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Schapire, Rosa
Johann Ludwig Ernst Morgenstern: ein Beitrag zu Frankfurts Kunstgeschichte im XVIII. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 57: Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.66368#0037
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Noch einmal ist sein Namen in den Frankfurter Akten
erwähnt. Er hat wiederholt in die Leitung der Cöntgenschen
Akademie eingegriffen. 1767 waren die Frankfurter Maler auf
ihre dringende Bitte aus dem Zunftzwang entlassen worden 59
und 1779 errichtet Georg Joseph Cöntgen aus spekulativen
Gründen eine Zeichenakademie. Hier ist Morgenstern 1799
neben Johann Fr. Beer und Joh. Georg Schütz als Preisrichter
tätig, und die drei Maler geben Beges Zeichnung nach dem
Faun mit dem Bacchusknaben im Arm, den Vorzug vor allen
übrigen. Im gleichen Jahr befürworteten Morgenstern, Beer und
Joh. Daniel Bager nach Cöntgens Tod, bei einem «Hochedlen
und Hochweisen Magistrat» 60 Joh. Georg Petschs Gesuch, ihm
Cöntgens Stelle zu übertragen.
Von äußeren Lebensschicksalen Johann Ludwig Ernst Mor-
gensterns ist weiter kaum etwas zu berichten, in sein stilles
tätiges Leben scheinen keinerlei Aenderungen mehr eingetreten
zu sein.
Ob er irgendwie Anteil an Frankfurts Kriegsbedrängnissen
im Jahre 1796 oder an der der Stadt durch den Durch-
zug der napoleonischen Truppen drohenden Gefahr im Jahre
1813 genommen hat, läßt sich infolge fehlender Aufzeichnungen
nicht ermitteln. Wenn man sich aber sein unermüdliches Schaffen
vergegenwärtigt, kommt man zum Schlüsse, daß er sich das
Goethesche «daß jeder nur sein Handwerk ernsthaft treiben
und das Uebrige alles lustig nehmen soll»61 zu eigen gemacht
hat, und auch ihn seine Bilder mehr interessieren als wichtigere
Dinge, auf die ihm ein Einfluß nicht gestattet ist.
Ein Kircheninterieur nach dem anderen verläßt seine Werk-
statt, und künstlerische Wandlungen hat er seit dem Jahre 1775
nicht mehr durchgemacht. Daß Peter von Cornelius, der von
1809—11 in Frankfurt gewirkt hat, ihn bei seinem hohen Alter
nicht mehr beeinflussen konnte — wer weiß, ob sie sich über-
haupt gekannt haben? — begreift sich leicht.

59 Dr. V. Valentin: «Frankfurter Akademiebestrebungen im XVIII.
Jahrhundert.» Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Dritte Folge.
2. Bd., 1889.
60 Urkunden im Frankfurter Stadtarchiv. Ugb. C. 31, Nr. 2.
C1 «Reise in die Schweiz», 1797. W. A., Bd. 34, S. 226.
 
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