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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0012
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)■ LIEFERUNG

ERLÄUTERUNGEN DER TAFELN

Ardebil, Moschee des Schech Safi, Grundriss der Hauptgebäude

Ardebil, in Adharbaidschan östlich von Tebriz gelegen, war in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts
der Wohnsitz eines Sufi, des frommen Schechs Safi-eddin. Seine Nachkommen gelangten hier mit der Zeit auch zu
weltlicher Machtstellung, die so an Bedeutung zunahm, dass im Beginn des XVI. Jahrhunderts Schech Ismail ganz
Persien unter seine Botmässigkeit brachte und als erster Herrscher der saudischen Dynastie (i 5o2—1736) den
Titel Schah annahm. Das Mausoleum des Ahnherrn soll von dem Sohne Safi-eddins der Tradition nach auf eine
göttliche Eingebung hin durch einen Baumeister aus Medina erbaut worden sein. Die Anlage wurde erweitert
und diente den vier ersten safidischen Herrschern als Grabstätte. Seit Abbas dem Grossen (1587—162g)
befinden sich die Gräber der Sariden-Könige in Kum; aber sowohl dieser Fürst wie auch seine Nachfolger
haben stets die Grabmoschee in Ardebil als Nationalheiligtum betrachtet, weiter ausgebaut und mit reichen
Geschenken bedacht. Einige Teile der umfangreichen Anlage liegen gegenwärtig in Trümmern; die auf der
Tafel im Grundriss wiedergegebenen Hauptgebäude mit dem Mausoleum des Schechs Safi und des Schahs
Ismail haben sich erhalten und gehören zu den prächtigsten Bauwerken auf persischem Boden. Die Bekleidung
der Wände mit Fayencemosaik ist besonders bemerkenswert; sie ist im XVI. Jahrhundert begonnen und unter
Abbas II. (1642—1667) vollendet worden.

Im Jahre 1828 wurde die Grabmoschee von den Russen geplündert und ihrer wertvollen Bibliothek
beraubt. Eine letzte Restauration der Gebäude fand in neuester Zeit statt und ist im Jahre 1891 beendigt
worden. Die Moschee von Ardebil gehört noch heute zu den besuchtesten Wallfahrtsorten der schiitischen
Perser und dient als unantastbares Asyl. Genau aufgenommen und vermessen wurde das Heiligtum von
uns zum ersten Male.

(Einige Abbildungen bei J. de Morgan: Mission scientifique en Perse. Paris 1894. I. Taf. XLI, LI—LIV)

Ardebil, Moschee des Schech Safi, Portal

Das ehemalige Eingangsportal, eine dem Einsturz nahe Ruine, liegt ausserhalb der heutigen Moschee-
Anlage; es vermittelte den Zutritt zu dem ersten geräumigen Vorhofe, der jetzt als Marktplatz dient. Die
allgemeine Anlage des Bauwerkes ist die typische, die wir bei der Blauen Moschee in Tebriz besprochen
haben (vgl. 2. Lieferung). Wie dort umgiebt den Spitzbogen ein hier einfarbig, hellblau glasierter Wulst.
während den Seitenwänden der Eingangsnische die sonst üblichen kleinen Nischen fehlen. Farbiges Fayence-
mosaik überzieht die ganze Oberfläche, sich aus rechteckigen, teppichartigen Ornamentfeldern zusammensetzend,
und bedeckt auch die Zellen des massigen Stalaktitenwerkes, das die Wölbung des Portals ausfüllt. Darunter
Tfr Wl enthält ein breites Inschriftband die Angabe, dass das Gebäude unter der Regierung Schah Abbas II.
vollendet wurde, und zum Schluss heisst es, dass Ismail, Steinmetz aus Ardebil, im Jahre 1647/48 dies
„geschrieben" habe. Ausserdem nennt sich in einer besonderen kleinen Schrifttafel Juh ihn Isfahani als
Verfertiger, und es scheint nicht zweifelhaft, dass dem letzteren der Hauptanteil an der Herstellung des Portals
gebührt, während der am Ort ansässige Steinmetz Ismail wohl nur in seinem Auftrage gearbeitet hat.
Mehrere Portalanlagen in Isfahan (z. B. der Eingang zu der am grossen Meidan gelegenen Moschee Lutf
Ali) ähneln im Aufbau und in der Fayencedekoration dem Portal von Ardebil in besonderem Masse;
vielleicht ergeben die noch nicht entzifferten Inschriften, dass auch diese Bauten derselben Zeit angehören
und von Juh ibn Isfahani herrühren.

Ardebil, Moschee des Schech Safi, linke Seite der Portalnische

Die Tafel ist ein charakteristisches Beispiel für die an diesem Portal und in dem Fayencemosaik in
Ardebil im allgemeinen zu Tage tretende Ornamentik. In den unteren beiden Zwickeln finden sich auf dunkelem
Grunde hellfarbige Blütenranken, von Arabesken durchzogen; das Muster ähnelt hier dem der Blauen Moschee
in Tebriz. Ueber der Inschrift, die aus weissen Buchstaben auf dunkelblauem Grunde besteht und von zarten
Spiralranken durchzogen ist, läuft ein Fries von rechteckigen, teppichartigen Feldern, über dem das Stalaktiten-
werk beginnt. Die Arabeske verschwindet in diesen Feldern fast vollständig; an ihre Stelle tritt die Blüten-
ranke, die meist aus Vasen emporwächst und mit ihren Verschlingungen das oben spitzbogig geschlossene Feld
 
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