Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
tet. Das Rohmaterial kam aus dem Seckenheimer Eichwald, der vor allem die Balken für
die Dachstühle lieferte.

Es mag interessieren, daß sich bereits 1720 die Gewerbetreibenden als einheitliche Gruppe
fühlten. Die Seckenheimer „Handel- und Handwerksleuth" richteten ein Gesuch um
Schatzungsnachlaß an die Behörde, „weilen kein sonderlich (besonders einträgliches)
gewerb allhir ist, undt der orth bei der Stadt Mannheim undt Ladenburg zu nahe gelegen
ist". Als Gewerbetreibende treten auf: „Heinrich Maier, Hirschwirt; Johann Herzberger,
Löwenwirt; Georg Sebastian Kögel, Schwanenwirt; Nikolaus Hartmann, Traubenwirt
und Bier sieder; Thomas Köhler, Adlerwirt und Bäcker; Johann Georg Transier, Karpfen-
wirt; Anton Transier, Schiffwirt; Christof Wolf, Kranzwirt zum Anker; Paulus Gehr,
Kranzwirt; LeonhardKöhler, Bäcker; Andreas Staß, Hufschmied; Johann Herzog, Huf-
schmied; Lorenz Hirsch, Wagner; Micheal Bettle, Wagner; Johann Georg Freundt,
Schuhmacher; Cornel Kloos, Schuhmacher; Johann Grambs, Schneider; Michael Prinz,
Schneider; Johann Fähnel, Michael Seytel, Mathias Reytter, Johann Georg Schneider alle
Leineweber; Paulus Gehr auch Zimmermann (er hat schon oben als Wirt unterschrie-
ben); Johann Pflüget, Zimmermann; Christian Geiger, Rudolf Gaa Maurer und Andreas
Bühler Ziegler" [66/4377 und StA Ma NW].

5.6.2. DER GELDVERLEIH

Wie wir schon oben gesehen haben, konnte Georg Jakob Seitz der Gemeinde zur Zahlung
von Kriegskosten über 5.500 Gulden vorstrecken. Daran zeigt sich, wieviel bares Geld im
Dorf vorhanden war, das zur Anlage drängte. Es gab tatsächlich ein umfangreiches Kre-
ditwesen auf privater Basis, indem vermögende Leute Geld gegen Zinsen verliehen. Das
Darlehen wurde vor dem Gericht aktenkundig gemacht. Das Gericht nahm auch die Kla-
gen der Gläubiger an und Vollstreckungen vor.

Allein Schultheiß Johann Herzberger lieh 1764 an 8 Schuldner 1600 Gulden aus zu 5 %
Zinsen, die man damals „Interessen" nannte. Die Gläubiger beliehen Äcker oder Häuser.
1760 verstarb Johannes Wolf, auf dessen Haus eine Hypothek lag, die die Erben überneh-
men mußten. 1771 kam es gegen einen säumigen Schuldner zur Zwangsvollstreckung,
indem das Gericht sein Haus an sich zog und um 220 Gulden versteigerte. Der Erlös wurde
unter den Gläubigern wie folgt aufgeteilt:
„Dem Gelderheber Philipp Erne" vorherrschaftliche

und Gemeindegelder 14 Gulden 36 Kreuzer

dem ref. Schulm. vor Schuhlgeldt 1 Gulden 24Kreuzer

der Katharina Spies ein gelehnt geldt 2 Gulden 24 Kreuzer

des Georg Bühlers wittib vor einen Malter gerst 2 Gulden 45 Kreuzer

dem Ullrich Moser vor Arbeitslohn 4 Gulden

dem Johann Hagel vor weber lohn 2 Gulden 32 Kreuzer

dem Jakob Bruch vor Schumacher arbeith 8 Gulden 19 Kreuzer

dem Peter Gund vor Kramer war 2 Gulden 23 Kreuzer

der Loisen Michlerin ein Kapital 150 Gulden

Jessen (Zinsen) darauf 20 Gulden 32 Kreuzer

der Schuldner behielt U Gulden_________

220 Gulden"
[StA Ma Se Ger.-prot. 6].

615
 
Annotationen