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Rosenberg, Marc; Stark, Carl Bernhard
Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — Heidelberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.7418#0177

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164

1 KIEDRICH IV. UND DIE ERRICHTUNG DES FRIEDRICHSBAUES.

namentlich im Vergleiche mit holländifchen Städten ganz wunderbar dünkt. Der Bau der großen
Terraffe mit der darüber anfchließenden äußern Facade des Friedrichsbaues, welche fo vortrefflich
auf die Fernwirkung berechnet ift, ift in der That fchon in diefer Hinficht der Beachtung werth.
Hier ift der Wortlaut der ganzen Stelle (S. 140):

«In summa die gelcgcnhcil diefer flat iß alfo geflalt, das man das Juli ige gebirg und das liebliche
«weite flache velt %u feinem willen hat. Es hat uff und unden den Berg enta durch die gant~e Statt fo
«viel luftiger haller brunquellen als man weit im breit finden möcht. Sie ßt^en mitten in den Steingruben
«das ivo etliche Niederläntfche Stelle ein folche Gelegenheit von gehawenen j'eineu haben künten, fie lue
«Stell vol eitel Schlöffer und Paläfter bawen wurden. Jedoch findt an dem Schloß ,;// Heidelberg, welches
«oben der Stall am berg gelegen, he in gehawene ficine gefpart, alfo das Ich noch nie gehört hob, wo in
«Deuljchland von ßerhe un fefle auch große und mengehawener ftein, deßgleichen Schloß gefunden werde:
«alfo daß der ungleubliche laß, wo er nicht uff gutem grünt ftunde, laug durch den Berg hei eiufiuhen
«oder über ein häufen fallen muffen, desgleichen iß auch die kirch fampt dem hohen Thurm uff dem
«markt %urri Heiligen Geiß genannt von lauter wohlgehawenen Steinen erbawet. Oben in der Kirchen
«hat es ein fo herliche und große Liberev, als man in Deutfchland eine finden möcht. Pfal^graff Rupprecht
«der Römifche König hat fie erßlich erbawt, der auch oben im Chor feine begrebnus hat, alda findt auch
«neben anderer Pjal~graven begrebnuffen diefie folgende uffs herrlichft und künßlichfi ^ugericht. Pfal^graß
«Friedrichs II mitten und unden im Chor, HertTpg Ott-Heinrichs gu oberfl im Chor und noch häufiger
«Frideriei Pij an der Sud feilen uffs aller herlichß aber Ludovici und Cafimiri ufj der Nordfeiten.»

Mit dem Bericht über den Friedrichsbau haben wir Friedrich's Bauthätigkeit nicht erfchöpft.
Man denke nur an den großen Altan und an die nun nöthig gewordene Veränderung der Grund-
fläche des Schloßhofes. Eine Brüftungsmauer wurde gezogen, ein Brunnen errichtet, antike
Statuen fanden ihre Aufftellung, Mannheim wird angelegt. Die Befeftigung von Frankenthal
leitet der Feftimgsbaumeifter Humain (Wille, Stadt und Feflung Frankenthal); vielleicht war er
in Heidelberg angefleht. Heidelberger Künftler werden befchäftigt, fo ein Maler Johann Rutzen
(Tage- und Ausgabenbuch Friedrich's IV. herausgegeben von Wille in der Zeitfichrift für die Gefch. d.
Oberrheins XXXIII. S. 253 und 257). Bei feinem.Vater Peter Waiern in Frankenthal werden
Tapeten gekauft. Frankenthaler und Hanauer Goldfchmiede bekommen viel Geld zu löferi.
Bilder werden gekauft, alte und neue, auch Kupferftiche. Die größten Porten wandern nach
Nürnberg, 400 fl. für 3 große und 8 kleine Tafeln (Tagebuch S. 276) und 533 fl. dem Inftru-
mentiften Lorenz Hauslaub für ein «wächfin Bild». Einmal ift der Kurfürft fogar für den
Kaifer auf der Jagd nach einem Dürer wie aus der Correfpondenz von Lingelsheim hervorgeht.
Mit einem Worte, Friedrich IV. ift ein großer Kunftmäcen und hinterläßt bei feinem Tode eine
Schuld von faft zwei Millionen Gulden.

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