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der französischen Unterstützung gegen Preußen im Hinblick auf seine Ansprüche
auf Jülich und Berg zu sichern, so daß Friedrich Wilhelm I. von Preußen 1730 aus-
drücklich darauf verzichtete, zu Lebzeiten Karl Philipps Ansprüche auf Jülich und
Berg zu erheben. 1733 wurde im Mannheimer Sukzessionsvergleich die Erbfolge in
den wittelsbachischen Staaten festgelegt. Sein größter Erfolg war die Sicherung des
ungeteilten Erbes für seinen Urgroßneffen und Nachfolger aus der Sulzbacher Linie
des wittelsbachischen Hauses, Karl Theodor, der an Neujahr 1743 mit 18 Jahren
Nachfolger Karl Philipps wurde.

Mit Karl Theodor (1743-1799) begann die letzte Phase der pfälzischen Geschichte,
die die Kurpfalz zu einem glänzenden kulturellen Mittelpunkt Europas machen soll-
te. Im Gegensatz zu seinem Urgroßonkel, der ein eminent politischer Kopf war, ge-
hörten die Neigungen Karl Theodors den Künsten und Wissenschaften. In Reli-
gionsfragen war er zurückhaltender als seine Vorgänger, obwohl er aus fester Glau-
bensüberzeugung den Katholizismus förderte. Maßgeblichen Einfluß hatten die Je-
suiten nicht nur am Mannheimer Hof, sondern auch an der Heidelberger Universi-
tät. Neben der großen Blüte der Kultur in all ihren Bereichen lagen die Schattensei-
ten seiner Regierung zweifellos in der inneren Verwaltung, in der es nicht gelang, zu
echten Reformen vorzustoßen. Die Finanz- und Steuerpolitik lag im argen, auch die
Ansätze merkantilistischer Wirtschaftspolitik, durch die Frankenthal zu einer Indu-
striestadt ausgebaut werden sollte, brachten wenig durchschlagende Erfolge, wobei
man allerdings nicht vergessen darf, daß die Verlegung der Residenz nach München
1778 und der Ausbruch der französischen Revolution 1789 mit den daraus hervorge-
henden Revolutionskriegen viele hoffnungsvolle Ansätze verschütteten.
Obwohl Karl Theodor nach dem Anfall des bayerischen Erbes 1778 hinter Öster-
reich und Brandenburg-Preußen über den drittgrößten Länderkomplex im Deut-
schen Reich herrschte, entsprach das außenpolitische Gewicht des Kurstaates Pfalz-
Bayern keineswegs dieser Tatsache. Charakteristisch dafür ist das Scheitern seines
großen Planes, Bayern gegen die österreichischen Niederlande (Belgien) zu tau-
schen und so einen großen westdeutschen Staat mit dem Mittelpunkt Mannheim zu
schaffen. Seine Position war zu schwach, um dieses Konzept gegen die Interessen
Frankreichs und Preußens durchzusetzen. Der Niedergang Mannheims und der
Pfalz wurde durch die Verlegung der Residenz nach München eingeleitet. Dieser be-
schleunigte sich im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts dadurch, daß die Pfalz
und ihre Hauptstadt ein Kriegsschauplatz der Revolutionskriege waren. So war das
letzte Lebensjahrzehnt Karl Theodors in vielfacher Hinsicht überschattet, nicht zu-
letzt auch dadurch, daß er keine erbberechtigten Kinder hatte. Er mußte sich mit der
Nachfolge des von ihm ungeliebten Max Joseph aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken-
Birkenfeld abfinden, der von 1799-1803 der letzte Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein
aus dem Hause Witteisbach war.1

2. Die Kriege dieser Periode

Die eigentlich kriegerische Phase der pfälzischen Geschichte ist das 17. und 18. Jahr-
hundert. Diese lang andauernden Kriege werden im 17. Jahrhundert vom Ausdeh-
nungsdrang Frankreichs verursacht, sie sind in den Erbfolgekriegen des 18. Jahr-
hunderts Folgen der Machtpolitik der europäischen Großmächte und enden schließ-
lich in der 23jährigen Kriegsperiode, die das revolutionäre Frankreich und Napo-
leon auslösten. Daß diese Kriege europäischen Ausmaßes die Pfalz besonders betra-
fen, ist auf ihre Grenzlage zurückzuführen. Schließlich sollte die Pfalz 1803 eines der
vornehmsten Opfer der napoleonischen Kriege werden.
Es folgt nun ein Überblick über jeden dieser Kriege und seine Folgen für Neckarau.

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