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handelte sich dabei um sechs Wege, die fächerartig von der Brücke ausstrahlten und
die Gemarkung nach allen Richtungen erschlossen. Den Gießen entlang nach We-
sten führte der Enge Weg, der ursprünglich die „gemeine" Ahmend und den Mönch-
wörth erschloß und nach Aufhebung des alten Mannheimer Weges auf dem Nieder-
feld nach Mannheim weitergeführt wurde. Nach Nordwesten führte der Hadelacher
oder Harrlacher Weg, der das Hermsheimer Großfeld an die Gemarkung anschloß.
Dann folgte der Feudenheimer oder Mühlweg, der das Bösfeld erschloß und an die
Feudenheimer Neckarmühle führte. Dieser wichtige Weg war in seiner alten Tras-
sierung bis vor wenigen Jahren erhalten: Morchfeldstraße, Feudenheimer Brücke,
Feudenheimer Weg. Ostlich schloß sich an ihn der Seckenheimer Breite Weg an, der
das Morchfeld, das Bösfeld und das Kloppenheimer Feld erschloß und nach Secken-
heim führte. Von ihm zweigte der Hermsheimer Gerichtsstuhlweg und von diesem
der Auweg bzw. die alte Heidelberger Straße ab. Schließlich verlief nach Südosten
ein sechster Weg den oberen Gießen entlang ans Rheinufer bis zum Geheugraben
und das alte Altriper Fahr. Die Bezeichnung für diesen Weg war in früheren Jahr-
hunderten Naweg, wobei Na oder auch Nee die Bezeichnung für ein pontonartiges
Fährschiff war. Durch diese Wege, die das Großfeld in die verschiedensten Richtun-
gen diagonal durchschnitten und an der Neckarauer Gießenbrücke zusammenführ-
ten, wird aufgezeigt, daß Neckarau vor dem Bau der Fernstraße Mannheim-
Schwetzingen im Jahre 1740/41 keine Durchgangsstraße hatte. Mit diesen drei Feld-
distrikten ist die Grundstruktur der Neckarauer Altgemarkung erfaßt und erwiesen,
daß die Dreifelderwirtschaft auch in Neckarau betrieben wurde und schon in die frü-
heste Zeit zurückreicht.

DAS AUFELD

Dieser kleinste Neckarauer Felddistrikt verrät seinen Inselcharakter schon im Na-
men: Inselfeld. Da der spätere Ober- und Buschgießen bis zur Abdeichung Ende des
16. Jahrhunderts einen offenen Rheinarm darstellte, war die Aue, wie sie bis zum
Endes des 15. Jahrhunderts ausschließlich hieß, deutlicher als die anderen Gemar-
kungsteile eine Insel. Wie die Plinau wurde auch die Aue im Mittelalter hauptsäch-
lich als Viehweide und zur Heugewinnung benutzt. An der Veränderung des Na-
mens läßt sich auch die Umwidmung der Aue von einer Viehweide zum Ackerland
verfolgen. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert ging die Namensentwicklung folgender-
maßen: in der Aue - im Feld übern Auen - im Übern Au Feld-im Naufeld-Aufeid.
Mit der Erweiterung des Namens durch den Begriff Feld wird der Beginn des Getrei-
deanbaus markiert. Daß der Getreideanbau hier jüngeren Datums ist, zeigen auch
die jungen Flurnamen erste und zweite Gewann, erste und zweite Tiefgewann und er-
ste und zweite Schwinngewann. In der letzten Bezeichnung ist der Bestandteil
Schwinn sehr alt - er kommt von den mittelalterlichen Besitzern des Schwendengu-
tes, den Swenden von Weinheim, — jung hingegen ist die Zusammensetzung
Schwinngewann. Die am Gießen liegenden ortsnahen Weiden des Aufeides wurden
als Stuten- und Fohlenweide benutzt, wie der Flurname Stumperich verrät. Auf
Wasser verweisen die Namen Affengraben, Katzengraben, Losgraben und Spiegels-
loch. Auch Die schwarzen Weiden zeigen eine wasserliebende Baumart an. Die Grö-
ße des Aufeides betrug im 18. Jahrhundert 25 000 Ruten = 156 Morgen65 = 57 Hek-
tar. Der einzige Zugang bestand im Niederbrückl, über das der Waldweg führte.
Auf der Aufeidseite des Niederbrückls befand sich ein Falltor.

Die ehemalige Hermsheimer Gemarkung

Die Hermsheimer Gemarkung wurde nach 1786 als ganzes renoviert und neu ver-
messen. Der danach verfertigte Plan bietet die drei Felder, die als Winter-Fluhr
(Großfeld), als Sommer-Fluhr (Bösfeld) und als Prag-Fluhr - Brach-Fluhr (Klop-

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