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Die Reste der raiXi? selbst.

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II. Georgios. Von hier an abwärts folgt eine grosse Anzahl Terrassen') von ungleicher
Breite aufeinander, vielfach von altem und neuem Gemäuer durchsetzt und auch
durch moderne Terrassenmauern gehalten, welche alle zum Schutz der Oelbäume auf-
geführt sind. Der sich fast über die ganze Abhangsbreite erstreckende Oelwald hat
als Fang für viele aus dem Hieron thalwärts stürzende antike Reste gedient, die hier
verbaut oder von den rothbraunen Schichten des Verwitterungserdreichs halb oder
ganz bedeckt sind. Die südliche Grenze des Stadtgebietes lässt sich jetzt nicht be-
stimmen; dasselbe scheint jedoch nicht weiter als bis zum Ende des Oelwaldes ge-
reicht zu haben. Der Abstieg von der Südmauer des Temenos (Haus 127) bis zum
Pl'eistos beträgt ungefähr 435 meter, die Südgrenze des Oelwaldes liegt etwa 165 meter
tiefer als das Hellenikö, — dann beginnt der Abhang ungemein steil abzustürzen und
setzt dadurch wie heut dem Baumwuchs, so ehemals den Wohnungsanlagen ein Ziel;
es führt über diese öden Geröllhänge nur ein einziger, sogen. Ziegenpfad bergab, der
in umgekehrter Richtung nur selten, — und dann ausschliesslich von Heerden und
Hirten benutzt wird.

Die westliche Grenze des Delphischen Weichbildes wird durch das Felsbett
jenes "Rinnsal's markirt: östl. längs desselben ist sogar noch ein Theil der westlichen
kmlassungs (?)-Mauer erhalten, die ein wenig unterhalb des Fahrweges beginnt und
parallel mit jenem hinabsteigt.

Stadt und Hieron waren also von Süden her unzugänglich; im Osten wehrte,
ausser bei der Kastalia, die geschilderte tiefe Schlucht und ihre Steilwände jeden
anderen Uebergang, und im Westen war es nur nöthig, die schmale Wegbreite2) an

') Dodwell, r, 1 p. "254 (Uebers.): 'die Lage der Strassen und der Häuser wird noch durch
■ Ii.' Abwechselung der breiten mit den schmalen Terrassen bestimmt werden können'.

-) Es verdient, hier ausdrücklich festgestellt zu werden, dass dies die Stelle gewesen ist,
wo von des Perseus Abgesandten der Mordversuch gegen Eumenes ins Werk gesetzt wurde. Schon
Dodwell (Uebers. I, 1 p. 223) hatte dies als 'ohnfehlbar' bezeichnet. Da aber später die Kunde
von dieser unteren westl. Strasse verschollen war, so ist seit Ulrichs allgemein der obere Weg bei
II. Elias als Ort des Attentates angesehen worden. Dem gegenüber bezeichnet die auf Autopsie be-
ruhende Localbeschreibung des Polybius (bei Livius 42, 15) grade obige Stelle mit einer jeden Zweifel
ausschliessenden Genauigkeit: 'praegressi cum Euandro insidiatores nihil aliud ad peragendum in-
ceptum quam loci opportunitatem, omnia circumeuntes, quaerebant. ascendentibus ad templum a
Cirrha, priusquam perveniretur ad frequentia aedificiis loca, maceria erat ab laeva [iuxta] semitam
paulum exstantem a fundamento, qua singuli transirent, dextra pars labe terrae in aliquantum alti-
tudinis derupta erat, post maceriam se abdiderunt gradibus adstructis, ut ex ea velut e muro tela
in praetereuntem conicerent' cet. Der Text ist am entscheidenden Punkte stark verdorben, doch
ist soviel klar, dass unter maceria (welches griech. Wort dem entsprochen hat, bleibt ungewiss; bei
Appian Jlaced. 11 steht teT-/os) die Wand einer Felsterrasse zu verstehen ist, zu der man 'gradibus
adstructis' emporstieg, von da 'velut ex muro' hinabwarf und zwar 'ingentia saxa', die also dort
oben zur Hand waren. Da der König vom Schmalpfad rechts hinabstürzt, so ist damit die Identi-
ficirung des Locals von seihst gegeben. Der 'obere' Weg führt nirgends an einem Abgrund entlang
 
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