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befindet, zum Druckausgleich diente: Bei starker Wasserabnahme floß das gespeicherte
Wasser zusätzlich zur Pumpleistung des Wasserwerks in die Leitungen, während bei gerin-
ger Entnahme der Behälter wieder durch die Pumpen aufgefüllt wurde. So erneuerte sich
das Wasser im Hochbehälter täglich und stand nicht ab. 1930 betrug die Wasserförderung
dieses Systems 140- 150.000 cbm in Jahr.

Doch bald darauf gab es Schwierigkeiten; denn seit 1934/35 führte die neuerbaute Reichs-
autobahn hart an der Seckenheimer Brunnenanlage vorbei, so daß ihre Erweiterung für
den steigenden Wasserbedarf nicht mehr möglich war. Überdies war die Verantwortung
für die Wasserversorgung mit der Eingemeindung an die Stadt Mannheim übergegangen,
die nun durch eine starke Druckleitung das Pumpwerk Seckenheim ans Wasserwerk
Rheinau anschloß. 1937 wurde eine zweite Druckleitung von Wasserwerk Käfertal über
Neuostheim nach Seckenheim geführt. Beide Leitungen wurden erst nach dem Kriege ver-
bunden. Immer noch aber waren Pumpwerk und Wasserturm wesentlichen Teile der Sek-
kenheimer Wasserversorgung. Erst 1956 änderte sich das. Seckenheim wurde völlig an die
große Ringleitung der Mannheimer Wasserwerke angeschlossen, wodurch der damals mit
340.000 cbm angegebene Verbrauch zuverlässig abgedeckt werden konnte. Damit war
aber die letzte Stunde in der Funktion des Wasserturms gekommen; denn der Druck in der
Leitung war nun ständig so hoch, daß das Wasser im Hochbehälter nicht mehr ins Rohr-
netz fließen konnte. Es wäre abgestanden und schlecht geworden. So wurde der Behälter
1956 entleert und der Turm endgültig aus dem Wassernetz ausgeschlossen, ein Schicksal,
das er mit allen anderen Mannheimer Wassertürmen teilte.

In den ersten Jahren danach wurde das alte Seckenheimer Wasserversorgungssystem mit
Pumpwerk und Turm für Notfälle gepflegt und instand gehalten; aber dann war diese rei-
ne Unterhaltung zu aufwendig. Die Stadt Mannheim wollte ursprünglich die Türme abrei-
ßen, wie das in Rheinau auch geschehen ist. Da regte sich in den Vororten aber der Hei-
matstolz, und die Türme fanden plötzlich Liebhaber.

Der Seckenheimer Wasserturm wurde anfangs 1978 von Carl Lochbühler erworben und
soll zu einem Heimatmuseum ausgebaut und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Den Anfang einer neuen sinnvollen Nutzung des bekanntesten Seckenheimer
Bauwerks machten die Wasserturmfeste, die unter großer Beteiligung der Bevölkerung
vom Männergesangverein/Liedertafel ausgerichtet wurden. [Akten und Pläne im Besitz v.
Carl Lochbühler]

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