Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Flußbaukosten bei weitem übersteigt; auch sind die Gefahren der großen Überschwem-
mungen doch nicht so häufig" [362/1847].
Was die Seckenheimer gegen die Flußverlegung hatten, zeigt ihre Petition von 1844:

„nun.....solider gute, alte Neckar in ein anderes künstliches Bett, Seckenheim undllves-

heim, zwischen welchen Orten er durchströmt, trockengelegt und solche mit scheußlichen
Sümpfen umgürtet werden. Diesen beiden Orten will man nun auch die Wasserstraße neh-
men, welche in Sonderheit für unsere so bedeutende Gemeinde von solchen Vorteil sich
erwiesen hat, daß wir einen kostspieligen Lauer erbauten und uns dadurch wieder von die-
ser Seite eine Frequenz verschafften, zur Entschädigung dafür, daß durch die Eisenbahn
unsere Landstraße verödet wurde. Nun soll uns noch diese Wasserstraße entzogen wer-
den ? Uns führte der Neckar auf der wohlfeilen Straße fast alle nötigen Materialien als
Steine, Holz, Gips etc. bei; diese Neckarstraße schuf bei uns einen bedeutenden Vieh-und
Fruchthandel, und rief eine bedeutende Holzhandlung ins Leben, die nicht nur uns, son-
dern auch alle nahen Orte mit wohlfeilem Bauholz versah; der Fischfang ernährte mehrere
Familien, und die Fähre zwischen Seckenheim und Ilvesheim belebte den Verkehr, ver-
mehrte die Consumation (Verbrauch) und unser Lauer hat sich tüchtig bewährt. All dies

soll uns nun entzogen und wir an einen Sumpf verlegt werden......... Wir müssen nämlich

unseren Gottesacker weit von Seckenheim verlegen, weil derartige Ausdünstungen der
Gesundheit nachteilig sind: was sind aber diese Ausdünstungen im Vergleich damit, wenn
der hart an Seckenheim hinlaufende Neckar zu einem Altwasser, zu einem pestverbreiten-
den Sumpfe wird? Wir konnten einem solchen Projecte lange keinen Glauben schenken,
allein wir sahen bereits die schön gezeichneten Pläne und müssen uns daher an unsere
hochverehrten Vertreter wenden, sich dieser Sache anzunehmen. Wir bitten hohe Kam-
mer, unser Begehren, daß der Neckar nicht verlegt werde, zu unterstützen. Seckenheim am
22. Februar 1844. Bürgermeister Hörner, Philipp Kloß, Adam Trump" [vgl. Kollnig,
Gesch. Seckenheims Seite 31].

Mit der Kanalisierung des Neckars zwischen 1921 und 1935 wurde die alte Idee, den engen
Seckenheimer Neckarbogen abzuschneiden, verwirklicht. In einer Länge von 7 km wurde
zwischen Feudenheim und Ladenburg ein Seitenkanal angelegt. Das alte Neckarbett, bei
dem regen Schiffsverkehr nur noch von einem geringen Bruchteil des Neckarwassers
durchflössen, bietet nun den traurigen Anblick einer verwahrlosten und verödeten Fluß-
landschaft; folgerichtig ist der dem Fluß zugewandte Teil des Dorfes, früher sein geschäft-
liches Zentrum, still geworden; Lauer und Schiffslände im Zustand des Verfalls sind von
einer melancholischen Stille erfüllt. Somit haben sich die Befürchtungen des Seckenheimer
Ortsvorstandes von 1844 leider verwirklicht. Nur bei Hochwasser, wenn die gesamte Was-
sermenge durch das alte Flußbett zu Tal fließt, gewinnt,,*/- tückische und rasch veränder-
liche Neckar" für Seckenheim oft über Nacht wieder seine alte Anziehungskraft und alles
beherrschende Gewalt zurück.

Die wichtigsten Hochwasser und Uferbaumaßnahmen:
1515 Bau der großen Neckarmauer auf Kosten des Kurfürsten Ludwig V.

1565 Neckar und Rhein waren 10 Wochen zugefroren. Im Februar fielen riesige
Schneemengen; rascher Wechsel von Tauwetter und Frost, Regen-u
Schneefall. Das Hochwasser riß die Heidelberger Neckarbrücke mit sich un
die Seckenheimer Neckarmauer teilweise ein. . r

1566 Darauf Reparatur der Neckarmauer für 652 Gulden aus den Seckenheim
Pfründgefällen. g

1573 Hannß Hoffmans ganzes Gehöft wurde durch das Hochwasser mit Eisg >

„hinweg gestossen" [63/68].

276
 
Annotationen