Metadaten

Scheffler, Carl
Rudolf Levy — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 17: Berlin: Werkkunst-Verl., 1926

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/scheffler1926/0015
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
So teilt sich das Erlebnis des Künstlers mit: dieses Dorf mit
weißen und farbigen Häusern und roten Dächern, mit schwanken
Espen und knorrigen, silbergrünen Oliven, mit bunten Dünen,
gegen die das tiefblaue Meer reinen, weißen Schaum wirft und
spritzt, mit der Hügelreihe, in deren nackten, fein geschwungenen
Flächen so viel zarte Töne durcheinander spielen.
Es ist nicht alles gleich stark, aber wie weit ist das Ganze von
jener Touristenkunst, die, eine Reise ausnützend, äußerlich
fleißig und innerlich träge, Motiv auf Motiv malt, und eigent-
lich immer dasselbe. Der Maler kann sich noch strenger von
ihr scheiden. Nur dann malen, wenn ein Bild von fester Stempe-
lung enstehen kann.
Fritz Stahl (Berliner Tageblatt, 1925)
* *
*

Nächstens fünfzigjährig, darf Rudolf Levy aus seiner eifrigen
Lebensarbeit die Summe ziehen, daß er endlich von weiten
Kreisen als eines der feinsten und liebenswürdigsten Talente
eingeschätzt wird, über die wir in Deutschland verfügen. Lange
Zeit war er bei uns hauptsächlich bekannt als der menschen-
freundliche, anregende und witzige Mittelpunkt der modernen
deutschen Malerkolonie in Paris. Man hörte von dem höchst
unbefangenen Meinungsaustausch und den treffenden Bemer-
kungen von der Tafelrunde seines Stammsitzes, des Cafe du
Dome, um die sich bereits eine heitere Legende spann. Aber
von Jahr zu Jahr wurde es deutlicher, daß hinter dem Plauderer
und Kulturmittler eine Begabung von hohem Rang stand. Längst
umwerben ihn die Sammler, und wenn er wie jetzt eine neue
Ausstellung macht, so sichern sich am ersten Tage die Museen
von Hamburg und München ein Bild daraus.
Diese neuen Arbeiten sind in der Hauptsache Früchte eines
Sommeraufenthalts im südlichen Frankreich. Der Stilleben-
Maler, auch jetzt noch durch eins dieser delikaten Geschmacks-
stücke vertreten, ward dort zum Landschafter. Levy ist auch
dabei ein getreuer Schüler der Franzosen aus der Zeit, da der
Impressionismus abklang. Er lebt durchaus in den kultivierten
malerischen Vorstellungen der Pariser. Aber er ist niemals ein
Nachahmer. Aus einer freien Weltbejahung, die aus einem
festen und heiteren Herzen stammt, tritt er vor die Wirklichkeit
und deutet sie in zärtlichen, frisch leuchtenden, man darf sagen,
mit nie danebengreifendem Geschmack gewählten Farben. Levy
schöpft gewiß nicht letzte Tiefen aus, er ringt nicht bei jedem
Bilde „mit dem Weltgeist“. Aber solcher heroischen Gemüter
haben wir ja sonst genugsam. Hier ist einer, der von der Glorie

13
 
Annotationen