Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Delphische Thal und seine Zugänge.

69

enthielt. Ihre Ostgrenze bildet jenes tiefe Castaliabett, die Westseite ein ähnliches
nur viel kleineres 'Rinnsal', das von der Gegend des Stadion herabkommt, den Ost-
fuss des grossen westl. Felsrückens begleitet und dann nach Unterschreitung der
Chaussee in s. ö. und ö. verlaufender Furche hinabführt; seine dünnen Wasseradern
dienen weit verzweigt zur Bewässerung des Oelwaldes, der den Raum der alten tzöXh
bedeckt. Ehemals scheinen sie tief unten entweder mit dem Kastaliabache vor dessen
Mündung in den Plistus sich vereinigt oder sich direct in letzteren ergossen zu haben.

Diese Bodenverhältnisse haben sich im Laufe der Zeit nur unwesentlich ver-
ändern können, und ihre scharf umgrenzte, characteristische Gestalt ermöglicht es da-
her, ausser der Lage von Stadt und Heiligthum auch Richtung und Spuren der alten
Wege und Strassen mit seltener Praecision nachzuweisen.

An Zugängen1) in das Delphische Thal gab es im Alterthum so gut wie heut
nur drei: zwei im Westen, einer im Osten. Es existirt nur eine einzige Stelle, an
welcher das östliche Ravin überschritten werden kann und konnte, d. i. am Ausgang
der oberen Giessbaöhschlucht, südl. von der Castalia. Kurz ehe man diese von 0.
her erreicht, sind die 'fauces' der heiligen Strasse, wo die Hyampeiawand rechts
und das Ravin links dicht zusammenrückend nur einen schmalen Raum zwischen sich
freilassen; hier will Dodwell noch Spuren vom 'Ostthor' gesehen haben (Uebers. II,
p. 247). Weiterhin biegt man, die Quelle tief unter dem Hyampeiafuss zur Rechten
lassend nach W. um und überschreitet das Ravin auf einem ausgefüllten Stück2),
mitten hindurch zwischen der oberen und unteren Schlucht. Von hier aus führte nun
die heilige Strasse, ohne die tto^i? zu berühren, direct auf das Ostthor des Temenos
los, während der Weg zur Stadt sich s.s.westlich hinabsenkte. — Die westlichen
Zugänge sind folgende: jener das Thal abschliessende Felsrücken trägt, wie schon be-
merkt, in der Mitte seiner Längserstreckung auf einer Einsattelung die Kirche H. Elias,
an welcher (nördl.) entlang die Landstrasse Chryso-Castri-Arachova führt und von dort
zum Hieron (Castri) hinabsteigt. Da auf ihr bis vor Kurzem3) alle Fremden Castri
erreichten und kein zweiter Zugang zu existiren schien, hat dieser bisher für die an-

1) Die xaxT] axdXa auf den Paniass kommt als solcher nicht in Betracht.

2) Hier führte vor 50 Jahren eine Brücke hinüber, vgl. Thiersch's Plan I a. a. 0. Bei dem
Erdbeben von 1870 ist die Umgegend der Castalia völlig verändert und die Schlucht an dieser Stelle
durch Felsstürze ausgefüllt worden, so dass das Wasser jetzt über den Weg fortrieselt.

3) Genauer ist das dahin zu modificiren, dass auch der gleich zu beschreibende untere
Weg bis zu dem Unabhängigkeitskriege existirt hat und auch ein wenig später noch vereinzelt be-
nutzt wurde (vgl. die Titelvignette in Curtius' Anecdota), dann aber einging. Ulrichs kennt ihn
überhaupt nicht und hat daher die seitdem datirende falsche Benennung der Strassen eingeführt. —
Es geht aus Dodwells Beschreibung (Uebers. I 1, p. 220/22) unzweifelhaft hervor, dass er auf dem
unteren Wege von Crissa aus Delphi erreichte, während ihm die obere Strasse bei H. Elias un-
bekannt blieb.
 
Annotationen