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BALINGEN UND DIE MALER WEISS

157

Jahrhundertviertel der möglicherweis aus dem nahen Rottenburg oder Tübin-
gen herübergezogene Maler Marx Weiß d. Ä.x mit seinem Weib Magdalena Lor-
herer, deren Sohn Samson, um 1520 Fürstenbergischer Landschreiber, es später
zum Hofgerichtsprokurator im nahen Rottweil brachte. Neben Marx Weiß d. Ä.
ist seit 1504 zu Balingen ein zweiter Maler Hans nachweisbar, über den sich aus
den dortigen Akten nichts Näheres ermitteln ließ2. Als Meister Marx d. Ä. 1518
oder bald darauf starb — der großjährige Sohn Samson erricbtete ihm, der Mut-
ter wie den Großeltern zu Donaueschingen bzw. zu Bräunungen damals ein
Jahrgedächtnis —, hinterließ er höchstwahrscheinlich mindestens zwei weitere
Söhne Josef und Marx d. J.\ den letzteren anscheinend noch in ziemlich
jugendlichem Alter4.

Ein vierter Sohn von Marx Weiß d. Ä. war aber zweifellos jener Rottweiler Mi-
chael Weiß, ein Uhrmacher und Schlossermeister, der später nach Meßkirch
übersiedelte und hier Diener und Vertrauter Gottfried Werners von Zimmern
bis zu dessen Lebensend wurde. Nach ihm, dem Onkel, heißt dann wohl nach-
mals der dritte Sohn von Marx Weiß d. J. Michael. Sogar mit einem fünften
Nachkommen des alten Marx, namens Andreas, könnte gerechnet werden, da ein
zweiter Malersohn des jüngeren Marx Weiß sich Andreas nennt. Dazu kommt
nocb jener Conrad Weiß aus Rottweil von 1510, höchstwahrscheinlich ein
Maler, dessen Bildnis das Kupferstichkabinett in Berlin heute aufbewahrt".

II

1. Im Jahr 1503 hantierten mehrere Maler zu Rottenburg: Ein Hirte Ließ 1503 auf seiner Haut
sichtbare Wunderzeichen „abkuntterfiren die maier von Rottenburg". Heinr. Hug, Villinger
Chronik, ed. Chr. Roder (= Bibliothek d. lit. Vereins Stuttgart CLXIV, 1883), 22. — Weiteres
über Rottenburger Maler im folg. Band.

2. Weitere Vertreter der Familie Weiß, außer den Söhnen Josef und Marx d. J., ließen sieh
in den Balinger Urkunden und Akten des Stuttgarter und Ludwigsburger Archivs für die
ganze erste Jahrhunderthälfte am Ort nicht feststellen, was für die folgende Untersuchung von
Wichtigkeit ist. — Ist dieser Maler Hans vielleicht ein jüngerer Bruder Marx Weiß d. Ä. und

identisch mit dem Monogrammisten

>XA

, von dem sich ein bedeutendes Männerporträt (42jäh

rig) vom Jahr 1537 im Kunsthandel befindet, das bereits mit dem „Meßkircher Meister" in
Beziehung gesetzt wurde und das mit jenem Wilhelm Werners von Zimmern in der Donau-
eschinger Galerie auffallend nahe verwandt ist? Im Kat., nr. 106, ist letzteres Konr. von Kreuz-
nach zugeschrieben. — Ein Sohn Marx Weiß d. J. heißt wieder Hans.

3. Der ältere Samson wie auch Joseph stammt allem Vermuten nach aus einer ersten Ehe,
Marx d. J. aus einer zweiten.

4. Ein direkter Hinweis auf das Bruderschaftsverhältnis von Josef und Marx d. J. scheint der
Umstand zu sein, daß später der älteste Malersohn von Marx Weiß d. J., dem Onkel zuliebe,
Josef getauft wurde, ein nachfolgender Sohn dagegen, der Geistlicher wurde und 1606 starb,
nannte sich nach dem Vater Marx (III.). Umfassende Nachforschungen in den Archiven zu Tü-
bingen, Rottenburg, Nürtingen, Reutlingen, Eßlingen u. a. bringen hoffentlich noch volle Klar-
heit über die Zugehörigkeit weiterer Familienglieder und ihres Verhältnisses unter sich. Vgl.
Z. G. O.2 XXXII (1917), 131 f (Obser).

5. Zeichn. deutscher Meister im Kupferst. Kab. zu Berlin 1921 (E. Bock), Tafelb. 98 nr. 2021.
— Vermutlich identisch mit „Conrat, maier von Nirtingen", dem „Nürtinger Meister C. W.",
dem 1526 erlaubt wird, noch ein Jahr in Eßlingen „zu wonen und zu malen". Eßlingen, Stadt-
arch., Bürgerb., L. 22, fol. 68.
 
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