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das Meiste ihres mühsam empfangenen Unterrichtes für
sie feuchtes.
Der Mangel gehöriger Unterscheidung zwischen dem
bloß aeiehrten , dem nützlichen und applicabel» ist
hieran schuld: man bat keine sichere Gränzlinie gezogen,
die zwischen dem verschiedenen Zweck des gelehrten, und
des geschäftigen Mannes, und zwischen den dazu be-
dürfenden Kenntnissen statt haben muß. Der Gelehrte
soll Wahrheit suchen, und sie aus dein Labyrinthe, da-
nn sie andere vor ihm gesucht haben, heraus finden: der
geschäftige Mann aber soll die gesuchte Wahrheit em-
pfangen , und sie zu seinen Geschälten anwenden lernen.
Der Gelehrte lernet vieles, um nur zu wissen, und
seine Muße damit auszufüllen: der geschäftige Mann
hat keine Zeit zu müßiger Wissenschaft, er soll nur das
wissen, was er entweder als Mensch, oder als Bürger,
nutzen kann. Der Gelehrte muß die Wege, und Hälss-
mittcl kennen lernen, durch welche man zur Untersu-
chung, und Berichtigung der mannigfaltigen Wissen-
schaften gelangen kann, welche in dem Umfange der
menschlichen Kenntnisse liegen; er muß sich durch müh-
same und weitläuftige Formalitäten durcharbeiten, ehe
er das Ziel seines Nachdenkens mit Zuversicht ergreiffen,
und fest halten kann: der geschäftige Mann hingegen
bedarf aller dieser Formalitäten nicht; er brauchet nicht
zu wstjen, wie der Gelehrte zu seinen Kenntnissen gekom-
men sey, ihm ist es genug, die Resultate gelehrter Be-
mühungen zu wissen, welche seinen gesunden Verstand
erleuchten, seine Latten und Gesinnungen verbessern,
und seinen künftigen Beschäftigungen Licht und Faßlich-
keit geben können. Des Gelehrten Tiefsinn verfolget
eine jede abgesonderte Gedankenreihe, weiche seine Neu-
gier, oder Wißbegierde entflammet; er steigt ins Hobe,
ins Allgemeine, ins Spitzfündige, und schwingt sich
über
 
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