Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
138

ROTTWEIL, VERINGEN UND SIGMARINGEN

ROTTWEIL, VERINGEN UND SIGMARINGEN.

Für die Kunstgeschichte der Reichsstadt Rottweil, die mit den Seestädten Kon-
stanz und Überlingen wie mit der deutschen Schweiz damals in regem Verkehr
stand, ist es für den hier behandelten Zeitraum recht bedauerlich, daß sie heute
angesichts ihrer frühern Bedeutung nur über bescheidene archivalische Be-
stände, namentlich an Akten verfügt, die außerdem z. Zt. in einem dunkeln
feuchten Turm untergebracht sind, so daß weitere schädigende Folgen in Zu-
kunft nicht ausbleiben werden. In den immerhin noch zahlreichen Urkunden
und einigen anderweitig aufbewahrten Seelbüchern fanden sich wenigstens ein
paar spärliche Notizen, über Hans Witz, den vermutlichen Goldschmied und
Vater des berühmten Konstanzer und Basler Malers, ebenso über Konrad Emer-
ling, den wahrscheinlichen „Meister des Rottweiler Altars um 1440"; und über
die aus Rottweil gebürtigen Maler Burkhard und Albrecht Nentz, die später
nach Konstanz und Solothurn auswanderten, haben wir oben bereits zur Ge-
nüge berichtet.

Angesichts zahlreich erhaltener und wichtiger Schnitzwerke im Umkreis von
Rottweil und Balingen — ich nenne beispielshaiber die Altarfiguren zu Weilen
bei Schömberg, von Geislingen, Neukirch, Neufra u. a. und den heute im
Freiburger Münster aufgestellten Schrein von Heinstetten1 — ist es von
besonderin ^ ert, daß sich nunmehr vier einheimische, bisher unbekannte
Bildhauer zu Rottweil nachweisen lassen: Konrad Röttlin (1460—1519), der
fast ein halbes Jahrhundert in der Reichsstadt vor der hohen Brücke sitzt,
der vermutliche Großvater des nachmaligen Renaissancemalers David Rött-
lin; ferner die beiden Vock, Hieronymus und Valentin, und Jörg Walker,
die sämtlich als Bürger einer den Eidgenossen zugewandten und befreun-
deten Stadt an dem großen Schießen zu Zürich 1504 teilnahmen". Konrad
Röttlin ist mutmaßlich jener Meister, den Kaiser Max, wohl im Zusammenhang
mit der Ausführung seines eigenen Prunkepitaphs in der Hofkirche zu Inns-
bruck, im Jahre 1507 zur Besichtigung des väterlichen Grabmals nach Wien
entsandte und ihn für diese weite gutachtliche Reise reichlich entschädigte.
Aus altem Rottweiler Künstlergeschlecht entstammte der Glasmaler Martin
Pfender, dessen werktüchtige, mit reichlichem Ausschliff aus Überfang herge-
stellte und in die Fenster des dortigen Ratshaussaales eingelassene Wappen-
scheiben deutlich bekunden, daß er in Stilharts Werkstatt zu Konstanz und vor-
übergehend vielleicht auch in einer zu Schaffhausen gelernt hatte. Drei dersel-
ben tragen seine Signatur M. P. und die Jahrzahl 1553 bzw. 1554: das Wappen-

1. Über den „Meister von Heinstetten" (ca. 1510—25) vgl. J. Baum, Niederschwäb. Plastik
1925 p. 14, 21, 32 und ders., Die Bildw. der Rottweiler Lorenzkirche 1929 p. 22, 52.

2. Qu. p. 161 f. — Claus Walcker, „der augstainträger", schon 1435 zu Rottweil nachweisbar.
Eßlingen, Missivb. 1434—37, fol. 303.
 
Annotationen