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von anderen überkommen, und auf Glauben mmeh-
men müssen. Wäre der Mensch gewohnt, sorgfälti-
ger darauf zu achten, so würde er sich nicht so sehr durch
falsche Vorurtheile, und detrügliche Vorstellungen irre
führen lassen : woraus viel moralischer Schaden und
auch viel Nachtheil in seinen bürgerlichen Geschäften
erwächst. Man gewöhne also die Jugend, zz)
nur das mit völligen! Beyfall anzunehmen, was
mit ihren Erfahrungen und Empfindungen über-
einstnnmet, oder denselben analogisch rst wo
sie hingegen die Uedereinstimmung oder Analogie
nicht wahrmmnrt; da muß sie z6) sich an das-
jenige halten, was von den meisten verständigen
geglaubt wird, bis ihr Bepfall vermittelst- die-
sers)rüfung beftättiget,oder zweifelhaft gemacht
wird. Dreß ist eine Regel der Klugheit und Sicher-
heid deren Befolgung die Schwachheit, und das Unver-
mögen der Menschen nothwendig machet. Dem die
meisten würden wenig glauben können, was ihnen doch
nützlich und uöthig zu glauben ist, wenn sie nur dem-
jenigen Beyfall geben sollten, was mit dem kleinen Um-
fange ihrer Erfahrungen und Empfindungen überein-
stimmend ist. Für diese bleibt in solchen Fällen nichts
anders übrig, als daß sie sich nach denjenigen richten,
deren Verstand, Nachdenken, und Redlichkeit bey ihnen
in Achtung stehet, und auf welche sie sich nicht ohne
Grund verlassen können, daß sie die Wahrheit zu erfor-
schen vermögend sind, und daß sie auch Ernst und Fleiß
auf ihre Untersuchung gewandt haben.
Vielleicht fürchtet man, daß die Anwendung dieser bey-
ben Regeln dem Glauben an die Wunder des Christen-
thums, und an die dadurch bestattigte Lehre nachtheilig
seyn würde. Man furchtet sich aber ohne Grund. Die
Wunder sowohl als die Lehre Jesu stimmen gar sehr
mit
 
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