Ein Abwasserproblem im Dorf gab es nicht. Die Abtritte lagen über dem „Puhlloch", an
das sich die „Mischtkaut" für den Stallmist anschloß; beide Fäkalgruben waren ausge-
mauert, um den geschätzten Stoff nicht durch Versickerung des „Puhls" zu verlieren und
eine Verunreinigung des Grundwassers zu verhüten. Mist und Jauche wurden schon seit
dem Mittelalter als Dung auf die Felder gefahren, wie bereits 1550 bezeugt wurde
[229/96498]. Dem besonderen Eifer der Seckenheimer in dieser Hinsicht, der sie im 19.
Jahrhundert die Ausbeutung der Mannheimer Jauchegruben, die sich auf der Höhe des
Schlachthofes befanden, pachten ließ, verdanken sie ihrem Spottnamen „Puhlzabbe", der
wohl vom Neid derjenigen geprägt worden war, deren Felder nicht so reichen Ertrag
brachten. Faßwagen „Puhlwache" mit ihrem charakteristischen Duft gehörten so schon
immer zum Seckenheimer Straßenbild. Die übrigen Abwässer und das Regenwasser wur-
den in gepflasterten Gossen auf der Mitte der Gassen und gemauerten und abgedeckten
Dolen in den Neckar geleitet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Einführung einer modernen Wasserversorgung
beschlossen. Pumpwerk, Hochbehälter zum Druckausgleich und Leitungsnetz, an das alle
Häuser angeschlossen werden sollten, wurden 1909-1911 erbaut und eingerichtet. Das
Leitungsnetz kostete die Gemeinde 260.000 Mark. Am Rande des alten Hochufers an der
Kloppenheimer Straße, wo das natürliche Gefälle noch dazukommt, wurde der Wasser-
turm von der Freiburger Firma Benzinger aufgeführt. Rund 500 Meter weiter außerhalb in
Richtung Rheinau errichtete man das Wasser- und Pumpwerk, an dem heute die Auto-
bahn vorbeiführt. Der achteckige Turm aus Eisenbeton kostete rd. 60.000, - DM anläß-
lich seiner Einweihung schreibt der „Neckarbote" vom 16.9.1911: „an der der Straßensei-
te zuliegenden Front des Turmes befindet sich in etwa 20 Meter Höhe eine Wasseruhr mit
blauen Feldern, deren Zeiger den jeweiligen Wasserinhalt des Reservoirs angeben. Der
Bau mißt bis zur Oberkante die respektable Höhe von 32 Metern, während die kupferne
Kuppel genau 5,26 Meter hoch ist. (Die Gesamthöhe beträgt also 37,26 Meter). Das
Grundmaß beträgt im Durchmesser 12,20 Meter, unterhalb der Kuppel, auf der Höhe des
Reservoirs, 10,49 Meter.
Das Reservoir, das eine Tiefe von 6 Metern hat, kann 350 cbm = 350.000 Liter Wasser
fassen, was einem Gewicht von 7000 Zentnern entspricht. Rings um das offene Reservoir
läuft eine Schiene, an welcher sich eine fahrbare Leiter befindet, um das von Zeit zu Zeit
notwendige Reinigen des Bassins bequem ausführen zu können. Das Überlaufen des
Behälters wird durch ein Ablauf röhr, auf dem ein Sieb angebracht ist, verhütet. Damit der
Brunnenmeister, Herr Seitz, jederzeit im Pumpwerk kontrollieren kann, ob sich noch
genügend Wasser im Bassin befindet oder wie hoch der Wasserstand momentan ist, ist am
Reservoir ein Kontaktwerk angebracht, welches mit dem Registrierwerk der Pumpstation
in Verbindung steht. In dem Pumpwerk, das ein sehr gefälliger kleiner Bau ist, befördern
zwei starke Elektromotore das Wasser in den Turm.
Der Wasserturm macht einen stattlichen Eindruck und zählt wohl zu den schönsten dieser
Art in der ganzen Umgegend. Weithin sichtbar glänzt das Kupferdach bei Sonnenschein in
strahlender Röte und jedem sich in der Umgebung von Seckenheim aufhaltenden Fremden
fällt sofort das schöne monumentale Bauwerk auf, auf das die Gemeinde Seckenheim mit
Recht stolz sein kann."
Die Seckenheimer schlössen den Wasserturm sofort in ihr Herz, erkoren ihn zum Wahrzei-
chen des Dorfes und nannten ihn wegen seiner blanken Kuppel liebevoll „Glatzkopp".
Die Versorgung des Leitungsnetzes mit Wasser funktionierte folgendermaßen: Das Pump-
werk drückte das durch zwei Tiefbrunnen heraufgeholte Grundwasser direkt in das Rohr-
netz, wobei im Turm der Hochbehälter, dessen Boden sich 25 Meter über dem Erdboden
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das sich die „Mischtkaut" für den Stallmist anschloß; beide Fäkalgruben waren ausge-
mauert, um den geschätzten Stoff nicht durch Versickerung des „Puhls" zu verlieren und
eine Verunreinigung des Grundwassers zu verhüten. Mist und Jauche wurden schon seit
dem Mittelalter als Dung auf die Felder gefahren, wie bereits 1550 bezeugt wurde
[229/96498]. Dem besonderen Eifer der Seckenheimer in dieser Hinsicht, der sie im 19.
Jahrhundert die Ausbeutung der Mannheimer Jauchegruben, die sich auf der Höhe des
Schlachthofes befanden, pachten ließ, verdanken sie ihrem Spottnamen „Puhlzabbe", der
wohl vom Neid derjenigen geprägt worden war, deren Felder nicht so reichen Ertrag
brachten. Faßwagen „Puhlwache" mit ihrem charakteristischen Duft gehörten so schon
immer zum Seckenheimer Straßenbild. Die übrigen Abwässer und das Regenwasser wur-
den in gepflasterten Gossen auf der Mitte der Gassen und gemauerten und abgedeckten
Dolen in den Neckar geleitet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Einführung einer modernen Wasserversorgung
beschlossen. Pumpwerk, Hochbehälter zum Druckausgleich und Leitungsnetz, an das alle
Häuser angeschlossen werden sollten, wurden 1909-1911 erbaut und eingerichtet. Das
Leitungsnetz kostete die Gemeinde 260.000 Mark. Am Rande des alten Hochufers an der
Kloppenheimer Straße, wo das natürliche Gefälle noch dazukommt, wurde der Wasser-
turm von der Freiburger Firma Benzinger aufgeführt. Rund 500 Meter weiter außerhalb in
Richtung Rheinau errichtete man das Wasser- und Pumpwerk, an dem heute die Auto-
bahn vorbeiführt. Der achteckige Turm aus Eisenbeton kostete rd. 60.000, - DM anläß-
lich seiner Einweihung schreibt der „Neckarbote" vom 16.9.1911: „an der der Straßensei-
te zuliegenden Front des Turmes befindet sich in etwa 20 Meter Höhe eine Wasseruhr mit
blauen Feldern, deren Zeiger den jeweiligen Wasserinhalt des Reservoirs angeben. Der
Bau mißt bis zur Oberkante die respektable Höhe von 32 Metern, während die kupferne
Kuppel genau 5,26 Meter hoch ist. (Die Gesamthöhe beträgt also 37,26 Meter). Das
Grundmaß beträgt im Durchmesser 12,20 Meter, unterhalb der Kuppel, auf der Höhe des
Reservoirs, 10,49 Meter.
Das Reservoir, das eine Tiefe von 6 Metern hat, kann 350 cbm = 350.000 Liter Wasser
fassen, was einem Gewicht von 7000 Zentnern entspricht. Rings um das offene Reservoir
läuft eine Schiene, an welcher sich eine fahrbare Leiter befindet, um das von Zeit zu Zeit
notwendige Reinigen des Bassins bequem ausführen zu können. Das Überlaufen des
Behälters wird durch ein Ablauf röhr, auf dem ein Sieb angebracht ist, verhütet. Damit der
Brunnenmeister, Herr Seitz, jederzeit im Pumpwerk kontrollieren kann, ob sich noch
genügend Wasser im Bassin befindet oder wie hoch der Wasserstand momentan ist, ist am
Reservoir ein Kontaktwerk angebracht, welches mit dem Registrierwerk der Pumpstation
in Verbindung steht. In dem Pumpwerk, das ein sehr gefälliger kleiner Bau ist, befördern
zwei starke Elektromotore das Wasser in den Turm.
Der Wasserturm macht einen stattlichen Eindruck und zählt wohl zu den schönsten dieser
Art in der ganzen Umgegend. Weithin sichtbar glänzt das Kupferdach bei Sonnenschein in
strahlender Röte und jedem sich in der Umgebung von Seckenheim aufhaltenden Fremden
fällt sofort das schöne monumentale Bauwerk auf, auf das die Gemeinde Seckenheim mit
Recht stolz sein kann."
Die Seckenheimer schlössen den Wasserturm sofort in ihr Herz, erkoren ihn zum Wahrzei-
chen des Dorfes und nannten ihn wegen seiner blanken Kuppel liebevoll „Glatzkopp".
Die Versorgung des Leitungsnetzes mit Wasser funktionierte folgendermaßen: Das Pump-
werk drückte das durch zwei Tiefbrunnen heraufgeholte Grundwasser direkt in das Rohr-
netz, wobei im Turm der Hochbehälter, dessen Boden sich 25 Meter über dem Erdboden
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