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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0007
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i. LIEFERUNG

ERLÄUTERUNGEN DER TAFELN

Naehtschewan, Mausoleum des Jusut Ibn Kutaijir

Erbaut 1162 unter derRegierung des Atabek Ildeghis, eines seldschukischen Herrschers von Adarbaidschan.
Achtseitiges Backsteingebäude mit Pyramidendach. Die von flach vorspringenden Rahmen aus Ziegelsteinen
eingefassten Seitenwände zeigen geometrische Flächenmuster. Eine aus Ziegeln geformte kufische Inschrift
bildet den umlaufenden Fries. Das Monument ist ein typisches Beispiel für die dem XII. und XIII. Jahrh.
angehörenden Backsteinbauten der persischen Seldschuken. Aehnliche Grabtürme linden sich im nördlichen
und mittleren Persien häufig. Die Wandflächen sind mit vorher geformten, rechteckigen Platten bekleidet
und bilden ein netzartiges Mosaik, bei dem sich die Ziegeln in flachem Relief von dem in die Fugen
gegossenen Stuck abheben. Eine Gläsierung der Ziegel ist nicht angewandt.

Naehtschewan, Mausoleum der Mumine Chatun. der Gemahlin des Ildeghis

Vollendet 1186. Aehnliche., aber reicher gestaltete Anlage wie die erste Tafel. Das ganze Bauwerk
ist mit Ziegelstuckmosaik bekleidet und zeigt in allen seinen zehn, von Säulen flankierten und durch
Stalaktiten geschlossenen Nischen verschiedene Muster. Neue Momente sind die Verwendung von farbig
glasierten Ziegeln, z. B. bei der aus türkisblauen Buchstaben gebildeten Widmungsschrift des Frieses, und
ferner das technische Verfahren, dass in den Mosaikplatten zwischen schmalen Glasurstreifen Gipsfüllungen
angebracht sind, in die mit dem Stichel ausgeführte, feine Ornamente eingegraben sind.

Naehtschewan, Mausoleum der Mumine Chatun, der Gemahlin des Ildeghis, Portal

Die beiden Säulchen, weh,' ■*. die Thüröffnung flankieren, sind fast vollständig verwittert. Die über dem
Kielbogen befindlichen zwei Ins iften nennen das Jahr der Vollendung (1186) und den aus Naehtschewan
gebürtigen Architekten Agemi Ibn Abi Bekr. Auf den breiten, bortenähnlichen Umrahmungen der Nischen
zeigt das Mosaik ein fortlaufendes Muster von verschlungenem Bandornament, neben dem Inschriften, die
Koranverse wiedergeben, herlaufen.

(Vergl. für die beiden Monumente: E. Jacobslhil, Mittelalterliche Bauten von Naehtschewan. Berlin, 1899)

Sultanieh, Grabmoschee des Chodabende Chan

Die im nordwestlichen Persien gelegene Stadt war die Residenz der mächtigen mongolischen Uchane.
Chodabende Chan (i3o4—i3i6) schuf in seinem Mausoleum eins der bedeutendsten Bauwerke der muhamme-
danischen Zeit. Ueber dem achteckigen Innenraum erhebt sich in einer Höhe von 5i m bei 25,5o m Spann-
weite die gewaltige, doppelwandige Kuppel. Ein Anbau enthält das eigentliche Mausoleum. Eine Galerie
von Spitzbogenarkaden umgiebt das erste Stockwerk; auf der Plattform erheben sich an den Ecken kleine,
jetzt meist zerstörte Minarets. Die Kuppel war ursprünglich mit hellblau emaillierten Fliesen bekleidet, während
sonst das Aeussere und Innere eine reiche und technisch fortgeschrittene Backsteindekoration aufweist.

(Vgl. J. Dieulafoy: Le mausolde de Chah Khoda Bende Chan äSoultanieh. Revue gen. de Tarch. i883. Ch. Texier: Description de
FArmenie, de la Perse etc. Paris 1840—52. PI. 54—58. P. Coste: Monuments modernes de la Perse. Paris 1867. PI. 67. Hommaire de Hell:
Voyage en Turquie et en Perse. Paris iS56. IV. p. 400)

Sultanieh, Grabmoschee des Chodabende Chan

Ecksäule im Kuppelraum. Die Thüröffnungen im Innern werden von je zwei achteckigen Säulen
mit Würfelkapitälen flankiert. Von dunkelblauem Grunde hebt sich ein Muster von in sich verschlungenen,
weissen und hellblauen stilisierten Ranken ab. Die Dekoration ist in Schnittmosaik hergestellt, d. h. die aus
grösseren Platten ausgeschnittenen Thonplättchen sind mosaikartig mit engschliessenden Fugen zusammengesetzt.

Fayencemosaik mit Putzgrund. Die Borte ist von schmalen, hellblauen Glasurstreifen eingefasst und
das in Schnittmosaik hergestellte Muster in den weissen Putzgrund eingelassen.

Bostam, Moschee des Schcch Bajezid

Ueber dem Grabe des in Bostam in Chorasan beigesetzten Schech Bajezid, eines der bekanntesten
Lehrer des Sufismus, errichtete Chodabende Chan im Jahre 1313 eine Moschee in Verbindung mit einer
religiösen Schule. Die sehr zerstörte Anlage besteht aus zwei Höfen, die von offenen, für den Unterricht
benutzten Portalnischen (Liwan) und den Gebetsräumen begrenzt werden. Die Dekoration der Liwane ist
in Fayencemosaik hergestellt; die geometrischen Muster setzen sich aus unglasierten Ziegeln und hellblauen
Fayencen zusammen, indem in mannigfachem Wechsel das eine oder das andere Material den Grund bildet.
Auf einem der Höfe befindet sich ein Mausoleum, dessen Pyramidendach mit hellblauen Fliesen gedeckt
ist, während den Tambur ein Fries aus prachtvollen Relieffliesen umgiebt; das Muster bilden hier weisse
Ornamente und naturalistische Blumen auf dunklem Grunde.

Asbistan, Moscheeruine, Fayencemosaik mit ausgekratzter Glasur

Das in der Provinz Adarbaidschan zwischen Tebriz und Ardebil gelegene Dorf zeigt die Reste einer
reichverzierten Moschee. Die Tafel giebt den Ausschnitt der Portalumrahmung wieder: Links eine achteckige
Säule im Anschluss an schmale Borten und eine breitere. Die Dekoration ist in Fayencemosaik hergestellt,
und in den schmalen, zweifarbigen Borten die Wirkung dadurch erhöht, dass die Stückchen einer Farbe
vertieft angebracht sind. In den .schwarzglasierten Stücken der breiten Borte hat man die Glasurschicht teil-
weis ausgekratzt und durch die Zusammenstellung der stumpfen und glänzenden Teile einen besonders wirkungs-
vollen Effekt erzielt. Das undatierte Bauwerk stammt wahrscheinlich aus dem Beginn des XIV. Jahrhunderts.

Marand, Gebetnische in der Moschee

Die Hauptmoschee des nördlich von Tebriz gelegenen kleinen Ortes Marand enthält in ihrer
Gebetnische (Mihrab) ein bemerkenswertes Beispiel für die im XIV. Jahrhundert zu hoher Vollendung
gelangte Technik, Innendekorationen in geschnittenem Stuck herzustellen. Der Mihrab zeigt die typische
Form: Schmalere und breitere Borten mit Ornamenten und Inschriften umrahmen an drei Seiten eine
Nische, die von Halbsäulen mit Kelchkapitälen getragen und in einem überhöhten Kielbogen geschlossen ist.
Der Hintergrund der Nische wird von Ornamenten eingenommen und enthält meist noch eine zweite kleinere,
halbkreisförmige Nische, in der die Darstellung einer an Ketten hängenden Moscheelampe angebracht ist.
Der Mihrab ist inschriftlich auf Befehl des mongolischen Fürsten Abu Said Behadur (man (i 3 16—i33y) von
Tahir Bendege aus Tebriz gefertigt worden.
 
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