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I. Scheftelowitz

des Leichnams gefesselt K Der Kopf des Toten wird auf
Tahiti mit Stricken umschnürtauf der Stephens-Insel (Torres
Straits) mit roten Bändern3 und auf Deutsch Neu-Guinea mit
einem Bande, woran Hundezähne befestigt sind4. In Ungarn
wurden die Hände des Leichnams gebunden5. Die peruani-
schen Leichen waren mit einem Stricknetz umgeben °. Ebenso
werden auf den Aleuten die Leichen mit Netzwerk über-
zogen '. Im slavischen Westpreußen ist es Brauch, dem Toten
ein Stück Fischnetz in den Sarg zu legen: dann kann die
bösartige Seele die Überlebenden nicht heimsuchen8, da sie
in dem Netz gefangen ist. Die Dajaks legen um das Grab
eine Art Fußschlinge, damit die abgeschiedene Seele nicht
zu den Lebenden kommen kann9. Die Patani spannen über
das Grab ein netzartiges Geflecht aus Baumwollengarn aus,
um den Geist so einzuschließen10. Derselbe Brauch wird auch
in Loango geübtn. Die Tasmanier errichten auf dem Grabe
ein Flechtwerk12. In Rußland ist es üblich, den Sarg mit
roten Fäden zu umwickeln und selbst quer über die Leiche
einen roten Faden zu legenls. Denselben Ursprung hat auch

1 Lippert, Kulturgesch. d. Menschheit I 113 f.; Sartori, Ztschr. d. Ver.
f. Volksk. IV 423.

2 Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. Ethn. 1896, 466 f.

3 Kgl. Museum f. Völkerkunde, Berlin Nr. VI 4089 und 4090; Bep.
of the Cambridge Anthr. Exp. to Torres Straits VI 137. Die rote Farbe
bannt die Geister, s. v. Duhn, Eot und Tot, Arch. f. K. W. IX 1906, 1 ff.

4 B. Neuhanß, Deutseh Neu-Guinea III 81.

5 H. J. Bell Obeah, London 1893, 165.

6 Vgl. Führer durch d. Museum f. Völkerkunde Berlin, 14. Aufl. 1908,196.

7 R. Andree, Ethnogr. Parallelen N. F., S. 123.

8 A. Wuttke, Deutscher Volksabergl.3 480.

9 H. Bing Both Natives of Sarawäk I 205.

10 Annandale und H. C. Kobinson Fasciculi Malayenses II 77 nebst
flg. 4 p. 79. Bei den Tibetanern werden an den vier Ecken des Grabes
Stöcke in der Erde befestigt, welche untereinander mit roten, weißen und.
gelben Fäden verbunden sind (Ch. A. Sherring Western Tibet 1906, 125).

11 Pechuel-Loesche, Volkskunde von Loango 1907, 311.
13 Bonwick Daily life of the Tasmanians p. 186.

13 Janiewitsch, Arch. f. B. W. XI 406 f. In Neugriechenland nagelt man
die Hände und Füße eines Toten fest, damit er nicht wiederkehre (E. H.
Meyer, Myth. d. Germ. S. 105). In mehreren römischen Skelettgräbern zu
 
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