Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
406

DER SICHTBARE PINSELSTRICH

Arbeit am Bild muß für Tizian eine besondere Bedeutung besessen haben,
denn anders ist nicht zu erklären, warum er nicht zu einer neuen Leinwand
griff. Ist dieses Vorgehen vielleicht einzigartig innerhalb der venezia-
nischen Malerei, so ist es doch nicht singulär innerhalb seines eigenen
CEuvres. Ließe sichbei den Vergleichsbeispielen aus seinem früheren Werk
möglicherweise noch Arbeitserleichterung als Antrieb einer solchen Pra-
xis anführen, so zeigt doch die Zunahme entsprechender Beispiele im
Spätwerk - gerade auch innerhalb der Gruppe nicht beauftragter Gemälde
- recht deutlich, daß dieses Verfahren im Laufe der Zeit für Tizian zum
S elb stzweck wurde.

So entdeckte man bei der technischen Analyse der Wiener Fassung
von «Diana und Callisto» (Abb. 79), bei der es sich vermutlich um die Kai-
ser Karl V. angebotene Kopie des Bildes aus dem Poesie-Zyklus handelt,
eine mit dem Pinsel ausgeführte Unterzeichnung (Abb. 80).142 Sie zeigt

Tizian, Diana und Callisto, Wien, Kunsthistorisches Museum
 
Annotationen