Die Deckplatten
der Mauer, von denen auf dieser Strecke keine einzige mehr in situ ist, sowie mehrere
Lagen der Polygone wurden herausgerissen, zerschlagen und zum Hausbau von ihm
verwandt. — So landen den Thatbestand Conze und Michaelis Ende Mai 1860 und
Foucart im September desselben Jahres2). Erstere schrieben theils ab, theils markirten
sie in ihrer Lage diejenigen Inschriften, die sich an der Stallwand und dem offenen
angrenzenden Theile c—(' befanden. Ihre Polygonmaueransicht (tav. d'agg. F 5) lässt
erkennen, dass die Mauer wiederum nur in ihrer oberen Hälfte ausgegraben war. End-
lich kaufte (Ende der 70er Jahre), anscheinend um der fortdauernden absichtlichen
Zerstörung Einhalt zu thun, die griech. archäologische Gesellschaft das Grundstück
Franko's (f 1883) und stellte es der Ecole francaise behufs Ausgrabung zur Verfügung.
Diese Hess durch ihr Mitglied Haussouillier im Juli—Oct. 1880 die ganze Strecke BC
bis auf den Fuss der Mauer und 14—15 m weit nach Süden zu ausräumen. Die
Resultate sind bekannt; ein seltsamer Zufall wollte es, dass in diesem zu allerletzt
blossgelcgten Stück sich die wichtigsten der bisherigen Delphischen Funde aufgespei-
chert fanden: die Stoa der Athener, eine grosse Anzahl von Anathembasen und das
antike Strassenpflaster. An der rechten (A—B) wie an der linken (C—D) Seite war
man ganz dicht an diese dazwischen liegenden Funde herangekommen; hätte 0. Müller
seinen Graben etwas breiter und tiefer gezogen, so würde er unterhalb von B die
Fundamentplatten und weiter südlich die 0. Ecke des Stylobates der Stoa schon
damals aufgedeckt haben, da die Achse der (angenommenen) östlichsten Säule nur
7 m von A entfernt ist. — Die obere Mauerkante (ohne die Deckquadern) liegt ge-
nau 4 m hoch über den am Fusse der Mauer in gleicher Höhe mit dem Stylobat
verlegten Kussbodenquadern. Dieser selbst befindet sich (im W.) c. 1,50 m über dem
vorbeiführenden Strassenpflaster; rechnet man die ehemals vorhandenen drei Deck-
quaderschichten mit zusammen 1 m Höhe dazu, so ergiebt sich eine Gesammt-

') Anecd. p. 7 „cellulas vides dvias in eodem muro ad reeipienda donaria factas".

Conze-Michaelis 'rapporto d'un viaggio fatto nella Grecia etc.', Annali 1861 Bd. 83;
(Delphi auf p. 66—74); dazu tav. d'agg. A—F. — Foucart Jlem. p. 83 sqq.
 
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