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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0008
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Inschriftenfriese mit Goldlüster von der Verkleidung einer Gebetnische

Die Fliesen mil Goldglanz, welche im XIII. bis XV. Jahrhundert in der Innenbekleidung der persischen
Moscheen und Mausoleen verwandt wurden, zerfallen in Kreuz- und Sternfliesen und in rechteckige Platten.
Während man mit ersteren, die ineinander greifend ein fortlaufendes Muster bilden, die Wände bekleidete,
wurden aus den rechteckigen Platten, wie solche die Tafel zeigt, die Gebetnischen zusammengesetzt. Der
Lüster wurde auf die mit einer weissen Zinnglasur überzogenen Fliese aufgetragen und in einem zweiten
Brande fixiert; er besteht aus einer feinen Schicht von Kupferoxyd mit Beimischung von Silber und hat
je nach der Zusammensetzung und der Schärfe des Brandes hellere oder dunklere, goldige oder rötliche
Fanbentöne. Die untere der beiden Fliesen zeigt im Schriftbande ein feines Rankenwerk, das durch Aus-
sparen des lüstrierten Grundes gewonnen ist, und von dem sich die blaugemalten Reliefbuchstaben abheben.
Bei der oberen, blau glasierten Fliese sind die Schriftzeichen mit Blattgold vergoldet, während den Grund
leichte weisse Ranken überziehen. Die Buchstaben gehören zu einem Koranverse.

Konia, Mausoleum des Fachr eddin Ali

Die im Jahre 126970 unter der Regierung des Sultans Kai-Chosro III. (1267—1283) von seinem
Minister Fachr eddin Ali gegründete Grabmoschee ist eins von jenen prächtigen, während des XIII. Jahrhunderts
in der Hauptstadt des kleinasiatischen Seldschukenreiches errichteten Bauwerken, die z. T. nachweislich von
persischen Architekten hergestellt sind, und deren Hauptschmuck in einer kunstvollen Fayencedekoration
besteht. Die Tafel veranschaulicht einen Blick in den Kuppelraum, den ein aus sechseckigen, türkis-
farbenen Fliesen zusammengesetzter Sockel umgiebt. Die Laibung eines hohen Gurtbogens, der den Raum
von einem vorbeiführenden Korridor trennt, bedeckt ein geometrisches Muster mit hellblauem Grund und
dunkelvioletter Zeichnung. Neben der Technik des Fayencemosaiks finden sich Fliesen mit ausgekratzter
Glasur. In ersterer Technik ist teilweis auch die Bekleidung der Sarkophage gearbeitet, während die
Schmalseiten meist aus grossen blauen Relieffliesen mit vergoldeter Inschrift bestehen. Eine der letzteren
nennt das Sterbejahr (1 285) des Gründers dieses Gebäudes.

(Vgl. F. Sarre: Reise in Kleinasien. Forschungen zur seldjukischen Kunst etc. Berlin 1896)

Veramin, Hauptmoschee (Masdjed Djuma), Portal

Die in Trümmern liegende Moschee ist das hervorragendste Bauwerk inmitten umfangreicher Ruinen
einer einst bedeutenden, südlich von Teheran gelegenen Stadt. Hinter einem grossen, von Arkaden um-
gebenen Hof erhebt sich der mit einer Kuppel bedeckte Gebetraum. Das Hofportal nennt den oben
erwähnten mongolischen Fürsten Abu Said Behadur Chan als Erbauer und das Datum i322, während am

# Hauptgebäude der Timuride Schah Ruch (1404—1447), das Datum 1412 und der mächtige Minister Jusufchage
erwähnt werden. Wahrscheinlich handelt es sich bei letzterer Angabe nur um eine Restaurierung des
Gebäudes, da die reiche Backsteindekoration vollständig den Charakter der ersten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts trägt. Der Kielbogen des Portals war ursprünglich von einer hohen, rechteckig abgeschlossenen
Fassadenwand umgeben, die eingestürzt ist.

(Vgl. Hommaire de Hell a. a. O. II. 317)

Veramin, Hauptmoschee (Masdjed Djuma)

a) Detail vom Portal. Im Gegensatz zu dem oberen Teil der Portalnische, deren von dem Stalaktiten-
gewölbe eingefasstes Mittelfeld ein geometrisches Muster aus unglasierten Ziegeln aufweist, ist der untere Teil
der Nische mit Stuck bekleidet und zeigt in fein geschnittenen, ornamentalen Borten und Inschriftfriesen
in Verbindung mit einzelnen in Fayencemosaik ausgeführten Flächenmusterungen eine reiche und wirkungs-
volle Dekoration. Die glasierten Fliesen sind hell- und dunkelblau gefärbt.

b) Fayencemosaik und Stuckdekoration im Gebetraum. Im Innern der Moschee wird die eine Wand
von dem in geschnittenem Stuck gearbeiteten Mihrab und den ihn umgebenden Friesen eingenommen.
Diese breiten Umrahmungen bestehen aus Feldern, die von schmalen Inschriftborten eingefasst werden,
und stellen in hohem Relief gearbeitetes, ornamentales Rankenwerk und Füllungen mit naturalistisch
aufgefassten Blumenzweigen dar. An den Ecken befinden sich zwei weitere kleinere Nischen, über denen
Felder emporsteigen, die aus achteckigen hellblauen Sternen auf dunkelblauem Grunde zusammengesetzt sind.

Tebriz, Blaue Moschee, Fayencemosaik im Kuppelraum

Einem Jahrhundert später wie die in den anderen Tafeln abgebildeten Bauten gehört die Blaue
Moschee in Tebriz an, das im XV. Jahrhundert die Hauptstadt der Turkmanen-Fürsten der Schwarzlämmer
war. Die Moschee ist von Dschehan Schah (1437—68) erbaut worden und gehört zu den hervorragendsten
Monumenten Persiens. In Folge von Erdbeben und als Bau eines sunnitischen Herrschers absichtlich ver-
nachlässigt und zerstört, ist die Moschee nur noch in Ruinen erhalten. Auf die Anlage, die ursprünglich
in einem Arkadenhof und in einem von Galerien umgebenen Kuppelraum bestand, an den sich ein
kleinerer Kuppelraum anschloss, werden wir später zurückkommen. Die Tafel giebt ein Beispiel der Favence-
dekoration wieder, die sich technisch und künstlerisch von den Arbeiten der früheren Zeit bedeutend unter-
scheidet. Während man bisher fast ausschliesslich geometrische Muster verwandte, besteht hier die Zeichnung
aus Arabesken und Blütenranken, die grössere und kleinere geschweifte Sterne oder auch geradlinig
begrenzte Felder füllen. Diese in Schnittmosaik hergestellten Kompositionen sind symmetrisch in das
Verblendmauerwerk, das aus rötlichem Ziegelthon besteht, eingelassen. Meist sind die Felder von einer
schmalen hellblauen Borte umsäumt, und von dem dunkelblauen Grund heben sich dann hellblaue Arabesken
und Ranken mit weissen Blüten und grünen Einlagen ab. Die gelben Fliesenstücke waren ursprünglich mit
Blattgold überzogen. Das Schneiden und Zusammensetzen der haarscharf aneinander passenden Favence-
stückchen erforderte die äusserste Sorgfalt und Kunstfertigkeit. Während im Innern des Gebäudes, an den
Pfeilern und Bogenlaibungen, die Fayencedekoration nur auf bestimmte Stellen beschränkt blieb, bedeckt sie
aussen die ganze Oberfläche des Portals, ein Verfahren, das sonst erst später, im XVI. und XVII. Jahr-
hundert, zu allgemeiner Verwendung gekommen ist.

(Vgl. Ch. Texier a. a. O. I. pl. 42 — y>)
 
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