Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0028
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. LIEFERUNG

ERLÄUTERUNGEN DER TAFELN

Samarkand. Medresse Tilja Kari, Moscheegebäude an der Westseite des Hofes

Die Medresse Tilja Kari, die „Vergoldete", soll ungefähr zur gleichen Zeit wie die Medresse Schir dar,
also im Beginn des 17. Jahrhunderts, erbaut sein. Sie begrenzt den Registan, den Hauptplatz der Stadt, im
Norden und zeigt, in der Grundanlage des viereckigen Zellenhofes an der üblichen Anordnung festhaltend, in
Einzelheiten bemerkenswerte Abweichungen, vor allem in der Fassadenbildung. Die Westseite des Hofes
wird durch eine geschlossene Anlage, ein Moscheegebäude, unterbrochen, deren Kuppel nicht mehr vor-
handen ist. Der Tambour ragt über die Portalwand hinaus, deren straffer Aufbau und reiche keramische
Dekoration aus der Abbildung kenntlich ist. Diese Dekoration hat sich hier besser wie an der Haupt-
fassade erhalten und zeigt in den Nischenflächen geometrische Muster aus Ziegelmosaik, während die Zwickel
und umrahmenden Borten einen komplizierteren, in Fayencemosaik ausgeführten Schmuck aufweisen.

Buchara. Minaret Kaijan, der sogen. Verbrecherturm

«
Dieser gewaltige, ca. 60 m hohe Turm ist das einzige Denkmal, das wir aus Buchara abbilden, dessen

Architektur eng mit der Samarkands verknüpft ist. Im Gegensatz zu Samarkand haben sich in Buchara
verhältnismäßig wenig ältere Bauwerke erhalten; und an ihnen ist die keramische Schmuckdekoration der
Zerstörung mehr wie dort zum Opfer gefallen. Das Minaret, der sogen. Verbrecherturm — von seiner
Spitze sollen die zum Tode verurteilten Verbrecher hinabgestürzt worden sein —, erinnert in seinem säulen-
artigen Aufbau an ähnliche Türme, die wir auf rein persischem Boden, z. B. in Damgan, kennengelernt
haben. Auch hier umgeben den in leichter Verjüngung aufsteigenden Säulenschaft verschiedene, in Ziegel-
verblendung ornamentierte Bänder, die durch schmale Borten und Schriftbänder voneinander getrennt sind.
Bei jeder dieser geometrischen Zonen wird das Muster durch den Schlagschatten der vorgekragten Ziegel
wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht. Der Bau dürfte dem i3.—14. Jahrhundert angehören, während seine
Bekrönung, deren Gestaltung aus der Tafel ersichtlich ist, wohl einer späteren Zeit zugeschrieben werden muß.

Buchara. Bruchstücke von geschnittenen und glasierten Fliesen

Die hier wiedergegebenen Original-Relieffliesen schließen sich den in der vorhergehenden Lieferung
publizierten eng an, die wahrscheinlich aus Samarkand stammen und auch dort erworben wurden. Die
beiden hier dargestellten Fliesen gehören zu einer größeren Anzahl von Relieffliesen, die aus dem Pariser
Kunsthandel in das Victoria- and Albert-Museum in London und in das Hamburgische Museum für Kunst
und Gewerbe gelangt sind. Einige der hier befindlichen Fliesen konnten mit Hilfe einer Photographie an
dem Fassadenschmuck eines Gebäudes in Buchara von uns nachgewiesen werden; und es ist kein
Zweifel, daß auch die beiden Fliesenstücke der Tafel von demselben Bau, vielleicht aus der inneren Aus-
stattung der Portalnische, stammen. Die oben dargestellte rechteckige Fliese ist ein Teil eines Schriftfrieses
mit kufischen Buchstaben. Das größere, unten wiedergegebene Stück gehört zu einer quadratischen Platte,
von der mehrere gleichartige in Hamburg zusammengesetzt werden konnten. Im Text wird näher auf diese
den Bauten der Timurzeit eigentümliche keramische Dekoration eingegangen und auch das bei der Her-
stellung dieser mit Reliefornamenten verzierten Fliesen angewandte Verfahren beschrieben werden.

Nachtschewan. Mausoleum der Mumine Chatun, Ziegel-Stuck-Mosaik in einer der Seitenflächen

In zwei Lichtdruck- und zwei farbigen Tafeln sind in den früheren Lieferungen die Gesamtansicht

#V"|B| u11l1 1)eta'ls Ji^s [I86 vollendeten Bauwerks wiedergegeben worden. Die zehn Seitenflächen bilden von

# Ornamentborten eingefaßte und von kleinen Rundsäulen flankierte Flachnischen, die jedesmal verschiedene,

^^^- in Ziegel-Stuck-Mosaik hergestellte Muster zeigen; die vorliegende Tafel veranschaulicht ebenso wie eine Tafel

der 5. Lieferuns den Ausschnitt einer dieser Seitenflächen. Auch hier zeigt das Flächenmuster eine
 
Annotationen