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Die alte raXis der Delphier.

führenden Fusswege'), in einer Höhe von c. 465 m ii. M. (85 meter tiefer als Haus 127),
und bildet die linke Hälfte einer Basis aus hellgrauem Kalkstein (H. Eliasstein), deren
sämmtliche Flächen, soweit der Bruch das gestattet, erhalten sind. H. 0,42, Br. 0,28
(0.34 max.), D. 0,65. Die drei senkrechten Flächen sind unterschnitten, also war
das Denkmal auch von hinten zugänglich; ein Einsatzloch ist nur an der Unter-
seite (am linken Rande) vorhanden. Die beiden ersten Zeilen mot^YjSov, die vierte
in kleinerer Schrift (vgl. Taf. XIV nr. 47). Es schliessen die Maasse des Steins eine
zwecklose Verschleppung bis tief in den Oelwald hinunter aus; er ist zweifellos
durch ähnliche Naturgewalten hinabgestürzt und hierher verschoben worden, wie die
in der vorigen Anmerkung angeführte Inschrift: also rnuss, — die Richtigkeil der
Schmidtschen Ergänzung vorausgesetzt2) — weit oberhalb dieser Stelle ein Heilig-
thum der Aphrodite gelegen haben. AVenn demgemäss die von Foucart auf
seinem Plan angegebene Capellenruine, d. i. die antike Tempelstätte, auch nur einiger-
maassen an der richtigen Stelle gezeichnet wäre3), so würde dieselbe n.n.westl. über
dem Fundort des Steins zu liegen kommen und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit
für das Aphrodite-TIieron in Anspruch genommen werden können.

Die Reste der antiken Wohnhäuser kündigen sich nun in bekannter Weise
durch senk- und wagerechte Felsabarbeitungen etc. an unmittelbar unterhalb von

1) Nur wenig höher, aber bedeutend westlicher fanden wir eine aus dem Temenos selbst
stammende Inschrift (Anathem aus der Beute eines sicilischen Sieges über die Carthager, jetzt im
Museum nr. 234), die also ebenfalls so tief abgestürzt war.

2) Joh. Schmidt scheint dieselbe dadurch als sicher bezeichnen zu wollen, dass er hinzu-
fügt: 'eine Widmung an Aphrodite enthält auch die Delphische Inschrift W.-F. 470'. Dabei lässl
er ausser Acht, dass letztere etwa 3/t Stunden Reitens von Delphi entfernt, noch jenseits (östl.) der
Castritischen Mühlen in die Mauern einer Capelle verbaut war, die an der Stelle eines ehemals dort
vorhandenen Aphroditeheiligthums und aus dessen Werkstücken und Baugliedern aufgeführt ist.
(W.-F. pref. p. VIII; Fouc. mem. p. 5; beim Einsturz der Capelle im Jahre 1870 ist der Stein
überschüttet worden und war jetzt ohne Ausgrabung nicht wiederzufinden.) Es wäre immerhin mög-
lich, dass oben 'Atppo6([aio; oder [ai'ou und dergl. auf dem Steine stand, der Name der Gottheit rechts
zwischen Zle 3 u. 4 verloren sei und damit die Deutung auf einen 'Aphrodite-Tempel' hinfällig wird.

3) Dies scheint nämlich bezweifelt werden zu können: ich finde auch auf Laureut's Plan
etwa 65 m von der S.O. Ecke des Hellenikö in s.o. Richtung eine Capelle (| + |) angegeben, die Ul-
richs nicht kennt, oder als zu unbedeutend nicht erwähnt. Nun liegt aber das oben beschriebene
quadratische Gebäude etwa 100 m von derselben Ecke entfernt, müsste demnach östlich der Capelle
sich befinden. Auf F.'s Karte ist es umgekehrt: er zeichnet zweifelsohne dasselbe Gebäude ziemlich
an der richtigen Stelle, versetzt die Capelle aber von diesem aus nach N.O.; da er keinen Maass-
stab giebt, ist die wirkliche Benutzung und zugleich jede Nachcontrolle seiner Karte unmöglich.
Dass Laurents Maasse genau sind, beweist der ziemlich gut mit unserem Plan stimmende Abstand
von H. Georgios bis zur s.ö. llelleniköeeke (c. 200 m). Nach alledem erschiene es sehr möglich,
dass das quadratische Gebäude mit der von F. als 'Tempel' bezeichneten Capelle identisch ist,
und sollte sich auch noch Schmidt's Ergänzung als falsch herausstellen, so löste sich der ganze
'Aphrodite-Tempel' in Luft auf.
 
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