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„Irfron"abgeleistet habe [66/3486], so daß schon zu dieser Zeit Hand- und Spanndienste
nurmehr für öffentliche Baumaßnahmen im Dorf selbst und der Gemarkung (an Kirche,
Wegen und Brücken und am Neckarbau) als Fron einverlangt wurden.

1.4.2.3. Der Landesherr als Kriegsherr

Das Recht des Landesherrn, die Untertanen sowohl zum Kriegsdienst (reysen) als auch zur
Bezahlung seiner Kriege zu zwingen, wurde von allem Anfang an kräftig ausgeübt. Alle
pfälzischen Kriege wurden von Truppen bestritten, die neben dem Aufgebot der ritter-
schaftlichen Lehensträger teils aus angeworbenen Söldnern, aber auch aus ausgehobenen
Landeskindern bestanden.

Aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist zum ersten Mal die Teilnahme von Seckenheimern
an einer Fehde, die Pfalzgraf Ruprecht I. mit dem Grafen Walram von Sponheim austrug,
überliefert. In dieser Fehde von 1349 bis 52 ging es um den Besitz von Ladenburg. Pfalz-
graf Ruprecht konnte Ladenburg dem Grafen von Sponheim nicht entreißen. 1352 war
dabei der Schönauer Klosterhof in Ladenburg zu Schaden gekommen, ebenso hatten „des
Hertzogen (Ruprecht I.) Lude mit namen die von Sickinheim von Edingen und Keverndal
von Sassenheim vnd ander des Hertzogen Dorff ....in der Stat zu Laudenburg verloren "
[RPfRh 1, Nr. 2380 und 67/1340, Seite 77-78].

Eine für die pfälzische Heeresverfassung aufschlußreiche Quelle ist das „Reisbuch"
(Musterungsliste) von 1504, das vor Ausbruch des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges
(1504-07) das pfälzische Aufgebot zusammenstellt. Die „Musterung des Heidelberger
amts"ergibt für die Kirchheimer Zent mit ihren Dörfern,,.... Plankstat, Epenheym, Edin-
gen, Seckenheim, Neckarau vndManheim ...
Item 189 spieser (Spießträger)
Item 108 helmparter (Hellebardiere)
Item 84 bischenschitzen (Büchsenschützen)
Suma 381 man" [vgl. ZGO 26, 1874, Seite 148].

Wenn man diese Zahl auf die Dörfer der Kirchheimer Zent umlegt, dann kommen auf Sek-
kenheim 20 bis 30 Gemusterte.

Dazu kamen 23 Reis wagen; diese dienten zum Transport der Soldaten; 20 Mann kamen
auf einen Wagen, der von 4 Knechten gefahren und betreut wurde. Die Wagenknechte
waren wie die Soldaten mit Harnisch, Koller und Helm ausgerüstet. Die Wagen hatten
eine Fahne mitzuführen, auf der das Pfälzer Wappen und das des Amtes ihrer Herkunft
zu sehen war. Die Ausrüstung des Wagens bestand in einem Leiterbaum, einem Flecht-
dach, einer Plane über dem Verdeck, zwei Hängebrettern, einer Kette von drei Klaftern
mit einem Schloß, Seilen und Stricken. Mitgeführt wurden außerdem auf jedem Wagen
zwei Schaufeln, zwei Pickel, zwei Hacken, zwei Rodehacken, zwei Mulden, um Erde weg-
zuschaffen, zwei Äxte, Sicheln, Sensen und Zugseile. Die Kirchheimer Zent hatte 13 Zim-
merleute und 12 Maurer als eine Art Pioniere für etwaige Belagerungen zu stellen. Jewei s
einer davon wird wohl auch aus Seckenheim gewesen sein. ■

Die Bewaffnung der Spießer bestand aus einem „guten Schwytzer spieß", der 18 Sc u
lang und mit einem gehärteten Eisen an der Spitze versehen war, einem langen Dege■ >
einem Beil mit langem Stiel, das der Spießer am Gürtel trug. Zum Schutz trug er ein ^
„krepß" (Brustpanzer), einen „goller" (Halsschutz), den Rückenpanzer, eine Sturmhasen.
und eine Art Lederschürze zum Schutze von Bauch und Oberschenkeln. Die.Büuand-
schützen trugen bei sonst gleicher Bewaffnung wie die Spießer statt des Spießes eine H
oder Hakenbüchse und die Hellebardiere eine Hellebarde. Zur Zeit dieser Musterung
der Kurfürst 2.275 Schweizer Spieße eingekauft, die in Mannheim beim Zollscn

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