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E. Die Flurnamen

1. Vorbemerkung

1.1. Die Entstehung

Wie die Siedlungen so tragen auch Wälder und Fluren der Gemarkung Namen. Diese Flur-
namen sind geographische Ortsnamen. Sie bezeichnen unbewohnte Örtlichkeiten einer
Gemarkung. Freilich können neue Siedlungen und Siedlungsteile alte Flurnamen weiter-
führen wie Pfingstberg, Hochstätt oder Lämmertränk, aber auch gänzlich neue Namen
bekommen wie Suebenheim oder Rheinau. Ebenso können ehemalige Siedlungsnamen zu
Flurnamen werden wie Kloppenheim oder Hermsheim. Übergänge zwischen Flurnamen
und Siedlungsnamen sind fließend.

Eine so große Gemarkung wie die Seckenheimer hat einen umfangreichen Schatz von
Flurnamen angesammelt. Die Entstehung der Namen verliert sich meist im Dunkel der
Vergangenheit: irgendwann taucht ein Name auf, niedergeschrieben in einer alten Urkun-
de, einem Lagerbuch, einer Güterbeschreibung. Manchmal kann man einen Namen mit
einer Person oder einem Ereignis verknüpfen und hat dann einen ungefähren Zeitpunkt
seiner Entstehung; aber das ist der seltenste Fall. Wenn man den Namen in einer Quelle
geschrieben findet, ist er schon da, oft schon mit deutlichen Spuren eines langen
Gebrauchs.

Der größte Teil der Flurnamen hängt sich an augenfällige Merkmale der Landschaft:
Wald und Au, Senkung und Erhebung liegen nahe, aber auch Bodenbeschaffenheit,
Grundeigentum und Bodennutzung schlagen sich in den Namen nieder. Namen können
jederzeit neu entstehen und alte Namen außer Gebrauch kommen und vergessen werden.
So sind Alter und Lebensdauer der einzelnen Flurnamen sehr verschieden. Namen, die in
die Frühzeit der Besiedlung reichen, stehen neben Bildungen aus der jüngsten Zeit. Es
leuchtet ein, daß ein Name wie „Im Autobahndreieck" nicht weit zurückreicht; ebenso
sind Namen wie „Station" oder „Beim Friedhof" dem 19. Jahrhundert zuzuordnen. Die
übergroße Mehrzahl aber ist sehr viel älter, sie reicht tief in die Vergangenheit, ja „Mal-
lau" ist wahrscheinlich älter als der Name „Seckenheim" selbst.

Viele Namen zeigen unverständliche oder mißverständliche Formen. Solche schwer ver-
ständlichen Namensrätsel wie „Eckspitt", „Rheinschall" oder „Hausammenäcker" sind
sicher alt; denn jede Namensgebung ist sinnvoll gewesen. Unverständliche und sinnlose
Namen verraten also lange Entwicklung und hohes Alter. Hier hilft nur intensives Stu-
dium der früheren Zeugnisse, wobei die Kenntnis der deutschen Sprachentwicklung, aber
auch Vertrautheit mit unserem pfälzischen Heimatdialekt unumgängliche Notwendigkeit
ist, da man sonst rasch in die falsche Richtung gerät. Dabei gilt als Faustregel, daß die
älteste erreichbare Form die ursprüngliche und richtige ist. Diese Faustregel stützt sich auf
die in hohem Maße klare und lautgetreue mittelhochdeutsche Orthographie, die meilen-
weit entfernt ist von der oft abenteuerlich willkürlichen und entstellenden Schreibweise im
Deutsch des 17. und 18. Jahrhunderts.

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