Metadaten

Scheffler, Carl
Rudolf Levy — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 17: Berlin: Werkkunst-Verl., 1926

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/scheffler1926/0008
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gewollt ist, mit welcher Mühe die Mühe im Werk überwunden
und Leichtigkeit erstrebt ist. Es glückt oft so gut, daß
die Bilder wie improvisiert, wie vom kultivierten Geschmack
leicht hingeschrieben erscheinen. Es verdient Aufmerksamkeit,
mit welchem Ernst der Künstler darauf aus ist, die erste Anlage
zu überwinden und das Bild in einer Weise, die von der ur-
sprünglichen Frische nichts verlorengehen läßt, fertigzumalen,
über geschmackvolle Improvisation hinaus zu einer schönen
Konsistenz zu gelangen. Man sieht den Ernst der Arbeitsweise
an den nicht fertig gewordenen Bildern. Levy ist ein Maler,
der nichts vom Ungefähr hält, der von Cezanne mehr gelernt hat
als Räuspern und Spucken, nämlich das, was der große Lehrer
unserer Generation die Realisation nannte. Darum sind Levys
Bilder auch nicht kunstgewerblich. Ein bekannter Berliner
Maler setzte mir einmal auseinander, das wichtigste Geschäft,
wenn er Blumen malen wolle, sei das Arrangement des Straußes.
Sei das geglückt, so dauere das Malen nicht lange. Diese Ar-
beitsweise ergibt das besser oder schlechter gemalte Arrangement.
Levy aber verlegt die Hauptarbeit ins Malen selbst, in den Vor-
trag, in das Bestreben, den Teig der Ölfarbe bis zum letzten zu
vergeistigen. Er ist Kolorist, weil er in Farben sieht und denkt.
Und ist es doch nicht zu sehr, das heißt, er vernachlässigt das
Helldunkel nicht so, daß die Malerei tapetenhaft wird. Er möchte
Farbe und Ton innig verbinden und in dieser Weise Licht und
Schatten durch reine Farbe ausdrücken. Das ist sehr schwer,
und es gelingt Levy nur streckenweis; aber es gelingt doch, und
auf die gelungenen Stellen weisend, kann man den Nachweis
von der inneren Berufung dieses Mannes zur Malerei führen.
Zuweilen fehlt es an der überzeugenden „Richtigkeit“, die
Farben geraten dann leicht ins Schrille und erscheinen etwas
bunt und anilinhaft, das Kolorit wirkt dann nicht einfach genug.
Das ist ein Merkmal, das vielen Arbeiten des Matissekreises an-
haftet. Nur Matisse selbst weiß sich davon in einer fast unbegreif-
lichen Weise frei zu halten. Wie er zu seinen Schülern denn
überhaupt den Abstand wahrt. Alles kommt bei dieser Art zu
arbeiten auf traditionssatte Sensitivität an. Levys Bilder wirken,
wenn man sie mit denen von Matisse vergleicht, ziemlich schwer
und, in all ihrem Geschmack, in einer deutschen Weise derb.
Für das schwierige Problem des „Aktes im Zimmer“ reicht die
malerische Phantasie noch nicht ganz; die Natur ist nicht völlig
Kunst geworden, oder, wie es in diesem Fall heißen muß, die
Kunst ist noch nicht wieder Natur geworden.
Levys Kunst deutet auf eine geschlossene Persönlichkeit, auf
einen Handwerker der Form, der schmuckhafte Dinge nicht zum
Spiel, sondern tieferer Lebensbedeutung wegen malt, auf einen
Maler von gesunder Intelligenz, mit der Fähigkeit, sich mit ein-
fachen Mitteln verständlich auszudrücken, auf einen Künstler,
der zart und kräftig sein kann, und dessen Oberflächen hier und

6
 
Annotationen