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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0021
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erkennen sind. Das Ganze wird durch ein an das ägyptische Lotuskapitell erinnerndes, leicht ausladendes
Gesims bekrönt, bei dem neben den hellblauen auch dunkelblaue Fliesen Verwendung gefunden haben.

Die mittelalterlichen Gebetstürme Isfahans sind, abgesehen von dem aus der Mitte des XII. Jahrhunderts
stammenden Minar i Saraban, nicht datiert. Das Minaret Hodja Alam dürfte seinem Stilcharakter nach dem
Ende des XIII. oder dem beginnenden XIV. Jahrhundert angehören.

Blauglasierte Fliesen mit Goldmalerei

( Oberer Teil des Sockels im Kuppelraume der Medresse des Kara Tai in Konia. Von dieser im

Jahre 1251 erbauten Moschee hat die 3. Lieferung eine farbige Wiedergabe der reichen Wanddekoration im
Kuppelraum gebracht. Der Maßstab ließ es bei jener Tafel nicht zu, die in Goldmalerei ausgeführte
Dekoration der sechseckigen Sockelfliesen zu berücksichtigen, was hier nachgeholt wird. Jede Fliese zeigt,
OÄ[ NV'C der .Ausschnitt aus dem oberen Teil des Sockels veranschaulicht, ein von den übrigen abweichendes,
(] symmetrisch komponiertes Arabesken-Muster, das über der Glasur in Goldfarbe aufgetragen und deshalb

vielfach verblaßt und abgefallen ist. Das im Museum von Konstantinopel befindliche halbkugelförmige
Schmuckstück hat eine gleiche Dekoration. Die Übereinstimmung in dem Stilcharakter mit den darunter
abgebildeten Sockelfliesen aus der Moschee Kara Tai in Konia macht es wahrscheinlich, daß diese Halb-
kugel der gleichen Zeit angehört und von einem seldschukischen Gebäude aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts
stammt, möglicherweise aus Konia selbst.

Samarkand, Mausoleum des Timur, Vorhof und Kuppel

Die Hauptstadt des gewaltigen, von Timur eroberten Ländergebietes war Samarkand. Hierher ver-
pflanzte der Fürst Handwerker und Künstler, um den bisher unbedeutenden Ort zur Residenz eines Welt-
herrschers umzugestalten. Persien, vor allem Isfahan, lieferte die Architekten und Ziegelbrenner, welche die
Samarkander Prachtbauten errichteten und mit kunstvollem Fayenceschmuck versahen. Eins der bemerkens-
wertesten und auch heute noch leidlich erhaltenen Denkmäler ist das Mausoleum des Fürsten, ,,das Grab
des Herrschers (Gur Emir)" genannt, das im Jahre 1370 erbaut sein soll.

Vor dem eigentlichen Grabbau liegt ein geräumiger Hof (3oX34 m), dessen Umfassungsmauern jetzt
zum Teil in Trümmern liegen, und zu dem ein Prachtportal den Zugang bildet. Die Tafel zeigt den Blick,
der sich von diesem Portal aus auf das Mausoleum selbst eröffnet. In einer jetzt eingefallenen Nische

>&mm^~~ führen hier mehrere Stufen zu der ehemaligen Eingangstür des Mausoleums empor. Über dem achteckigen
Unterbau steigt ein hoher Tambur empor, der eine gewaltige Spitzenbogenkuppel trägt, die durch vertikale
Wülste gegliedert, den Typus der sog. Melonenkuppeln veranschaulicht. Konstruktiv ist dieser Kuppelbau
deshalb bemerkenswert, weil die Wölbung des Innenraumes nicht weit über den Tambur emporragt, und
die hohe äußere Körperschale von sternförmig angebrachten, senkrechten, dünnen Mauern getragen wird.
Tambur und Kuppel sind mit farbigem Ziegelmosaik bedeckt, das dunkel- und hellblaue und weiße Glasuren
zeigt. Ersteren umgibt in großen Buchstaben die wiederholte Inschrift: „Gott ist die Ewigkeit".

Die Arkadenflächen des Vorhofes zeigen reicheren, in Fayencemosaik ausgeführten Glasurschmuck, der
mit dem der persischen Bauten aus dem Beginne des XV. Jahrhunderts übereinstimmt. Wahrscheinlich ist
die Hofanlage erst in dieser Zeit dem eigentlichen Mausoleum zugefügt worden. Das Hauptportal nennt in
einer Inschrift Namen und Herkunft des Architekten: „Mohammed Ibn Mahmud, der Baumeister aus Isfahan"
(Hartmann).

Samarkand, Mausoleum des Timur, Innenansicht

Der Grundriß des Innenraumes bildet ein Quadrat. In jeder der 10 m langen Seiten öffnet sich eine
mit Stalaktiten werk geschlossene, 2,75 m tiefe Nische, überwölbungen der Ecken leiten vom Quadrat zum
Achteck über, von dem aus über einem niedrigen Tambur die innere Kuppelschale emporsteigt. Die Mitte
des Innenraumes wird von Marmorschranken umgrenzt und enthält acht Grabsteine und einen kleinen für
die Aufnahme von Kerzen bestimmten Kuppelbau. Der aus einem gewaltigen dunkelgrünen Nephritblock gefertigte
-*—#H Grabstein Timurs enthält in seinen Inschriften die Genealogie des Fürsten. Es sind sämtlich nur Schein-
grabsteine, da sich die eigentlichen Gräber, sowohl Timurs wie seiner sieben hier beigesetzten Verwandten
und Freunde, in einem kreuzförmigen Kellergewölbe des Mausoleums befinden.

Den Raum umgibt ein aus sechseckigen Alabasterplatten zusammengesetzter Sockel, über dem sich ein
Stalaktitenfries und eine aus grünem Jaspis gefertigte Inschriftborte hinziehen. Die darüber befindliche Wand
ist gemalt und zeigt, soweit sich die Zeichnung erhalten hat, geometrische, von Borten eingefaßte Muster.

Samarkand, Medresse der Bibi-Hanum, Außenansicht des Gebetsraumes

Das bedeutendste Denkmal der Timuridenzeit in Samarkand ist die Medresse, welche der Fürst im
Jahre 1399 zu Ehren seiner ersten Gemahlin, einer chinesischen Prinzessin, erbaute. Aus allen Teilen des
Weltreiches soll er Arbeiter herbeigerufen haben, um das größte Bauwerk der damaligen islamischen Welt
zu errichten, dessen Größenabmessungen auch im heutigen Verfall noch Bewunderung erregen.
 
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