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Die Stoa der Athener.

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besitzen wir hier genaue Aufnahmen; man vergleiche Koldewey's knappe, treffliche
Darstellung in den Mittheil. IX p. 264ff. nebst Taf. XI u. XII. Indem betreffs der all-
gemeinen Beschreibung auf ihn verwiesen wird, muss einer seiner Annahmen hier ent-
gegengetreten werden: es ist die Reconstruction des sogen. Postamentes zur Aufnahme
von Anathemen an der Rückwand der Halle. Durch das Vorhandensein von den. dem
Stylobat gleich hoch liegenden und den nördlichen Abschluss des Paviments bildenden
Fundamentquadern ist er zu der Hypothese solchen Postamentes verleitet worden.
Uebersehen dabei hat er: die Inschriften an dieser Stelle der Polygonmauer,
welche entweder durch das Postament oder die darauf stehenden Anatheme völlig
verdeckt worden wären, ja die nicht einmal hätten eingemeisselt werden können, wenn
jene unmittelbar an die Mauer stiessen. Das Vorhandensein von Inschriften befrem-
dete den Beschauer nicht wenig, auch ehe die Koldewey'sche Reconstruction erschienen
war; denn dass die Polygonmauer die Hinterwand der Halle bildete, an welche die
letztere einfach angebaut worden, war zunächst scheinbar selbstverständlich. Aber
schon der Umstand, dass an der Mauer nicht die leiseste Spur eines Dach-Anstosses'),
kein Einsatzloch für dessen Holzbalken od. dergl. vorhanden ist, war sonderbar. Auch
K. selbst kennt nichts davon. Zu diesem argumentum e silentio kommt nun die Exi-
stenz der Inschriften hinzu als directer Beweis, dass die Halle nicht bis an die Poly-
gonmauer gereicht hat. Es erscheint das wegen der minimalen Tiefe, die dann für
die Stoa übrig bliebe, höchst auffällig. Auch alle historischen Erörterungen helfen
nichts: die Stoa ist etwa im Anfang des V. Jhdts. gebaut, die Inschriften stammen
aus dem II. Jhdt. — und noch Pausanias2) sah die Halle in altem, unversehrtem
Zustand und die Anatheme in ihr aufgestellt. Ebensowenig wird dadurch gewonnen,
dass man das Postament bis in die Mitte verschiebt und annimmt, die Urkunden seien
innerhalb der Stoa an deren Rückwand eingehauen, — denn sie reichen, wie die
Maueraiisicht zeigt, bisweilen 3'/2 m hoch hinauf, während die Säulenhöhe 3,074 be-
trägt, stehen also grade da, wo das muthmaassliche Epistyl angestossen wäre, ja z. Th.
noch über demselben. Diese Schwierigkeiten zu lösen, scheint es nur einen Weg zu

') Es war, wie Ivoldewey aus der Schlankheit und der Achsweite der Säulen folgert, ebenso
wie das Epistyl, aus Holz. Dies war auch der Grund, weshalb man die Weih-Inschrift nicht, wie
gewöhnlich, über die Architravblöcke vertheilen konnte, sondern sie am Stylobat anzubringen ge-
zwungen war.

:) Diejenigen, die da meinen, dass der Perieget auch Delphi nie gesehen habe und die
Notizen über die Stoa ebenfalls 'anderswoher' abschrieb, gehen für solche Quelle doch nie höher
hinauf als bis Polemo, der 177/6 in Delphi die Proxenie erhielt (W.-F. 18,260); die älteste Inschrift
des Mauertheils hinter der Stoa stammt aber aus dem J. 178 (Archont Praxias, III Priesterzeit
Athambos-Amyntas) W.-F. 459 = Bull. VII p. 427, die nächste: W.-F. 458 aus dem Archontat des
"Apyiuv KaXXfot (wie eine Vergleichung mit W.-F. 174 lehrt) IV Priesterzeit Amyntas-Tarantinos,
170 v. Chr. bis wenigstens 158.

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