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Scheffler, Carl
Rudolf Levy — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 17: Berlin: Werkkunst-Verl., 1926

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da die Hand eines Kleinmeisters der Werkstatt verraten. Levys
Malerei ist ohne große Ansprüche, er beschränkt sich im Format,
hat nicht den Ehrgeiz Schlager zu malen, und sucht Vollkommen-
heit im Kleinen. Seine Form ist ausgeglichen, sie wirkt wie das
Ergebnis einer neuen unsichtbaren Akademie, sie ist nicht über-
raschend eigenartig, aber sie ist selbständig, hat alle Einflüsse
persönlich verarbeitet und ist viel tiefer gegründet als nur auf
Geschmack und Dekorationslust. Es ist in dieser Form ein
Gran von jenem bestürzten Erstaunen vor der Erscheinung,
das den Künstler macht.
(Aus „Kunst und Künstler“, Jahrgang XX)
* *
*
VON HANS SIEMSEN
Von Rudolf Levy gibt es so viele Geschichten und Anekdoten,
weise Sprüche und salomonische Urteile, er ist bei denen, die
Bescheid wissen, so sehr bekannt als Dichter, Philosoph, weiser
Spaßmacher und guter Kamerad, daß man manchmal darüber
vergessen hat, daß er eigentlich und in der Hauptsache Maler
ist, oder wie man in Deutschland sagt: Kunstmaler.
Wenn von Rudolf Levy die Rede ist, so weiß jeder in der
Tafelrunde ein paar reizende Geschichten zu erzählen oder gar
eines seiner köstlichen Gedichte aufzusagen. Und dann ist es
natürlich langweilig, das bisher gepflogene Gespräch über die
Prinzipien der Malerei und den Unterschied zwischen Braque
und Picasso fortzusetzen. Man wendet sich heitereren und lieb-
licheren Gefilden des Lebens und der Erinnerung zu.
Er selbst spricht selten von seinen Bildern. Er wäre ja nicht
der Vater des „Dome“, der in langjähriger, unermüdlicher
Arbeit die jungen Leute des Montparnasse zu Skepsis und Be-
scheidenheit erzog, wenn er sich mit seiner Arbeit, seinen Bildern
dicketäte. Es wird ihm überhaupt nicht gerade lieb sein, daß
man so in aller Öffentlichkeit darüber spricht, ( her ernste Dinge
schweigt man besser. Also schweigt er über seine Bilder. Denn
das sind ernste Dinge.
Die Anekdote von dem jungen Maler, den sein bärbeißiger
Lehrer anfährt: „Sie glauben wohl, das Malen wäre ein Ver-
gnügen?!“ — und der dann antwortet: „Ja, allerdings, das
glaubte ich!“ — Diese reizende Geschichte ist zwar nicht von
Levy, sondern von Renoir. Aber sie könnte auch von Levy
sein. So heiter, fröhlich und erfreulich sind seine Bilder anzusehen.
Denn die ernste, sehr ernste Arbeit, die in ihnen steckt (die
Arbeit und Erfahrung eines ganzen, Gott sei Dank, nicht nur
im Atelier verbrachten Lebens) sieht man ihnen kaum an, sieht
ihnen nur der Kenner an. Und doch ist Arbeit der Urgrund ihrer
Qualität. Und, so paradox es klingt, auch ihrer Heiterkeit.

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