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Das Terrain südlich der Polygonmauer.

geben: die Annahme eines ganz schmalen Zwischenraumes, eines Ganges zwischen
Hallen-Rückwand und Polygonmauer, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass gerade
jene Fundamentquadern') zunächst bestimmt waren, diese Hallenrückwand zu tragen,
die genau hinter und längs der Nordkante des Estrichfussbodens sich erhob; in zweiter
Linie bildeten sie den Fussboden jenes schmalen Ganges, eben nur breit genug, um
dem Steinmetzen das Einmeissein der Texte zu gestatten.

Der Grund, der zu diesem sonderbaren Gebahren geführt hat: nicht die vor-
handene Mauerwand als Hinterwand zu benutzen, sondern eine solche auf Kosten der
Hallentiefe herzustellen, bleibt vorläufig unklar,

Die Höhe des roconstruirten Postaments entnahm K. aus den 0,90 m hoch
über jenen Fussbodenplatten in horizontaler Linie an der Polygon-Wand erhaltenen
"Anschlussspuren' 2). Es giebt für sie aber auch die Erklärung, dass ehemals an dieser
Stelle die obere Fundamentlinie der Mauer lief und erst nachträglich, als der Bau
der Halle in Angriff genommen wurde, von hier aus abwärts die ausladenden Fun-
damentpolygone abgeschlichtet worden sind. Die Spur dieser Linie musste sich auch
später noch sichtbar markiren. — Undenkbar endlieh wäre das völlige Verschwinden
eines solchen über 24 meter langen, 1,34 breiten, 0,90 hohen Postamentes, das sicher
nicht aus kalkgebendem Marmor bestand und darum nicht bis auf den letzten Rest
inmitten all' der übrigen erhaltenen Denkmäler hätte untergehen können. Fällt ein
solches aber überhaupt fort, so hat die geringe Tiefe einer Halle, die nur als Schutz
gegen die Witterung dienen sollte, nichts Befremdliches mehr.

Von den Säulen der Stoa waren bisher nur die beiden auseinandergebrochenen
Hälften eines Schaftes übrig; ihre Zusammengehörigkeit erkannte man sofort an der
Uebereinstimmung der sehr schrägen Bruchstellen. Eine schon früher (Mai 1884) auf-
gefundene Säule, die längs der Westfront des Sr^otf/ov G-/<-A£t>jv)>(lIaus 126), im Boden
halb vergraben, mit einer Cannellure als Traufrinne für das ablaufende Regenwasser
diente, wurde diesmal leicht als zur Stoa gehörig erkannt, da monolithe Säulen sonst
in Delphi bisher nicht vorkommen; Maasse und Cannellurenzahl stimmten überein,

1) Hierzu stimmt ihre oben hervorgehobene Lage in genau gleicher Höhe mit dem 'Fuss-
boden der Vorderwand' d. h. dem Stylobat. Der dazwischen liegende, wenige centimeter niedrigere
Boden war nach K.'s Vermuthung mit Estrich ausgefüllt. Da Letzterer damals wegen Verschüttung
das Verhältniss dieser Fussbodenplatten zu den Fundamentpolygonen nicht sicher erkennen konnte,
so trage ich hier nach, dass erstere gegen diese Polygonblöcke gestossen sind und zwar so, dass
ihre nördl. Stossfläche den Curvaturen dieser Blöcke folgt; je nachdem letztere mehr oder weniger
ausladen, sind jene kürzer oder länger geschnitten. Festgestellt wurde dies auf der Strecke unter-
halb der Inschriften nr. (14)—(22).

2) Dieselben sind unverkennbar; sie erscheinen auch deutlich auf der Abbildung (Taf. V
nr. 8) zwischen den vorliegenden Werkstücken oberhalb der Buchstaben ESA in dvE&eactv und des T
in axoav der Stylobatinschrift.
 
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