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dung den homerischen Kyklopen von seinem lustigeren Abkömmling
unterschieden, indem man jenem, der ganz nach Menschenweise sein
Hirtenleben führt, das Schaffell, diesem, der in den bakchischen Kreis
geraten ist, das Pantherfell gegeben hat. Ein künstliches Gewand
hat der Riese im Altertum wohl nie — denn flüchtige Darstellungen
wie die etruskischer Aschenkisten oder ungenaue Zeichnungen nach
jetzt unkenntlich gewordenen Gemälden beweisen dagegen nicht —;
es war der modernen Kunst, die für griechisches Wesen kein un-
mittelbares Verständnis mehr hatte, vorbehalten, dem Ungeheuer
diesen menschlichen Zug beizulegen. Im übrigen ist die Herde, be-
sonders aber der eine vertraute Widder ein sicheres Erkennungs-
zeichen, das aber, weil es Raum erfordert, auf Gemälde und Reliefe
beschränkt bleibt. Syrinx, Leier, Hirtentasche erscheinen bei weitem
nicht so regelmäfsig, und sehr selten finden sich alle zulässigen Attri-
bute tatsächlich vereinigt.
Von den Aufserlichkeiten, die an der Figur selbst attributähn-
liche Geltung haben, sind die Satyrohren wohl bei jeder Darstellung
des späteren, dem Homer entfremdeten Polyphem zu erwarten, wäh-
rend das Satyrschwänzchen sich nur ausnahmsweise findet. Mit dem
wichtigsten Zug, der Augenbildung, hat sich die ältere Kunst bequem
abgefunden, indem sie es der Phantasie des Beschauers überliefs, sich
das Ungeheuer einäugig vorzustellen Später hat sie das eine Auge
ausdrücklich als drittes zu den normalen hinzugefügt, und zwar hat
sie es meist auf der Stirn, seltener zwischen den Brauen angebracht.
Manchmal ist es mit Absicht so undeutlich dargestellt, dafs man an
seiner Existenz zweifeln kann; auch begreift man, dafs es aus Flüch-
tigkeit oder aus falschem Respekt vor dem Wortlaut des homerischen
Textes wegbleibt. In der Kleinkunst vermissen wir es öfter sogar
bei plastischen Werken; bei einer umfangreichen und sorgfältig durch-
gebildeten Statue müssen wir es jedenfalls erwarten. Im übrigen
haben wir uns den Kopf des homerischen und ovidischen Polyphem
dung den homerischen Kyklopen von seinem lustigeren Abkömmling
unterschieden, indem man jenem, der ganz nach Menschenweise sein
Hirtenleben führt, das Schaffell, diesem, der in den bakchischen Kreis
geraten ist, das Pantherfell gegeben hat. Ein künstliches Gewand
hat der Riese im Altertum wohl nie — denn flüchtige Darstellungen
wie die etruskischer Aschenkisten oder ungenaue Zeichnungen nach
jetzt unkenntlich gewordenen Gemälden beweisen dagegen nicht —;
es war der modernen Kunst, die für griechisches Wesen kein un-
mittelbares Verständnis mehr hatte, vorbehalten, dem Ungeheuer
diesen menschlichen Zug beizulegen. Im übrigen ist die Herde, be-
sonders aber der eine vertraute Widder ein sicheres Erkennungs-
zeichen, das aber, weil es Raum erfordert, auf Gemälde und Reliefe
beschränkt bleibt. Syrinx, Leier, Hirtentasche erscheinen bei weitem
nicht so regelmäfsig, und sehr selten finden sich alle zulässigen Attri-
bute tatsächlich vereinigt.
Von den Aufserlichkeiten, die an der Figur selbst attributähn-
liche Geltung haben, sind die Satyrohren wohl bei jeder Darstellung
des späteren, dem Homer entfremdeten Polyphem zu erwarten, wäh-
rend das Satyrschwänzchen sich nur ausnahmsweise findet. Mit dem
wichtigsten Zug, der Augenbildung, hat sich die ältere Kunst bequem
abgefunden, indem sie es der Phantasie des Beschauers überliefs, sich
das Ungeheuer einäugig vorzustellen Später hat sie das eine Auge
ausdrücklich als drittes zu den normalen hinzugefügt, und zwar hat
sie es meist auf der Stirn, seltener zwischen den Brauen angebracht.
Manchmal ist es mit Absicht so undeutlich dargestellt, dafs man an
seiner Existenz zweifeln kann; auch begreift man, dafs es aus Flüch-
tigkeit oder aus falschem Respekt vor dem Wortlaut des homerischen
Textes wegbleibt. In der Kleinkunst vermissen wir es öfter sogar
bei plastischen Werken; bei einer umfangreichen und sorgfältig durch-
gebildeten Statue müssen wir es jedenfalls erwarten. Im übrigen
haben wir uns den Kopf des homerischen und ovidischen Polyphem