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durch Anbringung eines zweites Stockes weiteren Raum schaffen zu müssen". Entgegen-
kommender Weise wollte man auch „ den hie und da durchlöcherten Boden reparieren und
der Feuchtigkeit an der Wand gegen das Nachbarhaus durch Anbringung eines steinernen
Kanals mit Öffnung des Winkels abhelfen laßen" [Gutachten vom 4.5.1831 in 362/1838
u. 1842].

Als der Kirchengemeinderat auf zwei Schulsälen beharrte, zeigte man sich geneigt, einen
Neubau in der „wohlgelegenen Obergasse" nahezutreten, wenn der Kirchengemeinderat
die 1000 Gulden auch dafür zur Verfügung stellte, anstatt sie nur für einen Platz in der
Hauptstraße anzubieten. Am 5. Juni 1831 wurden darüber die Kirchengemeindemitglieder
befragt, die ein neues Schulhaus für so dringlich hielten, daß sie dem Angebot des Kir-
chenfonds zustimmten. So wurde bereits im Sommer 1831 das Gebäude von 1722 abgeris-
sen und ein einstöckiges neues Schulgebäude mit Mitteleingang und zwei Schulsälen
errichtet, das im Herbst 1832 bezogen werden konnte. Während der Bauzeit hatte der
Unterricht im Rathaus stattgefunden. Bis 1833 zog sich die Möblierung der Schulsäle mit
„Subsellien" hin, über deren Bezahlung man sich lange nicht einigen konnte. Der unterlän-
dische Kirchenfond wollte, daß die wohlhabenden Seckenheimer aus ihren örtlichen Kir-
chengemeinden z.B. dem Heiligenfond mehr zur Schulunterhaltung beitrügen, während
die Seckenheimer auf die alten Rechtsverhältnisse pochten, nach denen die gesamten
Sachausgaben für die evangelische Schule vom unterländischen Kirchenfond zu tragen
waren. Bis zur Einführung der Simultanschule 1876/77 flammte dieser Streit bei allen
Reparaturmaßnahmen auf.

30 Jahre später empfahl die Schulvisitation wegen starker Zunahme der Schülerzahl eine
zweite Hauptlehrerstelle und damit eine Vergrößerung des Schulraums, die durch die Auf-
stockung des vorhandenen Gebäudes vorgesehen wurde. Diese Aufstockung wurde im
August 1866 fertiggestellt.

Dieses zweistöckige evangelische Schulhaus ging nach der Einführung der konfessionell
gemischten Volksschule (1877) in den Besitz der Gemeinde über und wurde weiter benutzt
bis 1906, als das neue Schulhaus in der Zähringer Straße errichtet wurde. Das alte Schul-
haus diente in den folgenden Jahrzehnten als Krankenhaus und Altersheim. Nach 1930
wurde das Haus zu einem gemeindeeigenen Wohnhaus umgebaut. Anfang der sechziger
Jahre wurde das Gebäude mitsamt dem vorn an der Straße stehenden aus dem 18. Jahr-
hundert stammenden anderthalbstöckigen Lehrerhaus abgerissen und auf dem Grund-
stück ein Kinderspielplatz mit Parkplätzen angelegt.

3.3. Das „alte" Schulhaus (Hauptstraße 165)

Das an der Hauptstraße stehende Haus, das heute der GBG gehört und Wohnungen ent-
hält, wird in Seckenheim als „altes Schulhaus" bezeichnet, was es aber ursprünglich kei-
neswegs war, wenn es auch zwischen 1893 und 1908 immer wieder der Unterbringung von
Schulklassen diente, die in den anderen Schulhäusern keinen Platz mehr fanden. Entstan-
den war dieses Haus 1886/87 als Domizil der „paritätischen Kleinkinderschule". Diese war
1879 neu gegründet worden, nachdem ihre evangelische Vorgängerin in den 60er Jahren
eingegangen war. Sie war auf Betreiben der Gemeinde und des Bezirksamtes als gemein-
schaftliche Anstalt unter dem Vorsitz des Bürgermeisters und der beiden Pfarrer entstan-
den. Die Betreuung hatten Mitglieder des Frauenvereins übernommen. 1884 besuchten

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