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sieht, sowohl das Material zu erkennen, mit dem
sie arbeiten, wie die Dinge oder Ideen, die
sie verkörpern, und gleichzeitig die Organe,
durch die sie aufgenommen und verstanden
werden. Alle großen Künste bilden in sich
ein einheitliches, geschlossenes System, aus
dem kein einzelner Teil ohne Schaden für das
Ganze entfernt werden kann und darf.

Die Künste führen zur religiösen Vertiefung
hin. Ihr Ursprung gründet sich aber, bevor
sie in Beziehung zur Religion treten, auf die
Herrschaft über Land und Meer durch Ge-
schicklichkeit und Kraft des Armes in den
Künsten des Landbaues und der Seefahrt.
Dann erst beginnt ihre freiere Erfindungsgabe
mit dem Klumpen Thon in der Hand des
Töpfers, dessen Kunst der schlichteste Aus-
druck des formbildenden Menschengeistes ist;
ihm schließt sich die Tischlerarbeit an, die
wahrscheinlich das Handwerk des Stifters un-
serer Religion war. Nicht eher, als bis die
Menschen vollkommen die ersten Gesetze der
Kunst in Holz und Thon begriffen haben, können
sie die übrigen vollkommen verstehen. Es
gehört auch zu jenen bedeutsamen Zufällig-
keiten, welche den tieferen Sinn der Menschen-
geschichte ausmachen, wenn man sie nur zu
erkennen vermag — dass das Standbild der
Athene Polias aus Olivenholz war, und dass
 
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