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Erbauungszeit. Westseite.

2]

in Delphi vorhandenen Baudenkmäler, sondern eins der ersten dort überhaupt errich-
teten. Ich stelle nicht an, den Zeitpunkt ihrer Erbauung in das erste Viertel des letzten
vorchristlichen Jahrtausends zu verlegen ').

B. Westseite.

Da nicht nur der schmale (0,65) Zwischenraum zwischen der W.-Ecke bei F
und der links angrenzenden Wand von Haus 163 mit Steinen angefüllt und oberhalb
F alles meterhoch mit Schutt bedeckt war, sondern auch nordwärts jenseits des
schmalen Weges ein Haus (157) über der Mauerlinie steht, konnte über Existenz und
Richtung der Westseite, von der bei F nur einige Fuss zu Tage lagen, nichts er-
mittelt werden2). Bedeutend kann ihre Länge nicht sein; denn schon 12 in weiter
nördlich ist zwischen Haus 157 und 156 tief im Boden das Stück einer zweiten, pa-

') Vielleicht wird eine technische Constructionsanalyse die Zeit der Erbauung noch genauer
zu präcisiren vermögen. Erschwert wurde solche Bestimmung, wenn auf griechischem Boden keine
Hauer gleicher Bauart bekannt wäre, wie es nach Dürrn, 'Baukunst der Griechen' (Handbuch der
Architectur II 1) den Auschein gewinnt. Derselbe übergeht bei Aufzählung der Polygonmauer-Con-
struetionen (p. 21—26, u. p. 42—49) diese Art der Polygonfügung völlig, scheint also nichts von
dieser Delphischen Mauer zu wissen (die Strebepfeilermauer östl. von H. Elias erwähnt er p. 47),
und beschreibt nur das aus gradlinig behauenen Polygonen bestehende Mauerwerk. Ihre Zusam-
menfügung erfolgte, wie man annimmt, indem vermittelst der 'Schmiege' die Steinwinkel gemessen
wurden — die Verwendung dieses Instrumentes ist aber bei ivnsern Polygonen fast stets unmög-
lich, da in Lager- und Stoss-Fugen die Ourven weitaus vorherrschen; wie es möglich gewesen ist,
letztere so genau schliessend zu machen, obwohl keine einzige mit dem Zirkel hergestellt werden
konnte, ist fast unbegreiflich. — Randbeschlag und Bossen fehlen natürlich wegen der S. 17 dar-
gestellten erst nachträglich erfolgten Bearbeitung der Ansichtsflächen. Diese selbst wurden duveh-
gehends grob gekrönelt und sind später (vom Ende des III. Jhdts. v. Chr. an) successive und stück-
weis immer nur soviel geglättet worden, wie der betr. Steinmetz grad plane Oberfläche für die je-
desmalige Inschrift brauchte. Nicht selten sind die Texte aber auch auf die ungeglätteten, gekrö-
nelten Blöcke flüchtig eingeritzt worden und dann ungemein schwierig zu entziffern. Die Fügung
der Polygone Iässt am besten Tat'. V erkennen.

-) Ihr Vorhandensein an dieser Stelle wird in Frage gestellt durch eine Mittheilung des
Besitzers von Haus 163, die an sich nicht unwahrscheinlich, doch wegen der Unmöglichkeit, sie da-
mals zu controlliren, hier nur mit der solchen Erzählungen gegenüber stets gebotenen Vorsicht
wiedergegeben und verwerthet werden kann. Er gab an, dass vor Jahren beim Auswerfen seines
Keller-Gebiets (163) eine Fortsetzung der Polygon(?)-Mauer zum Vorschein gekommen sei — von
der im Keller selbst wegen völliger Ueberbauung jetzt nichts zu sehen war —, die aber nicht in
unmittelbarem Anschluss an das ausserhalb liegende Stück EF verlaufen sei, sondern erst in der
Entfernung von einigen metern von F aus begonnen habe. Bestätigt sich dies, so würden wir hier
wahrscheinlich einen antiken Eingang anzusetzen haben, der durch die Mauer hindurch führte.
Dann wäre F also noch nicht die West-Ecke. Eine Stütze würde diese Auffassung erhalten, wenn
feststünde, dass die Deckquadern bei F nicht verschoben seien, sondern von Anfang über die Poly-
gone übergeragt hätten. Es findet nämlich auf der Westseite, von F nach Norden zu, diese Aus-
ladung nicht statt; hier erscheint die Mauer von oben bis unten lothrecht durchnitten, was mehr
auf den Durchbruch eines Aufgangs deutet. Wäre F als selbstständige Ecke gedacht und kragten
die Deckschichten an der S.-Seite über, so müsste dasselbe auch bei der Westseite postulirt werden.
 
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