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99

weil wir mit uns und mit dem Ding zufrieden
sind; darum möchten wir es auch in an-
sprechender Weise zieren oder vervollkommnen
durch eine feinere Kunst, als Ausdruck unserer
Freude und Zufriedenheit.

Heute möchte ich Ihnen nun ganz besonders
diese innige Verbindung zwischen den schönen
Künsten und dem Nützlich-Zweckmäßigen vor
Augen führen; zunächst muss ich aber in
Kürze versuchen, Ihnen die Bedeutung der
Kunst klar zu machen, insofern sie der Wahr-
heit Form verleiht.

98. Vieles, was ich bisher zu lehren und
zu erklären versuchte, ist angezweifelt oder
bestritten worden auf Grund dessen, dass ich
der Kunst als Ausdrucksmittel natürlicher Vor-
gänge — anstatt als Quelle des Genusses
und Vergnügens — eine zu große Bedeutung
beigemessen hätte. Nun möchte ich aber, als
Abschluss dieser vier einleitenden Abhand-
lungen, Ihnen noch einmal ans Herz legen und,
soweit es in der Zeit überhaupt möglich ist,
Sie davon überzeugen, dass alle Lebenskraft
der Kunst entweder von ihrer vollkommenen
Wahrheit oder von ihrer vollendeten Zweck-
mäßigkeit abhängt; mag sie noch so anziehend,
verblüffend oder wirkungsvoll erscheinen, so
bleibt sie dennoch minderwertig und deutet
auf tieferen Verfall, wenn sie eines dieser
 
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