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Eine gemeinsam unterzeichnete Bekanntmachung wurde in
Nr. 21 vom 10. März 1810 derselben Zeitschrift veröffentlicht;
sie forderte zu neuen Einsendungen auf und versprach Berück-
sichtigung der Ratschläge und Berichtigungen der Rezensenten,
deren Verdienst aber im Vergleich zur Besprechung des 1. Bandes
in der Jenaischen Literaturzeitung durch Goethe, dessen Namen
hier übrigens nicht genannt wird, als sehr gering angeschlagen
wird; ja, Voßens Angriff wird als Verdrehtheit, Unwissenheit
und Schimpfrede zurückgewiesen.
Als im Jahre 1818 der erste Band eine zweite Auflage er-
lebte, wurde weder der Text der Lieder aufs neue mit den
Vorlagen verglichen, noch Arnims Aufsatz über die Volkslieder
umgearbeitet, sondern nur letztrem eine neue Nachschrift an-
gehängt, die den Geist des Unternehmens und die Form der Aus-
führung zu rechtfertigen sucht. Arnim setzt darin auseinander,
daß die Geschichte der letzten 10 Jahre seine Ansichten über
die Mängel der damaligen deutschen Zustände nur bestätigt habe
und er deshalb nichts davon zurücknehmen könne. Zur Recht-
fertigung der Textgestaltung verwertet er Goethes Kritik, die
er in ihrem allgemeinen Teile zum Abdrucke bringt. Arnim
ringt sich dann doch folgendes Zugeständnis ab: „So billig diese
Anforderung an uns erscheinen mag, bei einer Fortsetzung des
Werks, das Geschichtliche mehr vor Augen zu haben, so wenig
Beruf scheinen wir beide Herausgeber dennoch dazu gehabt zu
haben . . .“ Den Grund hierfür findet er darin, daß die eigent-
liche Geschichte ihm damals „unter der trübsinnigen Last, die
auf Deutschland ruhte“ Abscheu eingeflößt habe, nur in der
Poesie habe er ein Wesen gefunden, das von der Jahreszahl un-
abhängig durch alle Zeiten frei hindurch lebe. Das ist mehr
ein Spiel mit Worten, denn Logik; solche Gefühle hätten, wenn
sie wirklich mitgewirkt, unbedingt zur Erhaltung des Alten ge-
drängt.
Alle literarischen Notizen und geschichtlichen Bemerkungen
werden auch jetzt wieder zurückgedrängt durch Bilder aus der
Heidelberger Zeit; Arnim sieht sich wieder in Brentano’s Zimmer
vor dem großen Stehpult, um ihn liegen viele alte Handschriften
und Bücher und durch das Fenster sieht er auf den Neckar und
die abgestuften Weinberge, bis herauf hört er wieder die lustigen
Eine gemeinsam unterzeichnete Bekanntmachung wurde in
Nr. 21 vom 10. März 1810 derselben Zeitschrift veröffentlicht;
sie forderte zu neuen Einsendungen auf und versprach Berück-
sichtigung der Ratschläge und Berichtigungen der Rezensenten,
deren Verdienst aber im Vergleich zur Besprechung des 1. Bandes
in der Jenaischen Literaturzeitung durch Goethe, dessen Namen
hier übrigens nicht genannt wird, als sehr gering angeschlagen
wird; ja, Voßens Angriff wird als Verdrehtheit, Unwissenheit
und Schimpfrede zurückgewiesen.
Als im Jahre 1818 der erste Band eine zweite Auflage er-
lebte, wurde weder der Text der Lieder aufs neue mit den
Vorlagen verglichen, noch Arnims Aufsatz über die Volkslieder
umgearbeitet, sondern nur letztrem eine neue Nachschrift an-
gehängt, die den Geist des Unternehmens und die Form der Aus-
führung zu rechtfertigen sucht. Arnim setzt darin auseinander,
daß die Geschichte der letzten 10 Jahre seine Ansichten über
die Mängel der damaligen deutschen Zustände nur bestätigt habe
und er deshalb nichts davon zurücknehmen könne. Zur Recht-
fertigung der Textgestaltung verwertet er Goethes Kritik, die
er in ihrem allgemeinen Teile zum Abdrucke bringt. Arnim
ringt sich dann doch folgendes Zugeständnis ab: „So billig diese
Anforderung an uns erscheinen mag, bei einer Fortsetzung des
Werks, das Geschichtliche mehr vor Augen zu haben, so wenig
Beruf scheinen wir beide Herausgeber dennoch dazu gehabt zu
haben . . .“ Den Grund hierfür findet er darin, daß die eigent-
liche Geschichte ihm damals „unter der trübsinnigen Last, die
auf Deutschland ruhte“ Abscheu eingeflößt habe, nur in der
Poesie habe er ein Wesen gefunden, das von der Jahreszahl un-
abhängig durch alle Zeiten frei hindurch lebe. Das ist mehr
ein Spiel mit Worten, denn Logik; solche Gefühle hätten, wenn
sie wirklich mitgewirkt, unbedingt zur Erhaltung des Alten ge-
drängt.
Alle literarischen Notizen und geschichtlichen Bemerkungen
werden auch jetzt wieder zurückgedrängt durch Bilder aus der
Heidelberger Zeit; Arnim sieht sich wieder in Brentano’s Zimmer
vor dem großen Stehpult, um ihn liegen viele alte Handschriften
und Bücher und durch das Fenster sieht er auf den Neckar und
die abgestuften Weinberge, bis herauf hört er wieder die lustigen