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KONSTANZ UND SEINE UMGEBUNG

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III. ZUR GESCHICHTE DES KONSTANZER KUNSTGEWERBES
IM 15/16. JAHRHUNDERT.

Kaum wird sich jemals auf archivali-
schem Weg der Nachweis erhringen las-
sen, was die einzelnen Konstanzer Glas-
maler, die sich zumeist hinter dem Be-
rufsnamen der Maler und „Glaser" ver-
stecken, im 14. und 15. Jahrhundert am
Orte selbst und in seiner weitern Umge-
bung, auf seeschwäbischem und ost-
schweizerischem Gebiet, an bunter Glas-
malkunst etwa geschaffen haben, na-
mentlich auch, seitdem die Yinzent-
sammlung, die umfangreichste an sol-
chen Erzeugnissen, nach 1891 in alle
Winde zerstreut und im Konstanzer Um-
kreis dank der vielen Hagelwetter, Bau-
ernrevolten, der Kirchenstürme und
menschlichen Unverstandes nur noch bescheidene Reste an „geprenntem Werk"
vorhanden sind. Was die Murer, Nithard, Urendorf, Stürnili, Röser und Griffen-
berg einst in Glas brannten, ist heute unter den Überresten nicht mehr aufzufin-
den oder im Einzelfall für einen bestimmten Meister nicht zu vindizieren1.
Erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts, mit dem Auftreten der Glasmalerfamilie
der Stilhart und dem Beginn der Frührenaissance, ist es möglich und verlohnt
sich auch, namentlich bei den künstlerisch bemerkenswerten Kabinettschei-
ben, die infolge der zunehmenden Wappenschenkungen jetzt zahlreich aufkom-
men, der einzelnen Künstlerhand nachzuspüren'. Freilich läßt sich mangels
einer Signatur oder einer literarischen Quelle der Nachweis mit Sicherheit nicht

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Abb. 55. Initiale aus dem Konstanzer Missale
Hugos von Hohenlandenberg. Von Ulr. Taler.

1. Eine wichtige Naebrieht mit Datum über Herstellung von Glasgemälden im Münsterchor
durch Bischof Otto III von Hachberg bringt der bekannte Chronist Heinr. Murer (1588—1638)
in seiner in der Kantonsbibl. zu Frauenfeld aulbewahrten Handschrift über das Konst. Dom-
stift, Y nr. 107 (ca. 1630), zu 1432 (unpag.): „Im nachfolgeten jähr (1432) was auch das chor
im thomb zu weihen angefangen und follendet. Da ließe bischof Otto das große chorfenster
machen und darin Unser Lieben Frauwen, Sant Conradi, bischofs, und Pelagy des heiligen
martyrers leben, des bistumbs patronen, in drey fensteren von glasmaler arbeit mit sampt sei-
nem schildt, wie solches noch zu sehen, malen und stellen"; Hdschr. Y 106 (Chronik des Bis-
tums Konstanz, ca. 1630), ebenfalls von H. Murer, hat die gleiche Nachricht von Otto: „Das
leben sanetae Mariae . . . ließ er jerlich (1432) in glas schmeltzen sampt seiner [tersoii und an-
gebornem Wappen, und im münsler drey fenster damit zieren, die noch wol zu sehen im chor".

2. Vgl. H. Rott, in Oberrh. Kunst I (1925/26), 21 f, II (1926/27), 113 f, mit Lit.
 
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